Eine Boat Bike Tour voller Widrigkeiten

Boat Bike
Die Boat Bike Tour mit der Princesse Royal verlief ganz anders als geplant. – Foto: Susanne Timmann

Was für eine Taktik: erst verfolgen, dann überholen und schließlich geduldig warten. Was nach Wildwest oder einer Räuberpistole klingt, ist im wahrsten Sinne des Wortes eine überaus angenehme Begleiterscheinung. Quasi ein Service im Fluss – oder besser gesagt, auf dem Fluss. Doch gleich zum Start der Boat Bike Tour macht Wettergott Petrus der Planung einen Strich durch die Rechnung. Oder besser gesagt, die wochenlangen Regenfälle, die den Pegel der Flüsse massiv haben ansteigen lassen.

Eigentlich sollte die Princesse Royal die erste Nacht am Startpunkt Cochem vertäut sein. Statt eines entspannten Stadtbummels mit Weingenuss und einem Abstecher hinauf zur weithin sichtbaren Reichsburg, heißt es: „Leinen los“. Denn die Schifffahrtsbehörden haben der Crew um Kapitän Jan darüber informiert, dass die drei Schleusen der Mosel auf dem Weg nach Koblenz lediglich noch bis Mitternacht passierbar sind.

Improvisationstalent von Anfang an gefragt

Bei Sonnenschein sieht alles ganz harmlos aus. – Foto: Susanne Timmann

Und so geht es notgedrungen direkt von Cochem nach Koblenz. Der Abstecher zur Burg Eltz fällt ebenso ins Wasser wie der erste Tag im Fahrradsattel. Stattdessen gilt es für die Boat and Bike Organisatoren zu improvisieren. Für die 32 Gäste an Bord des umgebauten und nachträglich um 14 Meter Länge vergrößerten Hochsee-Segelschiffs Gelegenheit, die Weinberge des Moseltals entspannt an sich vorüber ziehen zu lassen und gleichzeitig die Princesse Royal genauer in Augenschein zu nehmen.

Boat Bike Kabinen
Charmante Kabinen, die ihren Zweck gut erfüllen. – Foto: Susanne Timmann

Die 16 klimatisierten Kabinen liegen allesamt unter Deck und sind mit Größen von elf bis 14 Quadratmetern weitaus geräumiger als zu erwarten wäre. Durch die kreisrunden Bullaugen strömt das Tageslicht, während die Wasserlinie gut sichtbar an einem vorbeizieht. Die durchaus schmalen Betten mit dem schwarzen Unterbau sind mit schwarzen Kissen und schmalen, schwarzen Tagesdecken dekoriert und fügen sich perfekt in das von braunem Holz und weißen Wänden dominierte Gesamtbild ein. Ein kleiner Schrank mit eingebautem Safe bietet Stauraum, während der Koffer unter dem Bett verstaut werden muss.

Geduldsspiel für Passagiere und Fahrräder

Geduldiges warten warten auf Neuigkeiten. – Foto: Susanne Timmann

Auf dem Oberdeck befindet sich der Salon mit Restaurant, Bar und Lounge-Bereich. Am Bug und Heck sind Sitzecken eingerichtet. Auch ein Whirlpool findet sich am hinteren Ende des Boots. Dieser kann allerdings nur genutzt werden, wenn das Boot an Land liegt. Denn während der Fahrt müssen der markante schwarz-gelbe Kamin und der Mast heruntergeklappt werden, um nicht Gefahr zu laufen, mit Brückenteilen zu kollidieren.

Boat Bike Koblenz
Wunderschöne Aussichten bei der Anfahrt nach Koblenz. – Foto: Susanne Timmann

Die am Vorderdeck abgestellten Fahrräder scheinen ungeduldig darauf zu warten, endlich auf den gut ausgebauten Radwegen entlang der Flussufer losrollen zu dürfen. Doch sie müssen sich weiter in Geduld üben. Zunächst wartet eine Entdeckungstour durch Koblenz. Die 115.000-Einwohner-Stadt am Zusammenfluss von Mosel und Rhein wird überragt von der Festung Ehrenbreitstein auf der gegenüberliegenden Rheinseite. Unweit des Deutschen Ecks mit der hoch aufragenden Reiterstatue von Kaiser Wilhelm I. liegt die prächtige Basilika St. Kastor, deren erster Bau in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts vollendet wurde. Nicht minder beeindruckend ist das am Rande der Innenstadt liegende Kurfürstliche Schloss aus dem 18. Jahrhundert.

