Deutsche Bahn = Mobiler Abenteuerspielplatz

Man kann der Deutschen Bahn AG vieles nachsagen. Man kann ihr nachsagen, dass die Züge oft unpünktlich sind und dass die Fahrgäste nur mäßig über Verspätungen informiert werden. Man kann ihr nachsagen, dass die Züge schlecht klimatisiert und teilweise nur bedingt bequem sind oder dass die Toiletten in den Intercityzügen häufig nicht funktionieren. Man kann ihr sicherlich auch nachsagen, dass die Preise für die Tickets weitaus schneller steigen, als der Wasserspiegel bei einem Tsunami und im Gegensatz zum Wasserspiegel nach einem Tsunami nicht wieder sinken. Was man der Deutschen Bahn jedoch nicht nachsagen kann, ist, dass ihre Werbetexter nicht überaus kreativ und einfallsreich seien. So wirbt Deutschlands Schienenunternehmen Nummer Eins seit einigen Wochen mit dem Slogan „Hier dürfen Kinder alles. Außer zahlen“ für ein preisgünstige Familienticket. Bei solchen Angeboten muss sich der Schienrossbetreiber allerdings nicht wundern, wenn in seinen Waggons Anarchie herrscht. Denn der Satz „Hier dürfen Kinder alles“ ist quasi ein Aufruf zur Gewalt.

Für gerade einmal 49 Euro können Eltern mit bis zu drei Kindern quer durch Deutschland reisen und sich dabei entspannt zurücklegen. Denn, sich müssen sich ausnahmsweise einmal nicht darum kümmern, wie sich die Kinder benehmen und sich auch keine Gedanken darum machen, für eventuelle Schäden aufzukommen. Denn die Werbeaussage ist eindeutig. Die Kinder dürfen alles: Mit dem Edding oder der Sprühdose Tische, Bänke und Toiletten neu gestalten, mit dem Messer Polster aufschlitzen, mit dem Nothammer Scheiben einschlagen oder das Begleitpersonal fesseln und knebeln. Und das Beste: Der Spaß in dem rollenden Abenteuerspielplatz ist kostenfrei, zumindest solange Mutti und Papi das 49-Euro-Ticket erworben haben. Günstiger kann man seine Kinder wohl kaum beschäftigen. Und selbst wenn diese während der Fahrt mächtig in Fahrt geraten und ihre Zerstörungswut ausleben, bleibt dies ohne Konsequenzen. Schließlich  dürfen Kinder hier alles. Wer braucht da noch Ballerspiele aus dem Internet?

Buchtipp: Karsten-Thilo Raab: Thekenbrust & Zackendruse, Westflügel Verlag, ISBN 978-3-939408-11-6, 12,50 €, Bestellen