Hainan – Tropentanz im Süden von China

Moderne und Vergangenheit begegnen sich in der Sanya Bucht. (Foto Katharina Büttel)

Herr Van ist ein cooler Typ. Pokerface, die Augen hinter teuren Sonnengläsern, lädt der 50-Jährige an Bord seiner Yacht. Die Assistentin lächelt. Das Yachting entlang der Küste von Sanya, der südlichsten Stadt von Hainan, beginnt dann auch rasant. Die hochgepeitschte Gischt vernebelt extravagante, weiße Hochhäuser und verglaste Wohntürme, an Luxusapartments auf aufgeschütteten Inseln ziehen riesige Frachter gleichmütig vorbei.

Guanyin ist die hoch verehrte die Göttin der Barmherzigkeit, Weisheit und des Friedens. (Foto Katharina Büttel)

„Ich habe mitgewirkt, dass aus dem schäbigen Fischerdorf am Sanya-River eine Urlauberstadt mit Luxus-Yachthafen, exklusivem Yachtclub und lebendiger Umgebung wurde“, lächelt Herr Van. Einer, der jede Chance nutzt. Mit 21 Jahren begann er als Fließbandarbeiter, heute ist er der Immobilientycoon von Sanya. Sein Ziel: bald größer zu sein als Dubai – eine durchaus hitzige Vision.

Traumferien auf der Tropeninsel

Weiter Sichelstrand im Süden der chinesischen Tropeninsel Hainan. (Foto Katharina Büttel)

Das neue, gigantische Hotel Atlantis des Sol Kerzner-Konzerns setzt Maßstäbe. Mit dem größten Aquarium der Welt, Wasserparks, Delphin-Shows, Unterwasserrestaurant und -suiten will man schließlich noch mehr aus- und inländische Urlauber anlocken. In vier Jahren dann werde man den neuen Flughafen eröffnen und mit Direktflügen aus Frankfurt und London den Tourismus voll etabliert haben.

Chinesen lieben Hainan besonders auch als Hochzeitsinsel. (Foto Katharina Büttel)

Inzwischen kann sich die wachsende Mittelschicht Chinas mit ihren Kindern Traumferien auf der Tropeninsel im chinesischen Meer leisten. Sie kommen aus Hongkong und den Großstädten. Betuchte aus dem kalten Norden überwintern im warmen Süden sogar in eigenen Apartments – in der klarsten Luft ganz Chinas.

Komplett bekleidet baden

Großer Badespaß mit Aussicht hoch über der Yalong Bay. (Foto Katharina Büttel)

Und sie entdecken das Strandvergnügen, den Spaß im türkisblauen Wasser, obwohl die meisten nie schwimmen gelernt haben. Lustig anzusehen die Damen: komplett bekleidet staksen sie durchs warme Wasser der Yalong Bay in Handschuhen und mit aufgespanntem Schirm. Helle Haut ist immer noch das Schönheitsideal! Da heißt es, vorsichtig zu sein, denn die Sonne brennt hier das ganze Jahr. Ein Grund mehr, das Tropeneiland zum besten Badeziel Chinas zu machen – eine Erholungsoption auch nach einer Rundreise durchs Reich der Mitte.

Ort der Innehaltung – ein Tempel vor herrlicher Bergkulisse im Süden von Hainan. (Foto Katharina Büttel)

Hainan liegt auf der Breite von Honolulu auf Hawaii, und Hawaiihemden und -shorts werden überall zu Hauf angeboten und mit Begeisterung von ganzen Familien getragen. Das Hawaii-Outfit gilt als extrem schick, mit Hawaii vergleicht man sich gern. „Hier gibt es Südseestrände, herrliche Buchten, luxuriöse Wellness-Resorts – dazu noch günstiger als in anderen Ländern Südostasiens“, betont Begleiterin Wanyang. Hainan gleich Hawaii? Na ja, aber tropisch-exotisch ist es.

