Texas – Squaredance bei Billy Bob’s

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In Texas, speziell in Fort Worth, wird der Coyboy-Kult bis heute gelebt.

Längst funkeln die Sterne über der Exchange Avenue. Aus dem White-Elephant-Saloon dröhnt Livemusik, an der Bar sprechen Teenager unerschrocken dem Bourbon zu. In Billy Bob’s Texas – mit 32 Bars und Platz für 6.000 Gäste der größte Country-Musikclub der USA, der größte Honky-Tonk der Welt – spielt eine Band seit zwei Stunden Country-Songs. Sängerin Eileen schmettert ihre Hymnen auf vergangene Zeiten mit rauchiger Stimme über den langen Tresen.

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Texas und Cowboy-Stiefel gehören zusammen. – Foto Katharina Büttel

Das Gepolter kerniger Stiefel hallt durch den Raum. Cowboys in Lederhose und dem obligatorischen Stetson auf dem Kopf bitten zum Squaredance. Arm in Arm mit Ladies in rosa Jogginganzügen holpern sie über die Tanzfläche. Robuste Naturburschen mit fröhlichen High-School-Schönen drängen dazwischen. Die ersten Takte vom „Line Dance“ bringen selbst die Cowboys von heute in Stimmung. Bei Bier und Riesensteaks spürt man ein bisschen von den wilden Tagen damals, von der Aussteiger- und Gesetzlosen-Romantik auf dem Treck nach Westen. In Fort Worth, der „Cowtown“ von Texas.

Gelebter Cowboy-Mythos

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In ‚Billy Bob’s wird gespielt, gesungen und mit Cowboys getanzt. – Foto Katharina Büttel

Es ist kein abschätziges Wort, es drückt nur aus, dass die fünftgrößte Stadt im Öl-Staat und nicht das benachbarte Dallas mit der gewaltigen Skyline für den Cowboy-Mythos zuständig ist. Und der lebt besonders in den historischen Stockyards, die von 1867 und 1875 Zwischenlager der Longhorn-Rinder waren auf ihrem langen Weg von den Ranches im Süden bis in die Schlachthöfe in ganz Texas.

Der legendäre Viehtrieb in Fort Worth zieht täglich die Besucher in seinen Bann. – Foto Katharina Büttel.

Zwar sind die Stockyards auf etwa ein Viertel ihrer Größe geschrumpft, doch ihr Flair haben sie trotz Sanierung bewahrt. Für Touristen trabt eine Herde ausgewählter Rinder mit gigantischen Hörnern zweimal pro Tag über die gepflasterte Exchange Avenue mit „cattlemen und –girls“ zu Pferd in Monturen aus der Zeit des Chisholm Trail (1867-75).

Tummelplatz der Exzentriker

Texas – großes Land, große Stiefel. – Foto Katharina Büttel

„Die Stockyards sind voller wunderbarer Exzentriker“, erzählt Begleiterin Leigh bei einem Spaziergang vorbei an Restaurants, Saloons, Western Shops wie Maverick und Leddy’s, dem traditionsreichsten Cowboyausstatter in Texas. Der ist voll mit den typischen, breitkrempigen Stetson-Hüten, handgefertigten Cowboystiefeln in allen erdenklichen Farben und Ledersorten – aus Alligatorhaut kosten sie mal eben 12.000 Dollar – wo ist das Problem?

Werbung für Cowboy-Outfits in Fort Worth. – Foto Katharina Büttel

In der Cowboy Hall of Fame stehen wir zwischen Planwagen und Kutschen aus zwei Jahrhunderten. Im Cowtown Coliseum ist am Wochenende Rodeo und Bullenreiten für jedermann angesagt. Echte Cowboys messen sich dort bei den Stockyards Championship-Rodeos.

Ein Museum für die Cowgirls

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Nicht nur Männer leben den Kult: Cowgirl beim Schießwettbewerb. – Foto Katharina Büttel

Das Cowgirl Museum huldigt den mutigen Frauen, die für den Pioniergeist des amerikanischen Westens standen. Das National Modern Art Museum dagegen punktet mit Exponaten von Matisse, Monet bis Picasso. Es ist das zweitgrößte zeitgenössische Museum der USA nach MOMA in New York.

