Skarslia – Skiperle im norwegischen Hallingdal

Ohne Frage gilt Skarslia als ein Geheimtipp für alle, die Wintersport abseits der Massen genießen wollen. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Ohne Frage gilt Skarslia als ein Geheimtipp für alle, die Wintersport abseits der Massen genießen wollen. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Wie cool ist das denn? Da tummeln sich insgesamt nur sechs (!) Personen im ganzen Skigebiet. Selbst am Nachmittag wirken die Pisten noch top präpariert. Am Lift gibt es keine Sekunde Wartezeit. Und die einzigen Geräusche, das auf der Piste zu vernehmen sind, ist das Knarren und Knarzen der eigenen Kufen. Vor und hinter einem ist niemand in Sicht.

Dazu die grandiose Aussicht auf die abgerundeten Bergkuppen, zugefrorene und mit Schnee überzogene Seen und riesige Birkenwälder. Dazwischen ducken sich vielleicht 30, 40 charmante Holzhütten, die so großzügig verteilt sind, dass es den Anschein hat, als habe ein Troll-Riese die „Hytter“, wie der Norwegen die charmanten Ferienhäuser nennt, mit einem Knobelbecher wahllos in der Landschaft ausgeschüttet. Dazu die klare Bergluft und die fast schon meditative Stille.

Die Einsamkeit des Skifahres

Das kleine, aber feine Skigebiet hält Pisten für alle Könnerstufen vor. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Das kleine, aber feine Skigebiet hält Pisten für alle Könnerstufen vor. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Fast wünscht man sich, lautlos über den Schnee gleiten zu können. Aber auch so verspricht das kleine Skarslia Ski- und Akesenter vor den Toren von Ål im norwegischen Hallingdal Wintersportgenuss in Perfektion. Vorausgesetzt, man sehnt sich nicht nach kilometerlangen Abfahrten und vorausgesetzt, man sehnt sich nicht nach Hüttengaudi und Apres-Ski wie in den Alpen. Doch die Einsamkeit des Skifahrers auf Pisten im Top-Zustand ist eigentlich nicht zu toppen.

Drei Skifahrer auf einmal - in Skarslia fast ein Bild mit Seltenheitswert. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Drei Skifahrer auf einmal – in Skarslia fast ein Bild mit Seltenheitswert. (Foto Karsten-Thilo Raab)

„Drangvolle Enge herrscht hier eigentlich nie. Es ist äußerst selten, dass mehr als 60, 70 Ski- und Schlittenfahrer gleichzeitig unterwegs sind“, sagt Øyvind, der als Saisonkraft am Lift für Sicherheit sorgt. Und so ist Abfahrt für Abfahrt ein absoluter Genuss. Die einzigen Spuren im Schnee sind die eigenen und das bleibt auch an den nächsten Tagen so, als wieder nur eine Handvoll Skifahrer in Skarslia unterwegs ist. Und dies bei Kaiserwetter. Minus sechs Grad und strahlend blauer Himmel lassen die Schnee- und Eiskristalle in der Sonne funkeln.

Lift läuft nur von 10 bis 15.30 Uhr

Auch ohne Norwegisch-Kenntnisse ist die Beschilderung gut zu verstehen. (Foto Ulrike Katrin Peters)
Auch ohne Norwegisch-Kenntnisse ist die Beschilderung gut zu verstehen. (Foto Ulrike Katrin Peters)

An der letzten Kuppe der Talabfahrt fällt der Blick auf den menschenleeren Lift, der fast schon sehnsüchtig darauf zu warten scheint, endlich wieder jemanden nach oben befördern zu können. Angesichts des nicht vorhandenen Andrangs scheint sich der Skitag für Øyvind und den Lift wie ein Kaugummi in die Länge, und dies, obwohl die Lifte ob der kurzen Tageslichtdauer im hohen Norden Europas nur von 10 bis 15.30 Uhr laufen.

