Nicht immer schmerzfrei: Der eigenen Geschichte auf den Zahn fühlen

GeschichteEine Geschichte, wie sie in einem Aki-Karusmäki-Drehbuch vorkommen könnte: Pekka Kirnuvaara muss zum Zahnarzt und entscheidet sich zufällig für einen, der den gleichen ungewöhnlichen Nachnamen trägt wie er. Und dann hat dieser Zahnarzt praktisch auch noch die gleiche Nase wie er selber. Auf Pekkas bohrende Fragen nach Herkunft und Familie antwortet Esko seinerseits mit unablässigem Bohren. Erst kurz vor Ende der Behandlung gibt er endlich zu, dass sie Halbbrüder sein müssen – und willigt ein, mit Pekka nach dem gemeinsamen Vater zu suchen.

Auf ihrer Reise finden sie weitere Halbgeschwister; ihr Erzeuger hat eine Spur von Nachkommen durch die halbe Welt gelegt. Die Wurzel alles Guten ist eine originelle Komödie aus Finnland über Herkunft, Identität und Vorurteile – und dazu die schönste Geschwistergeschichte südlich des Polarkreises. Wer sich auf die 256 Seiten einlässt, der hofft, dass der finnische Autor Miika Nousiainen schnell eine Fortsetzung schreibt. Denn: Der Roman ist ein erfrischender „Road Movie“ mit Biss und die liebenswerten Figuren sind dem Leser schnell ans Herz gewachsen.

Dabei hat jeder seine eigene Sicht auf die Dinge. Esko zum Beispiel ist mit Haut und Haar Zahnarzt, was nicht nur dazu führt, dass er auf Limo und andere zuckerhaltige Lebensmittel konsequent verzichtet. Nein, auch seine Lebensweisheiten haben ihre Wurzel stets im dentalen Bereich: „Ich denke, Liebesbeziehungen unterscheiden sich gar nicht so sehr von einer Wurzelbehandlung: Man tut einem anderen Menschen Gutes. Dabei muss man tiefer gehen, und es kann mitunter schmerzhaft werden, aber es dient der gemeinsamen Sache.“

Erhältlich ist Die Wurzel alles Guten von Miika Nousiainen (ISBN: 978-3312010387) für 20 Euro im Buchhandel oder direkt beim Verlag Nagel & Kimche AG.