Pedalritter-Typisierung – was so alles auf Drahteseln unterwegs ist

Es gibt alle möglichen ASrten von Radfahrern - vom Schönwetterpedaleur bis hin zum Kilometerfresser. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Es gibt alle möglichen Arten von Radfahrern – vom Schönwetterpedaleur bis hin zum Kilometerfresser. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Zugegeben, Radfahrer sind auch nur Menschen. In China beispielsweise gibt es mehr Pedalritter als in Deutschland Einwohner hat. Auch die benachbarten Niederlande gelten als Radfahrhochburg. Jedes Meisje und jeder Meisjerich, wie vermutlich die männlichen Untertanen des neuen Königs Willem-Alexander heißen, hat – so ein gängiges Klischee – neben einem Paar Holzschuhen und der Passion für Käse mindestens ein Fahrrad.

Auch bei uns sind Fahrräder durchaus gesellschaftsfähig. In fast allen größeren Städten können Drahtesel kostenfrei oder gegen ein kleines Entgelt stunden- oder tageweise geliehen werden. Und nicht wenige der mehr als 80 Millionen Deutschen besitzen ein eigenes, pedalbetriebenes Zweirad. Wie bei den Rädern selber gibt es auch unterschiedliche Typen beim Pedalritter.

Üblicherweise pflücken Mountainbiker lieber quer durchs Gelände. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Üblicherweise pflücken Mountainbiker lieber quer durchs Gelände. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Da ist zum einen der Zurück-zur-Natur-Pedaleur. Dieser ist ein Überzeugungstäter. Er ist überzeugt davon, dass, wenn alle seinem Beispiel folgen würden, die Sache mit der Luftverschmutzung geritz(el)t wäre. Dann gibt es die Schönwetterfahrer. Die sind daran zu erkennen, dass sie ihr Rad nur rausholen, sofern die Sonne lacht. Dann aber nur, wenn die Quecksilbersäule nicht über 23,5 Grad steigt, da das Radeln sonst zu anstrengend werde könnte.

Der Schönwetterfahrer tummelt sich vorzugsweise auf stillgelegten Bahntrassen oder flachen Uferwegen mit dem Naheziel Biergarten. Je näher Letzterer liegt, umso schneller kann dort ein Radler genossen werden. Dann gibt es den Kilometerfresser. Dieser ist zumeist kaum größer als ein Hamster mit Hut, bringt das Gewicht von maximal 48 Kilo Federn auf die Waage und erinnert figürlich an eine vollgefressene Fahrradspeiche. Eine ehrgeizige wohlgemerkt. Sein Anliegen ist es nämlich am Tag mal eben 150 bis 180 Kilometer im Sausetempo zurückzulegen und zu demonstrieren, dass dies im Gegensatz zum gemeinen Tour-de-France-Starter völlig ohne Doping geht. Das einzige Doping ist hier die anschließende Prahlerei über das eigene Durchhaltevermögen.

Ein weiterer Typus ist der Hinderbnisbewältiger, der mit seinem Mountainbike vorzugsweise abseits der Wege durch die Gegend brettert. Je schlammiger das Geläuf, desto besser. Derart von der Natur und dem hoch spritzenden Matsch gezeichnet, erwartet er, dass alle andere Radfahrer und die nichtsnutziger Fußgänger, die irgendwo im Wald zufällig seinen Weg kreuzen, ihm den notwendigen Respekt zollen und auf seiner Talfahrt nicht ausbremsen oder behindern.

Thekenbrust & ZackendruseUnd dann gibt es noch Oma- und Opa-Sausewind. Die nutzen die Gunst der Stunde, wenn all die Zurück-zur-Natur-Pedaleure, Kilometerfresser, Schönwetterfahrer und Hinderbnisbewältiger auf ihrem Heimweg an dem kleinen Hügel fast auf der Stelle treten und sich mit letzter Kraft die Anhöhe hinauf quälen. Dann düsen Oma- und Opa-Sausewind in unverändertem Tempo an ihnen vorbei. Ein kleiner elektrischer Hilfsmotor macht’s möglich, ohne dass die Fahrer selber unter Strom stehen. Vermutlich ist dies der Radfahrtyp der Zukunft: Alt, dynamisch und ohne Geschwindigkeitsverlust.

Buchtipps: Karsten-Thilo Raab: Thekenbrust & Zackendruse, Westflügel Verlag, ISBN 978-3-939408-11-6, 12,50 Euro. Erhältlich ist das Buch im Buchhandel oder direkt beim Verlag.

Karsten-Thilo Raab: San Diego Waldfried,  (ISBN: 978-84-9015-620-9). Erhältlich ist der Kolumnenband im Buchhandel, direkt beim Verlag oder online zum Preis von 20,90 Euro.