Barrierefrei – Städtetrips im Sommer

Die Wege zu den Molenfeuern in Warnemünde sind barrierefrei und können auf breiten, ebenen Wegen befahren werden. – Foto: TMV, Th. Ulrich

Mit einem Mix aus Kulturprogramm, Führungen und Naturerlebnissen heißen Deutschlands barrierefreie Städte Menschen mit und ohne Behinderungen in diesem Sommer zu aufregenden Entdeckungsreisen willkommen. Von der Ostseeküste bis ins Fränkische Seenland zeigen vier Orte, die zur Arbeitsgemeinschaft Leichter Reisen gehören, wie selbstverständlich Teilhabe sein kann.

Rostock: Stadtrundgänge, Stranderlebnis und Hanse Sail

Mitsegeln bei der Hanse Sail. – Foto: TZRW, Taslair

An der Ostseeküste lockt die über 800 Jahre alte Hansestadt Rostock mit einer einzigartigen Kombination aus maritimem Flair, kultureller Vielfalt und traditionsreichem Sommerfest. Bei einem Rundgang durch das historische Stadtzentrum, das für Rollstuhlfahrer gut zugänglich ist, entdecken Gäste Sehenswürdigkeiten wie die gotische Marienkirche mit der Astronomischen Uhr und das prächtige Kröpeliner Tor.

Barrierefreie Stadtführungen können in der Tourist-Information gebucht werden. Ein Tipp ist der Besuch im Kulturhistorischen Museum, das sich im 1270 gegründeten Kloster zum Heiligen Kreuz befindet. Das barrierefrei zugängliche Haus zeigt eine umfangreiche kunst- und kulturgeschichtliche Sammlung.

Barrierefreier Strand in Warnemünde. – Foto: TMV, Th. Ulrich

Schnell erreicht ist Rostocks größtes Seebad Warnemünde mit seinem bis zu 200 Meter breiten, feinkörnigen Sandstrand. Die Promenade vom Leuchtturm bis zum Strandweg ist problemlos für Rollstuhlfahrer zu befahren. Über die barrierefreien Strandaufgänge 4, 6, 10, 14 und 18, deren Wege mit Holzplatten oder Gummimatten ausgelegt sind, gelangen sie an den Strand.

Eines der traditionsreichsten Sommerfeste ist die Hanse Sail im August. Es ist das weltweit größte jährliche Treffen von Traditionsseglern und Museumsschiffen. Vom gut berollbaren Stadthafen haben Besucher die beeindruckenden Schiffe bestens im Blick. Auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen können mitsegeln: auf dem Rollisegler „Wappen von Ueckermünde“.

Magdeburg: Schiffstouren, Gartenentdeckungen und Domplatz Open-Air

Magdeburg lässt sich auch vom Wasser aus erkunden, mit den Fahrgastschiffen der Weißen Flotte. – Foto: Magdeburg Marketing, Andreas Lander

Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg lädt im Sommer zu spannenden Stadtrundgängen, entschleunigenden Schiffstouren, malerischen Gartenentdeckungen und zu einem spektakulären Open-Air-Musical ein. 1200 Jahre Geschichte haben die Stadt geprägt: Im zehnten Jahrhundert baute Kaiser Otto der Große Magdeburg zu einem führenden Machtzentrum in Europa aus.

Die gotisch konzipierte monumentale Kathedrale, die er mit antiken Kostbarkeiten ausstattete, ist heute das Wahrzeichen. Bei einem geführten Stadtrundgang, der für Rollstuhlfahrer barrierefrei ist, erfahren Teilnehmer mehr über den Dom und die bewegte Vergangenheit der Stadt. Auf Anmeldung gibt es auch Führungen mit Gebärdensprachdolmetscher. Blinde Gäste orientieren sich mit einem Stadtplan in Blindenschrift.