Der Schängel als kleiner Schlingel

Boat Bike Frühstück
Frisch gestärkt nach dem Frühstück geht es los. – Foto: Susanne Timmann

Symbol der Stadt ist der Schängelbrunnen am historischen Rathaus. „Schängel“ ist die mundartliche Bezeichnung für die in Koblenz geborenen Jungen. Die Bronzefigur scheint – wie viele Jungen – nur Flausen im Kopf zu haben und speit unvermittelt im Drei-Minuten-Takt einen mehrere Meter langen Wasserstrahl auf ahnungslose Passanten, was mal zu Schrecken, mal zu Amüsement führt.

Zurück an Bord der Princesse Royal wollen die Hiobsbotschaften nicht abreißen: Abermalige Planänderung. Angesichts des weiter steigenden Wasserspiegels soll es mit dem Schiff zunächst rheinaufwärts bis St. Goar gehen, dann mit dem Fahrrad nach Mainz, während das Schiff mit einem Schlepper in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt gezogen wird.

Erzwungene Planänderung

Boat Bike Stimmung
Schon fast mystische Stimmung. – Foto: Susanne Timmann

So weit zur Theorie. Bei Bad Salzig ändert sich der Plan gezwungenermaßen ein weiteres Mal. Die Princesse Royal muss beidrehen und zurück nach Boppard fahren, wo das Schiff für zwei Nächte anlanden soll, bis hoffentlich die größten Wassermassen durch sind.

Eine abenteuerliche Fahrt – für die Crew und die Gäste. – Foto: Susanne Timmann

„So was hat Kapitän Jan in 40 Berufsjahren noch nicht erlebt“, gibt sich Reiseleiterin Hetty ein wenig ratlos. Gleichzeitig ist die Niederländerin, die fließend Deutsch spricht, fieberhaft bemüht, ein alternatives Ausflugprogramm für die Passagiere zusammen zu stellen. Entsprechend räumt sie ein: „Es tut mir extrem leid für die Gäste, die sich zum Teil seit Monaten auf die Tour gefreut haben und sogar eigens aus Australien, Kanada und Nordamerika angereist sind.“

Spontan-Yoga als sportliche Alternative

Boat Bike
Zu Yogazwecken entfremdeter Speisesaal. – Foto: Susanne Timmann

Die großen Flusskreuzfahrtschiffe trotzen teilweise noch erfolgreich der starken Strömung. Die Princesse Royal ist hingegen zu schwach motorisiert, um alleine gegen die Wassermengen ankämpfen zu können.

Und die Wassermaßen nehmen weiter zu. – Foto: Susanne Timmann

Mit der schnell fließenden braunen Suppe, in der unzählige abgerissene Äste und auch Baumstümpfe schwimmen, geht es wieder flussabwärts gen Norden. Derweil machen die überwiegend amerikanischen und kanadischen Gäste an Bord das Beste aus der Situation. Kitty aus Chicago organisiert spontan eine improvisierte Yoga-Session im Speisesaal. Gut ein Dutzend Flussreisende nehmen das Angebot als Alternative zur geplanten Radtour gerne an.

Schutzmaßnahmen vor dem Hochwasser

Boat Bike
Blick auf Boppard von der Princesse Royal aus. – Foto: Susanne Timmann

In Boppard ist Land unter. Nahezu alle Anlegesteg sind überflutet, der Rheinradweg der parallel zum Ufer verläuft, ist nicht mehr zu sehen. Gärtner graben vorsorglich gepflanzte Blumen wieder aus, während die Anrainer Sandsäcke vor ihre Türen legen, um sich vor den drohenden Wassermassen zu schützen. Andere verrammeln Hauseingänge, Türen und Fenster prophylaktisch mit großen Stahlplatten. Blumenkübel werden mit Gabelstaplern vom Ufer entfernt und in Sicherheit gebracht. Parkscheinautomaten werden abgebaut und die Elektrokabel abgesichert.