Ein kleiner Schilderwald hängt an der Talstation in Skarslia. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Ein kleiner Schilderwald hängt an der Talstation in Skarslia. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Ja, keine Frage, es gibt sie noch, die kleinen Skiperlen, die schneesicher und dabei nahezu menschenleer sind. Zu diesen gehört definitiv das Skarslia Ski- und Akesenter im Hallingdal. Die Kilometerfresser und Pistensammler unter den Skifahrer fühlen sich hier sicher nicht wohl. Zu klein ist das Areal, das vor allem bei Anfängern, Familien und weniger ambitionierten Skifahrer punkten dürfte. Schließlich finden sich hier nur sieben Abfahrten mit Längen von bis zu 1.200 Metern. Hinzu kommen ein 400 Meter langer Übungshang für Anfänger sowie zwei Schlittenbahnen mit Längen von 1.300 und 1.600 Metern, wobei Letztere als vermeintlich längste in ganz Norwegen gilt.

Wo Anstehen am Lift unbekannt ist…

Die Pisten in dem kleinen Skigebiet im Hallingdal werden von Birkenwäldern gesäumt. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Die Pisten in dem kleinen Skigebiet im Hallingdal werden von Birkenwäldern gesäumt. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Das Fehlen an Pistenkilometern wird durch die praktisch nicht vorhandenen Wartezeiten am Lift mehr als ausgeglichen. Und wem Skarslia nach ein paar Tagen doch zu klein und übersichtlich anmutet, der kann schnell mal einen Abstecher ins 35 Kilometer entfernte Hemsedal unternehmen, das eines der führenden und größten Skigebiete in Norwegen ist.

Von den meisten Hütten geht es direkt auf die Piste. (Foto Ulrike Katrin Peters)
Von den meisten Hütten geht es direkt auf die Piste. (Foto Ulrike Katrin Peters)

„Das sind bestimmt Dänen – die kennen keine Berge“, flachst Øyvind, als ein Pärchen während der Fahrt aus dem Schlepplift purzelt. Dabei muten die Berge in Skarslia verglichen mit den Alpen auch eher wie große Hügel an. Der höchste Punkt liegt auf 1.073 Meter über dem Meeresspiegel. Die Bergkuppen hier sind auch nicht schroff, sondern von der letzten Eiszeit nahezu komplett abgerundet. Die Lage hoch im Norden Europas ermöglicht trotz der geringen Höhe ein schneesicheres Wintervergnügen deutlich unterhalb der Baumgrenze. Auf den Einsatz von Schneekanonen kann ob der langen kalten Winter (fast) gänzlich verzichtet werden. Die Skisaison reicht zudem bis weit in den April.

Skifahren ohne Halligalli

Typisch für diesen Teil von Norwegen sind die abgerundeten Bergkuppen. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Typisch für diesen Teil von Norwegen sind die abgerundeten, wenig schroffen Bergkuppen. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Auch die Hüttenkultur wie in den Alpen sucht man hier vergebens. Das Gros der Norweger hat ein „Matpakke“ im Rucksack. Das sind mitgebrachte Stärkungen – meist als belegte Brote. Diese werden an aufgestellten Tischen und Bänken im Skigebiet genossen. Abgesehen davon gibt es in Skarslia unterhalb der Liftstation zumindest ein kleines Cafe.

Schnee satt ist in Skarslia fast schon garantiert. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Schnee satt ist in Skarslia fast schon garantiert. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Alkoholische Getränke sind hier – wie in allen norwegischen Skigebieten – nicht im Ausschank. Die Auswahl an Speisen ist sehr überschaubar. Nicht fehlen dürfen aber frische Waffeln mit „Brunost“, einem Käse aus karamelisierter Milch, garniert mit Erdbeer- oder Himbeermarmelade und Sahne (Rømme). Dazu werden gerne frisch gepellte Apfelsinen oder Mandarinen genossen. So gestärkt geht es wieder zurück auf die Piste, wo die kleine Skiperle Skarslia großen Pistengenuss verspricht – und dies weit ab allen Rummels.