Ranch- und Cowboy-Feeling hoch zu Ross. – Foto Katharina Büttel

Echtes Cowboyleben finden Texas-Reisende auf Ranches, die früher Kulissen für großes Westernkino lieferten. Die Wildcatter Ranch, auf einem Hochplateau im Palo Pinto gelegen, bietet Luxus-Hütten mit Holzterrassen. Auf denen kann man im Schaukelstuhl herrlich träumen oder man schwingt sich in den Sattel und reitet mit Jay entlang des Brazos-Flusses.

Stetson und Stiefel – Mythos Texas. – Foto Katharina Büttel

„Der Western „Rio Bravo“ lässt grüßen!“, lacht der Cowboy, gibt seinem Pferd Curley die Sporen und lässt die Besucher in Staubwolken zurück. Später trifft man sich im „Wildcatter Steakhouse“ zum Barbecue und Wein aus der Gegend.

Boomende Kunst-Szene

Klassische Western Art darf beim Kunstgenuss nicht fehlen. – Foto Katharina Büttel

Texas, der zweitgrößte Bundesstaat der USA, steht nicht nur für Wildwest-Romantik und Hightech. Kunst ist das „neue“ Gesicht vom Lone Star State. Interessant ist, dass auch kleinere Städte wie Lubbock südlich von Amarillo mithalten können. In der Heimat der berühmten Dixie Chicks hat sich seit 1998 eine ungeheure Kunstszene entwickelt: Das Underwood Center zeigt zeitgenössische Kunst, aber auch Western Art.

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Im Skulpturen-Museum Dallas ist der Name Programm. – Foto Katharina Büttel

In den letzten Jahren haben sich Studios, Galerien, Ateliers und Theater etabliert. Mit immer neuen, interaktiven Ausstellungen ziehen sie die Besucher an. „Dank privater Sponsoren haben Künstler hier fantastische Möglichkeiten, kreativ zu sein“, erläutert ein Profi vom Tourist-Center.

Hommage an Buddy Holly

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Buddy Holly wird bis heute in Texas hoch verehrt. – Foto Katharina Büttel

Beteiligt an Lubbocks aufkeimender Bekanntheit ist der mit nur 22 Jahren verstorbene Star der Rock n’ Roll-Zeit, Buddy Holly mit der legendären Hornbrille. Ihm wurde das Center im In-Viertel Depot-District gewidmet.

Ölpumpen und Baumwollfelder – das ist Texas. – Foto Katharina Büttel

Nach einem „Cowboy-Frühstück“ mit Eiern, Bacon, Würsten und Pancakes geht die dreistündige Autofahrt nach Abilene. Die weite, flache, Landschaft mit endlosen Baumwollfeldern, unzähligen Ölpumpen erinnert in ihrer Kargheit an Wim Wenders Film „Paris Texas“.

Eine Verkäuferin mit den berühmten Stetson-Hüte. – Foto Katharina Büttel

„Im Marmor-Ballsaal muss man einen Walzer tanzen“, lacht die Kuratorin im Grace Museum von Abilene. 1909 als Hotel gebaut, enthält das Gebäude heute Galerien mit neuer Kunst aus Texas. Im Museum „Frontier Texas“ erfährt man mit Hilfe modernster Technik viel über das harte und gefährliche Leben von Menschen an der Grenze zu Texas zwischen 1780 und 1880, als es dort nur Prärie und Indianer gab.