Boat Bike Küche
An Bord wird das Abendessen vorbereitet. – Foto: Susanne Timmann

All dies tut der kleinen Stadterkundung keinen Abbruch. In den Gassen von Boppard ducken sich schmucke Fachwerkhäuser, einladende kleine Weingüter und zwischendurch finden sich überall Reste der alten Stadtbefestigung sowie eines römischen Kastells. Eine Besonderheit in der Fußgängerzone ist der ganzjährig geöffnete Christmas Shop in der Oberstraße. Ein weiteres Kuriosum ist gegenüber des historischen Turms und des Bahnhofs ein Pizzaautomat, an dem man sich 24 Stunden am Tag eine Pizza nach Wahl von der Maschine zubereiten lassen kann.

Evakuierung unausweichlich

Die Gäste der Princesse Royal nehmen die Evakuierung wegen des Hochwassers gelassen dahin. – Foto: Susanne Timmann

Nach einer Nacht in Boppard geht das Chaos leider weiter. Das Wasser steigt und steigt und steigt. Allein bis zum Mittag werden weitere 80 Zentimeter Wasser erwartet. Entsprechend untersagen die Behörden den Schiffsverkehr auf Deutschlands mächtigstem Strom. Dies führt dazu, dass das Boot komplett evakuiert werden muss, da die Sicherheit nicht mehr garantiert werden kann. Auf dem Plan für heute steht eine Radtour ab Emmelshausen zurück nach Boppard. Derweil soll das Gepäck in ein Hotel gebracht werden, von dem noch nicht klar ist, wo es denn liegen wird.

Boat Bike Evakuierung
Weiter geht es erst mal mit dem Bus. – Foto: Susanne Timmann

Entsprechend bleibt offen, ob es überhaupt zurück nach Boppard geht, so dass die Radroute hochwahrscheinlich unterwegs geändert werden muss. Nicht abzusehen ist zudem, wie viele Nächte in dem Hotel verbracht werden müssen. So herrscht ein wenig Verunsicherung, wie viel Gepäck ein jeder mitnehmen beziehungsweise was auf dem Schiff zurückgelassen werden sollte.

Sechsprozentige Steigung

Viele der Gäste haben bereits zuvor eine Boat Bike Tour gemacht. – Foto: Susanne Timmann

Auch die Bahnfahrt nach Emmelshausen verläuft nicht reibungsfrei. Einige Passagiere müssen den Zug wieder verlassen, weil der Zug mit seinem einen Waggon angeblich zu viel Gewicht für die Strecke hat. Entsprechend groß sind die Proteste bei den Radfahrern, die allesamt mit ihren Rädern den Zug wieder verlassen müssen. Kleiner fun fact am Rande: der Schaffner, der die protestierenden Radfahrer wieder zum Aussteigen nötigt, bringt selber mindestens 160, 170 kg auf die Waage.

Boat Bike
Auf der Princesse Royal wird Wert auf Nachhaltigkeit gelegt – wer mag nimmt eine wieder auffüllbare Flasche. – Foto: Susanne Timmann

Unterwegs wird schnell klar, woran das Gewichtsproblem lag. Denn die Strecke führt von Boppard aus 8,5 Kilometer steil bergauf, über zwei Viadukte sowie durch fünf Tunnel und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 336 Metern bei einer sechsprozentigen Steigung.

Strampeln auf dem Schinderhannes Radweg

Boat Bike Fahrrad
Die Touren mit den Rädern machen allen viel Spaß. – Foto: Susanne Timmann

In Emmelshausen beginnt der Schinderhannes Radweg. Das Positive, die Hunsrückbahn transportiert Fahrräder kostenfrei allerdings sind aufgrund der Größe der Waggons maximal fünf bis sechs Fahrräder gleichzeitig möglich, eben je nach Gewicht.

