Schneeschuhwandern im Pillerseetal – Wintervergnügen abseits des Pistentrubels

Schneeschuhwandern ist vom Bewegungsablauf intuitiv und leicht erlernbar. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Schneeschuhwandern ist vom Bewegungsablauf intuitiv und leicht erlernbar. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Da hat Frau Holle wohl heimlich an der Tür gelauscht. Gestern noch war das Pillerseetal jahreszeitbedingt in Grün, Grau und Braun getaucht. Heute ist dieser Teil Tirols komplett mit puderzucker-weißem Schnee überzogen. Und Frau Holle schüttelt die Kissen ohne Unterlass weiter aus. Am offiziellen Schneemesspunkt in Hochfilzen ist bereits die Marke von zehn Zentimetern erreicht – Tendenz stark, und vor allem schnell steigend.

Vorbei am Biathlon-Oval mit der gespurten Loipe geht es querfeldein zur Feistenauer Straße, der österreichischen Bundesstraße 164 und Hauptverkehrsader durch das beschauliche Hochfilzen. Über die Hosenbeine sind vom Schuh bis unterhalb der Knie wasserdichte Stulpen gezogen. Unter die Füße sind merkwürdig anmutende Dinger geschnallt, die wie gehäkelte Tennisschläger ohne Griff aussehen. Ein Skistock in jeder Hand gibt zusätzlich Halt. Das Gehen mit den tropfförmigen Schneeschuhen ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Bei jedem Schritt sinken wir ein Stück in den losen Neuschnee ein. Und doch geht es mit jedem Schritt auch ein wenig besser.

Selbst eingeschneite Sitzbänke halten die Schneeschuhwanderer bei einer Tout durch das Pillerseetal nicht von einer Verschnaufpause ab. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Selbst eingeschneite Sitzbänke halten die Schneeschuhwanderer bei einer Tout durch das Pillerseetal nicht von einer Verschnaufpause ab. (Foto Karsten-Thilo Raab)

„Schneeschuhwandern ist keine Hexenkunst“, lacht Gerhard Blaas. Das Ganze sei deswegen babyeinfach, weil der Bewegungsablauf intuitiv richtig gemacht wird, so der kernige Tiroler weiter. Schließlich könne man nicht wirklich viel verkehrt machen: „Und rückwärts durch den Schnee zu stapfen, ist einfach nicht möglich“, ergänzt der kletterbegeisterte Guide, der im Sommer seine Brötchen als Drucker verdient.

Auf der anderen Seite der Bundesstraße geht es bergan in ein weites Wald- und Wiesengebiet. Mit jedem Schritt wird es ruhiger. Der Lärm der Straße verstummt zunehmend, bis nur noch das gleichmäßige Knirschen der Kunststoff-Schuhe im Schnee zu hören ist. Ein fasst schon meditatives Erlebnis. Ja, so klingt der Winter in Tirol. Und die weit geöffneten Himmelspforten, aus denen weiter der Schnee leise und in rauen Mengen fällt, sorgen dafür, dass dieses besondere Klangerlebnis nicht verstummt.

„Die Ruhe abseits des sonst üblichen Pistentrubels macht den großen Reiz des Schneeschuhwanderns aus“, unterbricht Gerhard Blaas für einen Moment die Stille in mitten der weißen Idylle. Ja, mit den Schneeschuhen unter den Füßen, lässt es sich mit Leichtigkeit in Regionen bewegen, in denen sonst keine Menschenseele zu sehen ist.
Die einladend weiße Schneedecke vor uns dokumentiert, dass hier zumindest heute noch niemand hergekommen ist.

Schneeschuhwandern ist in einigen Teilen wie Treppensteigen - es geht zumindest auf dem Hinweg fast immer (leicht) bergauf. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Schneeschuhwandern ist in einigen Teilen wie Treppensteigen – es geht zumindest auf dem Hinweg fast immer (leicht) bergauf. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Noch nicht mal ein Hase oder ein Reh hat sich hier verlaufen. Der herrliche Pulverschnee ist unberührt, die Schneekristalle funkeln sogar im matten Tageslicht und die klare Bergluft füllt die Lungen. Mit leicht gesenktem Kopf bewegen sich die Mitglieder unserer kleinen Schneekarawane weiter. Wie eine Entenfamilie stapfen alle durch den höher werdenden Schnee hinter Gerhard Blaas her.

Beim Schneeschuhwandern lässt sich das Pillerseetal abseits des Pistentrubels genießen. (Foto Ulrike Katrin Peters)
Beim Schneeschuhwandern lässt sich das Pillerseetal abseits des Pistentrubels genießen. (Foto Ulrike Katrin Peters)

Trotz der Temperaturen knapp unter der Null-Grad-Grenze durchaus eine schweißtreibende Angelegenheit, zumal es weiter leicht bergan durch ein Waldstück geht. Dabei werden immer wieder auch Blicke auf das mit jedem Schritt kleiner werdende Hochfilzen mit seiner markanten Pfarrkirche „Unsere Liebe Frau Maria Schnee“ aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts frei.

