Würzpaste mit Kultstatus: In Bautzen dreht sich fast alles um den Senf

Im Bautzener Senfmuseum wird der Mostrich an einer originalen Biedermeier-Ladeneinrichtung von 1860 verkauft. (Fotos: djd)

Spreewälder Gurken, Othello Kekse, Rotkäppchen Sekt – bei diesen Lebensmitteln aus der ehemaligen DDR kommt Ostalgie auf. Zwar haben von den rund 700 im Osten Deutschlands eingeführten Marken nur wenige die Wiedervereinigung überlebt, doch diese sind dafür Kult. Wie zum Beispiel der Bautz’ner Senf, der 1953 im VEB Lebensmittelbetriebe Bautzen das erste Mal mittelscharf abgefüllt wurde und bis heute in der Stadt hergestellt wird.

Ein Museum nur für den Senf

Alle steinvermahlenen Manufaktur-Senfe kann man probieren und erwerben.

Wer mehr zur Geschichte der Ost-Senfs erfahren möchte, ist im Bautz’ner Senfmuseum richtig. Von der Kultivierung der Senfpflanze bis zur Herstellung und zum Gebrauch hat das Museum allerhand Unterhaltsames und Wissenswertes zusammengetragen. So lernen die Besucher zum Beispiel, dass der beliebten Würzpaste ein leichter Meerrettichgeschmack beigefügt ist und ihre satte gelbe Farbe allein durch das Zermahlen der Senfkörner zustande kommt – ohne die sonst übliche Zugabe von Kurkuma. Zu den besonderen Schaustücken gehört auch eine Original-Senfmühle aus dem vorherigen Jahrhundert mit 1.300 Kilogramm Gewicht. Das Museum liegt mitten im historischen Zentrum der über 1.000 Jahre alten ehemaligen Veste. Beim Spaziergang durch die kleinen Gassen fallen vor allem die farbenfrohen Barockgebäude und die zahlreichen Türme auf, für die Bautzen besonders berühmt ist. Einige stehen sogar zur Besichtigung offen, unter anderem die „Alte Wasserkunst“, die heute ein technisches Denkmal ist.

Von der Saat bis zum Mostrich

Blick über die Spree auf die Altstadt von Bautzen.

Nur wenige Minuten sind es von hier den Bergsporn hinab bis zur Hammermühle an der Spree, wo der scharfe Mostrich heute ebenfalls produziert wird. Die Geschichte der ehemaligen Hammermühle, heute gleichzeitig Mahl-, Öl- und Senfmühle, geht zurück bis in das 15. Jahrhundert. Sie wurde im Jahre 1493 von der Stadt Bautzen als Drahtmühle erbaut. Im Jahr 1740 wurde die Mühle um ein Eisenhammerwerk erweitert. Eine Führung durch das mehrgeschossige Gebäude mit seinen Wasserrädern, dem Walzenstuhl und dem Schrotgang sollte man sich nicht entgehen lassen.

Unterhalb der Mönchskirchruine liegt – rechts im Bild – die Hammermühle direkt an der Spree.

Die Inhaber – Stephan Hierl und seine Familie – erzählen anschaulich aus dem Mühlen-Alltag und die vielen Arbeitsschritte bis der Senf im Glas landet. So muss die gelbe, weiße oder schwarze Senfsaat zunächst geschrotet werden, bevor sie anschließend zwischen zwei Granitsteinen auf traditionelle Art kaltvermahlen und von Hand abgefüllt wird.
Gerichte mit der goldgelben Würzpaste stehen in zahlreichen Restaurants auf der Speisekarte.

Bautzen isst scharf

Am Anfang der Schloßstraße liegt die Bautzener Senfstube, in der allerlei Gerichte mit dem traditionellen Bautz´ner probiert werden können.

Ob Senfsüppchen, „mittelscharfe“ Cocktails, senfige Eisbecher, sorbische Senfkreationen, scharfe Hasenbraten oder traditionelle Gerichte rund um den Senf – während der Bautzener Senfwochen vom 16. August bis 11. September laufen die Gastronomen mit ihren kreativen Ideen zur Hochform auf. Insgesamt rund 15 Lokalitäten in der Spreestadt servieren ihren Gästen dann Gaumenfreuden rund um die goldgelbe Würzpaste, die als „Mittelscharfer“ Kultstatus weit über die neuen Bundesländer hinaus genießt. Zudem wird es den extra für die Senfwochen komponierten Kapern-Senf in limitierter Auflage geben. Weitere Informationen unter www.bautzen.de (djd).
Foto: djd/Stadt Bautzen/Peter Wilhelm

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G. Schröder

ist seit Kindestagen mit dem Reisevirus infiziert und bringt sich seit Jahr und Tag mit großem Engagement als gute Seele hinter den Kulissen in das Mortimer Reisemagazin ein.