Wissenswertes zum Wintersport in Skarslia

Die Skitage in Skarslia sind relativ kurz, da schon am frühen Nachmittag die Dunkelheit einbricht. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Die Skitage in Skarslia sind relativ kurz, da schon am frühen Nachmittag die Dunkelheit einbricht. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Allgemeine Informationen: www.visitnorway.de und www.al.no

Lage: Skarslia liegt rund 250 Kilometer nordwestlich von Oslo. Von dort ist Skarslia mit dem Auto über die E16 bis Hønefoss und weiter über die E7 Richtung Gol und von dort Richtung Ål zu erreichen. Vom Ortseingang Ål der Beschilderung nach Skarslia folgen.

Nahezu komplett menschenleere Pisten sind vor den Toren von Al keine Seltenheit. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Nahezu komplett menschenleere Pisten sind vor den Toren von Ål keine Seltenheit. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Skarslia Ski- und Akesenter, Bergsjoområdet, N-3570 Ål in Hallingdal, Norwegen, Telefon 0047-(0)91372420, www.skarslia.no.

Öffnungszeiten und Preise: Die Lifte sind täglich von 10 bis 15.30 Uhr im Betrieb. Die Liftkarte kostet für einen Tag 310 NOK (ca. 32 Euro), für Kinder 220 NOK (ca. 23 Euro); das Fünf-Tagesticket 760 NOK (ca. 79 Euro) beziehungsweise ermäßigt 610 NOK (ca. 63 Euro); die Wochenkarte 920 NOK (ca. 95 Euro) beziehungsweise ermäßigt 730 NOK (ca. 76 Euro). An der Talstation gibt es auch einen kleinen Skiverleih.

Das leibliche Wohl

Der kleine Skiverleih ist gut sortiert, hat allerdings eingeschränkte Öffnungszeiten. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Der kleine Skiverleih ist gut sortiert, hat allerdings eingeschränkte Öffnungszeiten. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Währung: Zahlungsmittel ist die Norwegische Krone (NOK). Eine NOK entspricht etwa 0,10 Euro, ein Euro entspricht etwa 9,6 NOK.

Essen & Trinken: Mit Ausnahme des Cafés an der Talstation, das während der Liftzeiten von 10 bis 16 Uhr geöffnet hat, gibt es in Skarslia keine gastronomischen Einrichtungen.

Bergsjostolen, Bergsjo, N-3570 Ål in Hallingdal, Norwegen, Telefon 0047-(0)32084618. Schlichtes Restaurant mit regionaler Küche

Sundre Pizza, Myren 30 (Sundrebygget), N-3570 Ål in Hallingdal, Norwegen, Telefon 0047-(0)954-01880, https://m.facebook.com/sundrepizza/. Kleine Pizzeria.

Auch Langläufer kommen auf den gespurten Loipen auf ihre Kosten. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Auch Langläufer kommen auf den gespurten Loipen auf ihre Kosten. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Übernachten: Skarslia Apartment, Bergsjoområdet, N-3570 Ål in Hallingdal, Norwegen, Telefon 0047-(0)3208-4684, www.skarslia.no. Gemütliche, komplett eingerichtete Hütten für sechs bis zwölf Personen direkt an der Skipiste werden je nach Kalenderwoche für fünf Tage ab 3.650 NOK (ca. 380 Euro) angeboten. Daneben sin auch Apartments ab 3.100 NOK (ca. 320 Euro) erhältlich.

Literaturtipp: Ulrike Katrin Peters & Karsten-Thilo Raab: Oh, diese Norweger, Conrad Stein Verlag, ISBN 978-3-86686-803-8. Erhältlich ist der Titel, der auf augenzwinkernde Art und Weise Skurriles und Wissenswertes über die Norweger vermittelt, im Buchhandel oder direkt beim Conrad Stein Verlag.

Diue riesigen Schneemassen sorgen dafür, dass manch einer sein Auto förmlich ausbuddeln muss. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Diue riesigen Schneemassen sorgen dafür, dass manch einer sein Auto förmlich ausbuddeln muss. (Foto Karsten-Thilo Raab)

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