Züge aus längst vergangenen Zeiten auf dem Schinderhannes Radweg am Bahnhalt Pfalzfeld. – Foto: Susanne Timmann

Auf gut ausgebauten Radwegen geht es auf einer umgebauten ehemaligen Bahntrasse Richtung Kastellaun. Das Gros der Strecke ist flach oder leicht abschüssig. Ein besonderer Blickfang wartet nach knapp neun Kilometern am ehemaligen Bahnhalt Pfalzfeld, wo die Waggons ausrangierter Züge im wahrsten Sinne des Wortes aufs Abstellgleis geschoben wurden, komplett zugewuchert sind und dem Zahn der Zeit überlassen wurden. Wenige hundert Meter entfernt befindet sich mit dem Gleis 3 eine Einkehrmöglichkeit insbesondere für Radfahrer.

Kampf gegen die Wassermassen

Ein Entdeckungsspaziergang durch Oberwesel lohnt mit tollen Ausblicken. – Foto: Susanne Timmann

Von Kastellaun geht es dann zurück vorbei an Pfalzfeld nach Oberwesel. Das kleine Städtchen verbirgt seinen Charme hinter einer gigantischen Stadtmauer. In früheren Zeiten schützen sie vor Angreifern, heute ist sie auch ein kleiner Schutz gegen das Hochwasser am Rhein. Zwischen Stadtmauer und Rhein sind die Straße sowie der Fuß- und Radweg komplett überflutet und noch nicht mal mehr zu erahnen. Gleichwohl müssen viele Häuser auch innerhalb der Stadtmauern bereits die Pumpen laufen lassen, da das Wasser in die Keller dringt.

Boat Bike Kinder
Zumindest die Kinder haben Spaß am Hochwasser in Oberwesel. – Foto: Susanne Timmann

Der Pegel ist bereits auf 6,40 Meter angestiegen. Erwartet werden in der Nacht weitere 40 bis 60 Zentimeter. „Manchmal dauert der Spuk 14 Tage“, nimmt ein Einheimischer das Hochwasser mit Gelassenheit und schraubt ein Brett vor den Kellerschacht, während Kinder fröhlich im Schlauchboot über die überfluteten Straßen paddeln.

Große Hilfsbereitschaft

Boat Bike Oberwesel
Zauberhaftes Oberwesel von oben. – Foto: Susanne Timmann

Ungeachtet dessen ist die Stimmung in Oberwesel mit seinem dörflichen Charakter überaus freundlich und positiv. In großen Lettern prangert am Weingut Hoffmann unweit des pittoresken Rathauses der Spruch „Unser Brot ist der Wein, unsere Heimat der Mittelrhein“.

Boat Bike
Die Autos drängeln sich rund um das Rathaus, da aufgrund des Hochwassers viele Parkplätze weg fallen. – Foto: Susanne Timmann

Ein besonderes Zeichen der Solidarität zeigt auch das Hotel Das Wesel. Eigentlich hätte der Betrieb zu, doch er hat sein Personal eigens zurückgeholt, um den gestrandeten Passagieren der Princesse Royal eine Unterkunft für die Nacht zu bieten.

Ein wenig aus der Zeit gefallen

Boat Bike Fähre
Auf der Fähre mit dem Bus Richtung Rüdesheim. – Foto: Susanne Timmann

Wenig überraschend geht es angesichts der weiterhin überfluteten Radwege und Straßen von Oberwesel nicht mit dem Drahtesel weiter, sondern per Bus nach Rüdesheim. Neben der großen Dichte an Weinlokalen und Restaurants sowie Souvenirshops gibt es nicht wenige leerstehende Ladenlokale und zahlreiche Häuser, die ein wenig aus der Zeit gefallen wirken und runtergekommen sind.

Boat Bike Rüdesheim
Nette Gastwirtschaften laden zu regionalen Spezialitäten in Rüdesheim. – Foto: Susanne Timmann

Dazwischen ducken sich schmucke Fachwerkhäuser. Das Gros der Besucher scheint das Pensionsalter erreicht zu haben und schlendert mit vorwiegend beiger Kleidung und gräulich-melierten Haupt- oder Resthaar gemütlichen Schrittes über das Kopfsteinpflaster. Daneben wuseln ganze Heerscharen von Asiaten durch die engen Gassen und Straßen und lichten jedes noch so kleine Detail mit der Kamera ihres Smartphones ab.

