Kärnten lebt die Slow-Food-Philosophie

Slow Food
Slow Food aus Kärnten: Der Gailtaler Weißer Landmais. – Foto: Wolfgang Hummer / Bauernhof Brandstätter

Im Südwesten Kärntens sind das Lesach,- Gail- und Gitschtal sowie der Weissensee zur weltweit ersten Slow Food Travel Destination geworden. Dieses Pilotprojekt ruht in den Händen einzelner Lebensmittelhandwerker und Lebensmittelhersteller, die in dieser fast stillen Grenzregion im Süden Österreichs seit jeher die Slow Food-Philosophie leben. Die kulinarischen Erlebnisse angefangen vom Brotbacken, über duftende Speck in die Selchkammern, Maisanabau und Streuobstbäumen bis hin zu den Fischen aus dem Weissensee. Aufgrund der Nachbarschaft zu Italien und Slowenien wird diese Küche auch grenzüberschreitend gelebt und zur Alpen-Adria-Kärnten-Region bezeichnet. Die Bio-Pioniere in dieser Region lassen sich auch gern über die Schulter schauen und geben ihr Wissen weiter.

Maisanbau in Kötschach Mauthen

Maisbauer aus Leidenschaft: Sepp Brandstätter. – Wolfgang Hummer / Slow Food Travel Alpe Adria Kärnten

Seine Leidenschaft für den Urmais entdeckte der Landmaisbauer Sepp Brandstätter bereits früh. Zusammen mit Saatgutexperten und einem Mediziner gelingt es dem engagierten Bauer, den „Gailtaler weißen Landmais“ als „seltene landwirtschaftliche Kulturpflanze“ zu deklarieren, einen Markenschutz zu erhalten und als geprüftes glutenfreies Lebensmittel anzubauen. Mit Slow Food ist auch sein Interesse an diesem kleinen Maiskorn gewachsen und damit sein Einsatz für den Erhalt einer vom Aussterben bedrohten bäuerlichen Maissorte. Damit zukünftig der „Gailtaler weiße Landmais“ auch als Bio-Produkt vermarktet werden kann, wird der gesamte Hof 2020 auf Biolandwirtschaft umgestellt.

Biohof Echt Krass

Slow Food
Käseherstellung macht augenscheinlich Spaß. – Foto: Wolfgang Hummer / Slow Food Travel Alpe Adria Kärnten

Der ausgebildete Ökologe Leopold Feichtinger bewirtschaftet mit seiner Frau seit 2015 den Biohof „Echt Kraß“ in Kraß bei Hermagor. In wunderbarer Sonnenlage weiden hier Schafe der alten Nutztierrasse „Krainer Steinschaf“ unter den hauseigenen Streuobstbäumen. Die Schafmilch- und Obstverarbeitung sind die beiden Hauptstandbeine des Biohofs. Ziel von Leopold ist es, die Artenvielfalt zu erhalten. Zum Garten gehören auch alte Birnen, sogenannte Dörrbirnen, aus denen er dann Püree macht. Da im Supermarkt nur industrielle Ware angeboten wird, legt er darauf wert, dass es auf seinem Biohof „lebendige Bäume“ gibt. In guten Jahren werden bis zu 700 Kilogramm Birnen geerntet. Bei seiner Mission für die kleine, schrumpelige Birne bekommt Leopold Unterstützung von der Initiative „Slow Food“. Sie will besondere regionale Spezialitäten als Kulturgut bewahren.

Edelgreissler Herwig Ertl

Herwig Ertl ist Hüter der Slow Food Köstlichkeiten aus Kötschach-Mauthen. – Foto:  Martin Hoffmann / Slow Food Travel Alpe Adria Kärnten

Herwig Ertl ist kreativer Edelgreissler, Querdenker und Hüter der edlen Produkte in Kötschach-Mauthen. Er kennt jeden seiner Erzeuger und Lieferanten der edlen Produkte persönlich. Gerne erzählt er die Geschichten vom Ursprung und besonderem Wert der Lebensmittel, die er selber direkt einkauft. Herwig macht sich für die Alpe-Adria-Initiative stark. Demnach hört die Heimat nicht bei den Ländergrenzen auf, Heimat sei dort wo man den Menschen in die Augen blickt und das Gefühl hat, zu Hause zu sein, betont Ertl. Um das kulinarisch zu verstehen, muss man offen sein, dies zu entdecken um damit umzugehen.

Die Menschen in dieser Region seien ständig mit den Nachbarn aus den angrenzenden Ländern im Austausch. Für Ertl ist es wichtig, die Energie von den Italienern, Slowenen und Kroaten zu bekommen. „Denn jeder Produzent ist irgendwie auch ein Tourismusmanager.“ Dass Ertls Verkostungen und Vorträge legendär sind, durfte auch der Kulinariker bei einer Weinverkostung in seinem Geschäft erleben. Der wortgewandte Kommunikator kennt sich exzellent mit Weinen aus der Alpe Adria-Region aus. Zu seinen Empfehlungen zählen u.a. das Weingut Batic aus Slowenien sowie der Batic Angel Red 2020 Grande Cuvée. Herwig ist zudem noch Leiter des Conviviums Slow Food Alpe Adria und damit Botschafter der Slow Food-Bewegung.

Der Bärenwirt in Hermagor

Bärenwirt Manuel Ressi stellt stolz seine Köstlichkeiten vor. – Foto: Bärenwirt / Der kleine Bär

Manuel Ressi hat sein Handwerk in Wiens Spitzenrestaurant Steirereck erlernt, wo er jahrelang als Sous-Chef auf höchstem Niveau kochte. Nachdem er sich mit seiner Claudia in Hermagor selbstständig und sesshaft machte, werden seine Kochkünste mit Hauben und Gault-Millau-Punkten belohnt. Das Gasthaus wurde von ihm und seiner Frau vor neun Jahren in neuer Form übernommen. Die Gäste werden mit lokalen Aromen, hochwertigen Zutaten und traditionellen Zubereitungsmethoden, von selbstgebackenen Brot über hausgemachte Nudelgerichten bis hin zu saisonalen Gemüse von Bauern aus der Region verwöhnt. „Unsere Slow Food Küche ist eine Hommage an die Vielfalt, die die Natur zu bieten hat“, betont Ressi mit Stolz.

Auch optisch ein Genuss: Die Bärenwirt-Lachsforelle mit Brokkoliwasabi und Rettich. – Foto: Bärenwirt / Der kleine Bär

Am Abend wurde ich zum Menü „Bärenwanderung“, bestehend aus fünf Gängen, eingeladen. Zum Menü gehörten unter anderen eine Vorspeise, eine Goldforelle, eingemantelt in Sprossen, Estragon, Kohlrabi und Erdnuss. Danach wurde weißer Spargel mit Stangensellerie, Schafsjoghurt und Linsensal und Curry Sauce serviert. Dazu passte ein Traminersekt Reservee von Weingut Steininger aus Niederösterreich. Sehr lecker war auch die Seeforelle mit Roggen-Risotto und Zedernfrucht in Kombination mit einem Blaufränkischen Wein von Schönberger.

Informationen zu Slow Food in Kärnten unter www.slowfood-kaernten.at.


Die Recherche fand auf Einladung / mit Unterstützung von Kärnten Werbung statt.

Karl-Heinz Goedeckemeyer

lebt in Frankfurt am Main und ist seit 2023 für das Mortimer Reisemagazin als Autor tätig. Er verfasst Beiträge zu Destinationen, wo auch Restaurants und Hotels nicht zu kurz kommen.