Der beste Hamburger der USA

Ein Stück gelebte Nostalgie: Ein Cowboy bei der Arbeit. – Foto Katharina Büttel

Zum Dinner geht es auf die Perini Ranch, einer intakten Arbeitsranch. „Hier sitzt der von Staub und Hitze verschwitzte Cowboy neben dem Opernbesucher in festlicher Robe“, erzählt Besitzer Tom Perini: „Und allen schmeckt unser ländlich-einfaches Essen, gut gekocht nach traditionellen Rezepten. Saftige Steaks vom Grill und die besten Hamburger der USA, that’s it!“

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Sprayen erwünscht – Kunstobjekt ‚Cadillac Ranch‘ bei Amarillo. – Foto Katharina Büttel

Dallas im äußersten Nordosten des Landes, bildet ein wirtschaftliches Grenzland: Baumwoll- und Erdölfelder stoßen auf die ausgedehnten Prärien von Westtexas. Weltbekannt durch TV-Ölbaron J. R. Ewing und den Mord an John F. Kennedy, erfuhr die Millionen-Metropole in den letzten 20 Jahren den für US-Städte typischen Wandel: die Innenviertel, vormals reine Geschäftszentren, wurden aufwendig restauriert und mit zum Teil spektakulärer Architektur und beeindruckenden Kulturobjekten wiederbelebt – fast komplett finanziert von Privatleuten.

Größtes Kunstareal der Vereinigten Staaten

Amerika ohne Country-Musik – undenkbar. – Foto Katharina Büttel

Architektur war lange vor allem als Handwerk, weniger als Kunst verstanden worden. Das hat sich geändert mit dem Bau des größten Kunstareals der USA, dem „Arts District“. Kulturfreaks haben nun die Qual der Wahl: „Museum of Art“, das „Nasher Sculpture Center“ oder den Vorzeigekomplex „Center for Performing Arts“?

Auch das ist Kunst – in Dallas wachsen Wolkenkratzer wie Skulpturen in den Himmel. – Foto Katharina Büttel

Für Geschichtsinteressierte ist das Sixth Floor Museum am Dealey Plaza – das Eckfenster im 6. Stock war Schauplatz des Verbrechens an JFK – ein Muss. Es hat die Ära der Politik der 1960er in den USA und die Ereignisse am 22. November 1963 und den Folgen zum Leben erweckt. Das knallrote Opern- und Balletthaus des Stararchitekten John Foster ist auf jeden Fall das auffälligste Symbol für die kulturelle Weiterentwicklung der Prärie-City.

Wissenswertes zu Reisen nach Texas

Nicht für jeden Geschmack geeignet: Cowboy-Stiefel bei Leddy’s. – Foto Katharina Büttel

Informationen: www.fortworth.com und www.fortworth.com

Anreise: Direkter Flug ab Frankfurt z.B. mit American Airlines nach Dallas/Fort Worth International Airport, der den Anspruch hat, in 2020 die CO2-Emissionen um 15 Prozent pro Person zu reduzieren. Die Flugzeit beträgt ca. elf Stunden. Der Zeitunterschied zur MEZ minus sieben Stunden.

Modelliert in Bronze – der legendäre Cowboy. – Foto Katharina Büttel

Unterkunft: Bed & Breakfast gibt es in jeder Stadt, Hotels in allen Preisklassen. Nah am historischen Zentrum z.B. The Sinclair Art Deco Hotel von 1930. Nach der Neueröffnung zählt es zu den „grünsten“ Hotels der Welt.

Restaurants: In Fort Worth: Das Joe T. Garcia’s Mexican ist eine Insitution seit 1935; Western-Küche und Tanz in Billy Bob’s Texas; derweil gilt das Spirao Diner’s als das beste Vegetarier-Lokal der USA.

Junge Texaner pflegen ihre Traditionen. – Foto Katharina Büttel

Specials: Das skurrile Kunstobjekt Cadillac Ranch, bestehend aus zehn bunt angemalten, halb in die Erde gerammten Cadillacs an der Interstate 40, bei Amarillo. In Fort Worth: Schuhmacher José Ramirez in den Stockyards fertigt Cowboy-Stiefel aus allen exotischen Ledersorten; er bietet auch Second-Hand-Stiefel an.
Dallas: Der riesige „Six Flags“ Achterbahn-Park.

Veranstalter: Große Auswahl an Reisekombis hat z.B. FTI