Duftende Rosen in Rüdesheim. – Foto: Susanne Timmann

Neben dem obligatorischen Rüdesheimer Kaffee, Wein und Asbach gehören auch Baumstriezel zu den Spezialitäten, die man in Rüdesheim genießen sollte. Für Weinliebhaber bieten verschiedene Gaststätten wie etwa der Felsenkeller in der Oberstraße ein Glas Wein to go an – Preise beginnen bei 4 Euro.

Über den Reben schweben

Spaßige Abwechslung in Rüdesheim mit den Gondeln nach oben gondeln. – Foto: Susanne Timmann

Beliebt ist es zudem, über den Reben zu schweben. Mit der 70 Jahre alten Seilbahn geht es in Zweierkabinen über die Weinberge hinauf zum 1883 eingeweihten Niederwalddenkmal. Von hier eröffnet sich ein Panoramablick über Rüdesheim, Bingen auf der anderen Flussseite sowie auf Vater Rhein.

„Internationales Flair“ in der Drosselgasse in Rüdesheim. – Foto: Susanne Timmann

Auch in Rüdesheim geht es wieder in ein Hotel. Obwohl sich die Hochwasserlage allmählich etwas entspannt, surren und gurgeln die ganze Nacht die Pumpen lautstark in ihrem Bemühen, das Wasser aus den vollgelaufenen Kellern wieder herauszubefördern. Gepaart wird die Geräuschkulisse durch das Rattern der Güterzüge, die die ganze Nacht am Rheinufer entlang rollen.

Wiedersehen mit der Princesse Royal

Boat Bike Rüdesheim
Entspannter Spaziergang in den Weinbergen rund um Rüdesheim. – Foto: Susanne Timmann

Neptun lässt weiter die Muskeln spielen, allerdings ebbt die Machtdemonstration in Form hoher Pegelstände allmählich ab. Erste Schiffe nehmen den Verkehr auf dem prallgefüllten Rhein wieder auf. Derweil geht es für die Gestrandeten der Boat Bike Tour mit dem Zug via Wiesbaden nach Mainz, verbunden mit der Hoffnung, dort wieder an Bord der Princesse Royal gelangen zu können.

Boat Bike Mainz
Beliebtes Gutenberg-Museum in Mainz. – Foto: Susanne Timmann

Am Mainzer Hauptbahnhof warten die Fahrräder. Fast scheint es, als würden sie mit den Pedalen scharren, um endlich auch bewegt zu werden. Erste Stationen sind der Dom und das Gutenberg Museum, bevor es mit einer Rundtour über Flörsheim und Rüsselheim zurück nach Mainz geht. Dort liegt dann auch die Princesse Royal am Viktor-Hugo-Ufer und wartet auf die Radfahrer.

Boat Bike Mainz
Parken in der Nähe des Mainzer Doms. – Foto: Susanne Timmann

Wenig überraschend kann die Princesse Royal den Weg Richtung Frankfurt allerdings (zunächst) nicht fortsetzen. Denn der Main zählt auf diesem Teilstück drei Schleusen, und zahllose Frachtschiffe liegen hier in einer langen, langen Warteschlange, um nacheinander die Schiffshebewerke passieren zu können. Entsprechend wird eine weitere Nacht in Mainz dazwischen geschoben.

Mainzer Besonderheiten

Mainzer Marktplatz lädt zum Verweilen ein. – Foto: Susanne Timmann

Sehr charmant sind die Häuser und Geschäfte entlang der Augustinerstraße. Fachwerk und individuelle Läden abseits des Mainstreams dominieren hier die Szene. Fast schon ein Muss für alle Kunstliebhaber ist der Besuch der auf einem Hügel am Rande der Altstadt liegenden Kirche St. Stephan mit den von Marc Chagall gestalteten Fenstern.

Ein kleines Kuriosum in Mainz sind übrigens die Straßenschilder, die in blau und rot gehalten sind. Straßen die parallel zum Rhein verlaufen haben blaue Schilder, Straßen, die vom Rhein wegführen, haben rote Schilder.

