Über die Wildspitze von Oberstdorf nach Meran

Wildspitze
Von der Wildspitze aus sieht man auf mehr als 50 Dreitausender. – Foto: Tyulyakov Roman

Bislang war die Wildspitze kein Thema auf dem europäischen Fernwanderweg E5 von Oberstdorf nach Meran. Doch nun bietet die Pitztaler Bergführervereinigung fitten Fernwanderern die Möglichkeit, den höchsten Berg Nordtirols und somit auf der gesamten Route mitzunehmen. Selbstverständlich in der Seilschaft und an der Seite erfahrener Guides.

„Ein unvergessliches Erlebnis“, sagt Alfi Dworak, der seit 22 Jahren über die Gipfel des Pitztals führt und sie im wahrsten Sinne des Wortes wie seine Westentasche kennt. „Unsere Strecke hat eigentlich nur eine Stunde Gehzeit mehr als die Normalroute zur nächsten Station nach Vent. Aber sie lässt den höchsten Berg Nordtirols nicht rechts liegen, sondern integriert dieses Highlight – und führt mitten durch die Welt des ewigen Eises.“

Verschiedene Startpunkte

Los geht’s um 5 Uhr in der Früh an der Braunschweiger Hütte (wo E5-Wanderer in der Regel Station machen) oder alternativ am Taschachhaus (einem DAV-Ausbildungsstützpunkt). Wer es gemütlicher angehen mag, trifft sich um 8.30 Uhr an der Talstation der Pitztaler Gletscherbahn mit dem Guide.

Nur mit Guides sicher unterwegs entlang der Gletscherspalten. – Foto: TVB Pitztal

„Dies ist die ideale Variante für Fernwanderer, die zwischendurch Hotelkomfort im Tal schätzen“, erklärt Alfi Dworak. Einfach in Mandarfen übernachten und am nächsten Morgen mit der Bahn hoch auf 2840 Meter. Der Weg führt über das Mittelbergjoch in knapp eineinhalb Stunden zum Taschachferner.

Anspruchsvolles Gelände

Wo im Winter Freerider unterwegs sind und auch noch im Sommer Schnee liegt, ist das Gelände anspruchsvoll. „Ohne Bergführer sollten sich Touristen hier auf keinen Fall auf den Weg machen. Es gibt unzählige Gletscherspalten und man weiß nie genau, welche Schneebrücke trägt“, erklärt der 46-jährige Bergführer.

Querlaufende und schräglaufende Gletscherspalten geben Aufschluss über Fließrichtungen und die Beschaffenheit des Untergrunds. All dies wird zwischendurch erklärt. Steigeisen anschnallen und sich für den Aufstieg in der Seilschaft wappnen. Am besten noch einmal tief durchatmen.

Dünner werdende Luft

Sommer wie Winter: Die Pitztaler Gletscherwelt macht sprachlos. – Foto: Pitztaler Gletscherbahn/Daniel Zangerl

„Die Luft ab 3300 oder 3400 Meter Höhe wird spürbar dünner. Obwohl man sich in Zeitlupe bewegt, hämmert der Puls wie beim Dauerlauf“, sagt Alfi Dworak und versichert: „Auch weniger trainierte Bergwanderer schaffen die Tour. Denn wir achten auf jeden und niemand bleibt allein zurück – geht ja auch nicht anders in der Seilschaft.“

Nach etwa vier beziehungsweise sechs Stunden (je nach Startpunkt) winkt das Gipfelglück auf der Wildspitze. Grandioser Ausblick auf Zillertaler Alpen, Hohe Tauern, Dolomiten, Zugspitze. Die Welt liegt zu Füßen. Eine kleine Pause in der Halbzeit, dann geht’s mit den Jungs der Pitztaler Bergführervereinigung hinab ins Ötztal. Die letzten 400 Höhenmeter nach Vent fährt man mit dem Sessellift.

2.500 Höhenmeter bewältigen

Der „Wildspitz Shuttle“, wie die neue geführte Königsetappe des E5 heißt, weist neben unglaublichen Ausblicken 1100 Höhenmeter im Anstieg und 1500 Höhenmeter im Abstieg auf. Trittsicherheit und gute Grundkondition sind Voraussetzung. Weitere Informationen unter www.bergfuehrervereinigung-pitztal.com und unter www.pitztal.com.