Dom Platz in Magdeburg beim Open Air. – Foto: Magdeburg Marketing , Foto: Andreas Lander

Auch Stadtführungen zu Wasser sind im Sommer ein Erlebnis: Die Schiffe der Weißen Flotte nehmen Gäste mit Mobilitätseinschränkungen vom Anleger Petriförder auf einstündige Stadtfahrten auf der Elbe sowie auf vierstündige Rundfahrten zum Wasserstraßenkreuz mit der beeindruckenden 918 Meter langen Kanalbrücke mit.

Ebenfalls barrierefrei ist die grüne Oase der Stadt: der 90 Hektar große Elbauenpark mit farbenfrohen Sommerblumenarrangements aus Dahlien, Stauden, Gräsern und Rosen. Herzstück des ehemaligen Bundesgartenschaugeländes ist der Jahrtausendturm mit einer interaktiven Ausstellung zur Wissenschaftsgeschichte. Kultureller Höhepunkt im Sommer ist das Domplatz Open-Air. Für Rollstuhlfahrer stehen gut zugängliche Plätze zur Verfügung.

Erfurt: Stadtrundfahrten, Domstufen-Festspiele und Sommertheater

Sommertheater in der Barfüßerruine. – Foto: CC-BY-NC-ND, Lutz Edelhoff

Erfurt, wegen seiner Vielzahl an Kirchen und Klöstern einst auch als das „thüringische Rom“ bezeichnet, bezaubert mit seinen pittoresken engen Gassen, den Kirchtürmen, Fachwerk- und Patrizierhäusern. Am besten lässt sich die Stadt bei einer geführten Tour erkunden: Die für Rollstuhlfahrer geeignete Altstadtführung bringt Gäste unter anderem zur berühmten Krämerbrücke, die mit 32 Häusern bebaut ist und zum beeindruckenden Ensemble von Dom St. Marien und Severikirche. Bequeme Stadtrundfahrten sind mit dem Altstadt-Express, einem kleinen wendigen Bus und der historischen Straßenbahn möglich. Sie bieten jeweils auch Plätze für Rollstuhlfahrer.

Das gesamte Festspielgelände ist für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen gut zugänglich, für hörgeschädigte Besucher stehen Hörschleifen zur Verfügung. Ebenfalls barrierefrei ist das Sommertheater in der Barfüßerruine im August. In der ersten Reihe gibt es Plätze für Rollstuhlfahrer und es wird eine Vorstellung mit Gebärdendolmetschern aufgeführt.

Fränkisches Seenland: Altmühlsee Festspiele, Vogelinsel und Strand

Ortsmitte von Muhr am See. – Foto: TV Fränkisches Seenland, Jens Wegener

Auch im Süden der Republik, im Fränkischen Seenland, lädt der Festspielort Muhr am See im Sommer zum Open-Air-Genuss ein. Seit 20 Jahren wird auf der Freilichtbühne im romantischen Bürgerhof unweit des malerischen Altmühlsees Theater gespielt. In der ersten Reihe nehmen Rollstuhlfahrer Platz. Bei Regenwetter geht es in den ebenfalls barrierefrei zugänglichen Dorfstadel.

Gleich neben der Bühne befindet sich die für Rollstuhlfahrer zugängliche Umweltstation des Landesbundes für Vogelschutz mit einer spannenden Ausstellung zur Entstehung des Altmühlsees, zur Tier- und Pflanzenwelt am See und zum Thema Vogelzug. Von dort ist es nicht weit bis zur Vogelinsel, einem Brut- und Rastplatz von rund 210 verschiedenen Vogelarten. Ein barrierefreier Weg führt auf eine Aussichtsplattform. Und für sonnige Tage ist das barrierefreie Seezentrum in Muhr am See der perfekte Ort um am Strand eine Auszeit zu genießen. Ausleihbare Strandrollstühle für den Spaß im Wasser gibt es im Seezentrum Wald gegenüber.

Mehr über die barrierefreien Angebote der vier Orte gibt es auf der Website der AG Leichter Reisen unter www.leichter-reisen.info.

Mortimer

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