Tianya Haijiao – das Ende der Welt

Die Miao sind ein Naturvolk. Gesichtstätowierungen sind heute allerdings tabu. (Foto Katharina Büttel)

In das 800.000 Einwohner zählende Sanya kommen die chinesischen Urlauber, um den geheimnisvollen Strand „am Rande des Himmels und am Ende der Welt“ zu sehen. Früher war der südlichste Punkt Rotchinas eine Gefangenenkolonie. In Ungnade gefallene kaiserliche Beamte und Straftäter wurden hierher verbannt. Sie nannten den Strand mit seinen bizarren Felsformationen „Tianya Haijiao“, das Ende der Welt. Begehrt bei Touristen und Hochzeitspaaren: ein Foto vor den in Fels gemeißelten roten Kalligraphien.

Eine Li-Frau webt noch immer nach alter Tradition. (Foto Katharina Büttel)

Die Nachfahren der Exilanten legten Plantagen an und erschlossen die schönsten Flecken der Insel. „Heute beeindrucken 300 Hotels, davon 25 internationaler Luxus-Hotelketten, bieten den Komfort, den sich Besucher wünschen“, betont Sanyas Vizebürgermeister Yue Jin nicht ohne Stolz. „Das jodhaltige Klima, die Meereslandschaft, gepflegte Golfplätze, Sicherheit und ein funktionierender Gesundheitstourismus: gute Gründe auch für Langzeiturlauber aus dem In- und Ausland“.

2.000 geschützte Heilkräuter

Am Rande des Himmels und Ende der Erde steht dieser fotogene Granitfelsen. (Foto Katharina Büttel)

Eingesetzt werden jahrhundertealte Medikamente aus Heilkräutern – alle .2000 stehen unter Naturschutz – aus dem unberührten Regenwald, der von über 100 klaren Flüssen gespeist wird. Aus den Blättern, den Harzen und Rinden bestimmter Bäume werden die wertvollen Wirkstoffe für die chinesische Medizin gewonnen; Ginseng ist die teuerste der Zutaten.

Leuchtlampions gehören fast schon obligatorisch zu einem Candlelight-Dinner vor dem Panorama der südchinesischen See. (Foto Katharina Büttel)

Vierzig Kilometer westlich von Sanya der buddhistische Tempel-Bezirk Nanshan, Ort der Besinnung. Auf einer Landzunge am Fuße der Nanshan Berge steht auf mächtigem Sockel in strahlendem Weiß Guanyin, Göttin der Weisheit, des Friedens, der Barmherzigkeit. Aus 108 Metern – höher als New Yorks Freiheitsstatue – schaut sie gütig auf die Gläubigen herab, die ihr Räucherstäbchen entzünden und goldfarbene Statuetten darbringen.

Ethnische Minderheiten

Hübsch und freundlich: eine junge Li-Frau im Minoritätendorf Binlanggu. (Foto Katharina Büttel)

Das bergige Innere der Insel ist Heimat zweier Minderheiten, der Li und der Miao. Die Li, „Menschen, die am Fuße der Berge leben“, gelten als die Ureinwohner Hainans. Mit mehr als 1,2 Millionen leben sie verstreut über ganz Hainan. Die Miao beten die Natur an, Steinfiguren werden als Phallussymbole verehrt. Inzwischen gibt es organisierte Touren in ihre Dörfer, die von Großunternehmen zu schrillen Freiluftparks, besser gesagt zu Disneylands, umfunktioniert wurden. Und den Chinesen gefällt es.

Nicht ohne Stolz trägt dieser Chinese Haiwaiihemd und Cowboyhut. (Foto Katharina Büttel)

Im Dorf Binglanggu präsentieren sich tagsüber Li- und Miao-Frauen, geben freundlich Auskunft über ihr von Traditionen und Riten geprägtes Leben. Sie lassen sich beim Fertigen von Silberschmuck, beim Weben kostbarer Brokatstoffe – eine 2.500 Jahre alte Tradition – geduldig fotografieren. Viele Frauen sind tätowiert.