Keine Frage, Schneeschuhwandern ist wie Treppensteigen. Als Geländer dienen dabei die Skistöcke in der Hand. Als ein etwas flacheres Teilstück vor uns liegt, wird es noch sportlicher. Gerhard Blaas ruft zu einem kleinen Sprintduell auf. Und das Wettrennen, bei dem Dabeisein alles ist, entpuppt sich als herrlicher Spaß, zumal die Schneeschuhe im Sauseschritt den Schnee meterhoch aufwirbeln, ehe die zweibeinigen „Rennschnecken“ sich nach Luft japsend und laut lachend in der weißen Pracht wälzen.

In gut zweieinhalb Stunden legen wir fast vier Kilometer mit knapp 200 Höhenmetern zurück. Klingt wenig, ist aber mit den ungewohnten Schneeschuhen doch eine Menge. Nur gut, dass es unterwegs hier und da ein paar Parkbänke gibt, um einen Moment durch zu schnaufen. Da macht es auch nichts, dass die Sitzgelegenheiten mit einer Schneedecke überzogen sind. Ebenso wie die weite Ebene der Dorfloipe in Hochfilzen, wo sich am offiziellen Messpunkt während unseren Abwesenheit die Schneemenge mal kurz verdoppelt hat.

Ein Rennen in Schneeschuhen ist nicht ganz einfach, aber enorm spaßig. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Ein Rennen in Schneeschuhen ist nicht ganz einfach, aber enorm spaßig. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Allgemeine Informationen: Tourismusverband PillerseeTal, Dorfplatz 1, A-6391 Fieberbrunn, Österreich, Telefon 0043-5354-56304, info@pillerseetal.at, www.pillerseetal.at

Der offizielle Schneemesspunkt an der Dorfloipe in Hochfilzen beim Start der Tour. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Der offizielle Schneemesspunkt an der Dorfloipe in Hochfilzen beim Start der Tour. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Lage: Das Pillerseetal in Tirol in Österreich wird eingerahmt von den Kitzbüheler Alpen sowie den Loferer und Leoganger Steinbergen. Die Region, die sich aus den fünf Orten Fieberbrunn, Waidring, St. Jakob in Haus, St. Ulrich am Pillersee und Hochfilzen zusammensetzt, liegt zwischen Kitzbühel und Saalbach an der Grenze zu Salzburg.

Anreise: Die Anreise in das Pillerseetal mit dem eigenen Auto ist einfach: Ab dem Autobahnkreuz München-Süd geht es weiter über die Autobahn A8 in Richtung Salzburg und vom Autobahndreieck Inntal weiter über die A93 und über die A12 in Richtung Innsbruck und Kufstein. Die Autobahn wird an der Anschlussstelle Wörgl-Ost verlassen. Über die Lofererstraße (B178) geht es nach St. Johann in Tirol. Von hier weiter auf der B164 nach Fieberbrunn.

Schneeschuhwandern: Geführte Schneeschuhwanderungen bietet u.a. Nordic Academy mittwochs von 10 bis 13 Uhr sowie nach Vereinbarung ab 18 Euro pro Person an. Informationen: Nordic Academy, Kulturhausstraße 1a, A-6395 Hochfilzen, Telefon 0043-(0)664-1116421, info@nordicacademy.at, www.nordicacademy.at.

Wohltuened und entspannend - ein Besuch der Totes-Meer-Salzgrotte in St. Ulrich in Haus. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Wohltuened und entspannend – ein Besuch der Totes-Meer-Salzgrotte in St. Ulrich in Haus. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Totes-Meer-Salzgrotte: Entspannung pur, und dies nicht nur nach einer Schneeschuhwanderung, bietet die Tote Meer Salzgrotte in St. Jakob in Haus. In der künstlichen, rund 140 Quadratmeter großen Grotte herrscht ein einzigartiges, gesundheitsförderndes Mikroklima, das sich positiv bei Allergien, Hauterkrankungen, Verdauungs- und Atemwegsproblemen, aber auch bei Stress und Kreislaufproblemen auswirkt. Zu verdanken ist dieser Effekt insgesamt rund 40.000 Kilogramm Salz aus dem Toten Meer, die auf Wänden und Böden verteilt sind und sich durch hohe Luftlöslichkeit auszeichnen. Informationen: Totes Meer Salzgrotte, Erlebnispark Familienland, Mühlau 29, A-6392 St. Jakob in Haus, Telefon 0043-(0)5354-88333, www.meer-salz.at. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 10 Euro, für Kinder und Jugendliche von neun bis 17 Jahren 8 Euro.

40.000 Kilogramm Salzkristalle aus dem Toten Meer gibt es in der Salzgrotte in St. Ulrich in Haus. (Foto Karsten-Thilo Raab)
40.000 Kilogramm Salzkristalle aus dem Toten Meer gibt es in der Salzgrotte in St. Ulrich in Haus. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Essen & Trinken: Granbachhof, Granbach 2, A-6391 Fieberbrunn, Telefon 0043-676-3713761. Deftige Tiroler Küche.

Tennalm, Schönau Pertrach 14, A-6391 Fieberbrunn, Telefon 0043-5354-56013. Jausenstation mit kleiner, aber feiner Karte.

Übernachten: Hotel Großlehen, Lehen 21, A-6391 Fieberbrunn, Telefon 0043-5354-56455, www.grosslehen.at. Mit viel Liebe geführtes Familienhotel mit exzellenter Küche und großzügigen Zimmern. Übernachtung mit Halbpension ab 54 Euro pro Person und Nacht.


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