Fehlende Anlegemöglichkeiten

Wo wird wohl die nächste Anlegemöglichkeit sein? – Foto: Susanne Timmann

Während das Wasser des Rheins allmählich zurückgeht, steht bereits fest, dass das Endziel in Aschaffenburg nicht zu erreichen ist. Auch der geplante nächste Stopp in Frankfurt wird wahrscheinlich nicht erreicht. Grund sind die fehlenden Anlegemöglichkeiten für die Schiffe.

Radelnd vorbei an der Princesse Royal. – Foto: Susanne Timmann

Die Schlussetappe führt daher, nicht wie geplant, nach Aschaffenburg, sondern via Rüsselheim, wo genügend Zeit ist, einen Blick auf die historischen Opel Villen und die Reste der alten Festung zu werfen, und Frankfurt nach Offenburg. Von hier geht es an Bord der Princesse Royal nach Hanau, wo das Schiff im Industriehafen festmacht und die Fahrt endet.

Ein feuriger Abschied …

Boat Bike
Mit vielen neuen, unerwarteten Eindrücken endet die Boat Bike Tour. – Foto: Susanne Timmann

Für die geschundenen Passagiere an Bord eine weitere Herausforderung, denn die vorgebuchten Transfers ab Aschaffenburg sind hier natürlich nicht mehr gültig. Dies führt dazu, dass alle vom Hafen aus irgendwie mit einem Taxi zum nächstgelegenen Bahnhof in Hanau kommen müssen. Viel Improvisationstalent ist also gefragt. Oder wie es eine amerikanische Mitreisende in Anlehnung an den gleichnamigen Beatles-Song formulierte: „It‘s a magical mystery tour“ – eben eine Reise, die genauso verwunderlich endet, wie sie begonnen hat.

Boat Bike Feuer
Dichter Rauch über dem Kommandostand der Princesse Royal. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Doch die Tour sollte noch mit einer besonderen Zugabe enden: denn pünktlich zum Abendessen fängt das Schiff Feuer und muss im Hafen von Hanau evakuiert werden. Die Feuerwehr versucht fieberhaft den Brand zu löschen, während die Teilnehmer der Boat Bike Tour abermals die Nacht im Hotel verbringen müssen. Ein abruptes Ende für eine fraglos unvergessliche Flusstour an Bord der Princesse Royal. Offen ist, wie stark das Schiff in Mitleidenschaft gezogen wurde. Fest steht, Veranstalter Boat Bike Tours musste die nächsten Touren bereits kurzfristig absagen.

Wissenswertes zu Boat Bike Tours

Boat Bike
Alle drücken der Princesse Royal die Daumen, dass sie bald wieder unterwegs sein kann. – Foto: Susanne Timmann

Informationen: Die achttägige Tour von Cochem nach Aschaffenburg wird ab 1.949 Euro pro Person angeboten. Daneben gibt es zahlreiche andere, wunderschöne Routen in Deutschland und den Nachbarländern von Boat Bike Tours mit ähnlichem Konzept, die sicherlich geruhsamer ablaufen.

Die Flotte von Boat Bike Tours umfasst über 20, zumeist kleinere Passagierschiffe, darunter auch Segler, mit einer Kapazität von 20 bis max. 110 Passagier:innen. Alle Schiffe verfügen über Zweibett-Kabinen mit eigenem Bad (Dusche/WC). Einige gehören darüber hinaus zur besonders komfortablen und exklusiv ausgestatteten „Premium-Klasse“.

Die Gäste unternehmen die Radtouren entweder individuell oder in kleinen Gruppen mit 1-2 erfahrenen deutschsprachigen Reiseleiter:innen. Damit sich die Gäste einfach und selbstständig orientieren und im eigenen Tempo unterwegs sein können, stehen ihnen detaillierte Radkarten, Routenbeschreibungen und die gratis Handy-Navigations-App RideWithGPS mit GPS-Tracks (deutschsprachig) zur Verfügung.


Die Recherche fand auf Einladung / mit Unterstützung von Boat Bike Tours und Vagabond PR statt.

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.