Hochzeit nach der Ganzkörpertätowierung

Überall auf demTropeneiland brodeln heiße Quellen aus dem Boden. (Foto Katharina Büttel)

„Mit zehn Jahren bekam ich das erste Tatoo. Erst als die Ganzkörpertätowierung fertig war, durfte ich heiraten“, erzählt die 75-jährige Fu Yasheng mit sanftem Lächeln. Schließen sich am Abend die Tore des Museumsdorfes, tauchen die Li und Miao wieder ein in ihr Leben in vertrauter Gemeinschaft. Die 300 Euro pro Monat im Museum machen es möglich.

Der Master Tea erklärt die Energien des Tees. (Foto Katharina Büttel)

Entspannen kann man an und in den heißen Quellen, die überall auf der Insel sprudeln. Im Qixianling Hot Spring Resort wurden die natürlichen Quellen geschickt in die üppige Natur designt. Gegen so ziemlich jede Unpässlichkeit gibt es hier das passende Bad. Man muss das Heilwasser nur mit entsprechenden Zusätzen anreichern und fest an Linderung glauben. Jedenfalls machen die Bäder einen gesunden Appetit.

Kulinarisches Genüsse aus Hainan

Frischer Fisch, dekoriert mit asiatischer Raffinesse. (Foto Katharina Büttel)

Schon mal gekochte Lotuswurzeln probiert? Oder sauer-scharf eingelegte Quallen? Hainan-Chicken, dazu Ling Zhi Weißwein? Gebraut aus einem wertvollen Pilz, der früher allein dem Kaiser vorbehalten war? An exotischem Getier und Früchten herrscht tatsächlich unvorstellbarer Reichtum auf den lokalen Märkten.

Hainan gilt auch als ein Paradies für Golfspieler, finden sich hier doch einige der schönsten Grüns in Asien. (Foto Katharina Büttel)

Die gleiche Fülle findet sich auch unter Wasser: Tauchreviere mit Korallenriffen in allen Regenbogenfarben. Das Meer ist an vielen Stellen so  klar, dass man über 30 Meter auf den Grund sehen kann. Wer träumt denn da noch von Hawaii?

Wissenswertes zu Hainan in Kurzform

Überaus einladend: eine weitläufige Poolanlage in der Sanya Bucht. (Foto Katharina Büttel)

Allgemeine Informationen: Chinesisches Fremdenverkehrsamt, Telefon 069-520135; www.china-tourism.de

Informationen: Fremdenverkehrsamt Hainan, Wanyang Forkert, Monbijouplatz 8, 10178 Berlin, Telefon 030-847108112, www.hainantourismus.de

Abseits der Strände – Meditation im Inselinneren. (Foto Katharina Büttel)

Anreise: Lufthansa von Frankfurt non-stop nach Hongkong, wo sich ein Stop-over-Programm anbietet, beispielsweise buchbar über das Hotel The Landmark Mandarin Oriental und ATI Travel;  weiter geht es mit Hongkong Airlines nach Sanya auf Hainan.

Einreise: Deutsche brauchen kein Einreisevisum, aber ein Landevisum. Dazu benötigt man 25 Euro und ein Passfoto. Am besten einreichen beim Konsulat der Chin. Botschaft, Brückenstraße 10, 10179 Berlin, Telefon 030-48839731.

Dann mal im wahrsten Sinne des Wortes „gute Nacht“: Baumlodge im luftigen Berggebiet oberhalb der Strandbuchten. (Foto Katharina Büttel)

Reisezeit: Hainan ist ohne Frage ein Ganzjahresziel. Vor allem Sanya an der Südspitze kennt keinen Winter. Das Wasser hat konstant zwischen 24 und 28 Grad Celsius.

Übernachten: Auf Hainan gibt es 5-Sterne-Hotels, -Resorts an den Stränden zu günstigen Preisen; z.B. Mandarin Oriental Sanya; Hilton Sanya Yalong Bay Resort; Intercontinental Sanya Resort; wunderschön in den Bergen das Bird’s Nest Resort. Seit diesem Jahr das außergewöhnliche Atlantis Sanya in der Haitang Bay u.a.

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