Jane Seymour als „Harry Wild“ in Galaform

Harry Wild
Einmal mehr kommt Harry Wild (Jane Seymour) ihrem Sohn Charlie (Kevin Ryan) bei der Aufklärung eines Verbrechens zuvor. – Foto Szymon Lazeweski/Zoe Production DAC/AcornTV

Den Spagat zwischen packender Unterhaltung und Humor kriegen nur wenige Krimireihen hin. Die erste Staffel von Harry Wild – Mörderjagd in Dublin bildet hier eine absolut löbliche Ausnahme. Was zum einen an den witzig-spritzigen Dialogen, zum anderen an den spannend aufgebauten Fällen, vor allem aber an den Hauptdarstellern Jane Seymour und Rohan Nedd liegt, die sich trotz der Generation-Gap als kongeniales Ermittlerduo erweisen. Dabei ist deren erste Begegnung, als Jane Seymour als gerade in den Ruhestand verabschiedete Literatur-Professorin Harry Wild auf offener Straße in Dublin von Rohan Nedd als Fergus überfallen und ausgeraubt wird, alles andere als dazu angetan, freundschaftlicxhe Bande entsteen zu lassen. Wild spürt den in schwierigen Verhältnissen aufwachsenden Teenager auf und spannt in als Helfer bei ihrer ersten Mordermittlung ein. Ein Erlebnis, das beide zusammenschweißen lässt. Sehr zum Leid von Wilds Sohn Charlie (Kevin Ryan), der als leitender Detective bei der Garda in Dublin, mehr und mehr unter Druck gerät, weil seine Mutter quasi seinen Job erledigt.

„Ich hatte schon Angst, der Ruhestand könnte langweilig werden“, räumt Wild schließlich gegenüber Fergus ein, wohlwissend, dass sie sich nicht hätte träumen lassen, dass ihr Ruhestand derart turbulent verlaufen könnte. Mit detektivischem Scharfsinn, Instinkt und Gespür, aber auch dank ihrer literarischen Kenntnisse, schafft es Wild, Licht in das Dunkel einiger überaus verzwickter Fälle zu bringen. Immer garniert mit einer Prise feinstem Humor. So konstatiert sie, als sie ein Unwetter zwinkt, die Nacht in ihrem Lieblings-Pub zu verbringen: „Ich erwarte, dass jeden Moment ein Farmhaus vorbeigeflogen kommt.“

Harry Wild
Der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft: Rohan Nedd überfällt als Fergus Reid die ehemalige Professorin Harry Wild, gespielr von Jane Seymour. – Foto Szymon Lazewski/Zoe Productions DAC/AcornTV

Sprüchklopfer Fergus steht ihr mit seiner großen Klappe in nichts nach; lässt Harry wissen, dass sie sich wohl nicht mehr zum Bond-Girl eignet. Und dies, obwohl Darstellerin Jane Seymour tatsächlich im 007-Klassiker „Leben und sterben lassen“ einst als Bond-Girl die Wahrsagerin Solitaire mimte, die für einen Drogenboss aus Tarotkarten die Zukunft liest – bis sie sich mit dem britischen Agenten (Roger Moore) einlässt und die Seiten wechselt.

Doch zurück zu Harry Wild – Mörderjagd in Dublin, das jetzt bei Edel:Motion auf DVD erschienen ist. Mit einer unkonventionellen wie launigen Rede sowie einem kleinen Trick für ihre Studierenden scheidet Wild als Professorin aus dem College-Dienst aus. Nach der berauschenden Abschiedsparty wird sie tags darauf von Fergus überfallen und wird mit ihrer Kopfverletzung erst einmal von ihrem Sohn Charlie und seiner Familie aufgenommen. Als Harry dort nachts nicht schlafen kann, studiert sie heimlich die Akte eines Mordfalls, die ihr Sohn mit nach Hause genommen hatte. Dabei entdeckt sie Parallelen zu dem literarischen Klassiker Calabras von Edmond Porter. Als sie Charlie davon berichtet, ist dieser empört, dass sie polizeiliche Unterlagen liest und schenkt ihr keinen Glauben.

Kurzerhand beschließt Harry, selbst die Ermittlungen aufzunehmen und spannt den von ihr aufgespürten Fergus geschickt hier mit ein. Während die beiden Verbrecher jagen, vermittelt Harry dem Jungen aus schwierigen Verhältnissen ganz nebenbei den Wert von Literatur und Bildung. Dafür bringt er ihr bei, was man auf den Straßen von Dublin im Umgang mit Gangstern wissen muss. Durch ihre unterschiedlichen Fähigkeiten werden die beiden schnell zu einem ungewöhnlichen Dreamteam und geraten jedoch auf der Suche nach den Tätern oftmals in höchst prekäre Situationen. Und dies zu Charlies Leidwesen. Denn der geradlinige Detective kann nichts weniger gebrauchen als eine Mutter, die mit ihrer neuen Passion für knifflige Kriminalfälle das Revier aufmischt – oder noch schlimmer: sogar erfolgreich damit ist…