Teneriffa – Adrenalin pur im Schatten der Felsenriesen

Teneriffa
Auf Teneriffa nemen wagemutige Skater die Serpentinen nach Masca unter die Rollen. – Foto Karsten-Thilo Raab

Etwas nervös steht Javier mitten auf der Straße am Aussichtspunkt Mirador de Cherfe zwischen Santiago del Teide und Masca auf der spanischen Kanareninsel Teneriffa. In einer Mischung aus Aufgeregtheit und Vorfreude zappelt der junge Mann auf dem Skateboard hin und her, überprüft den richtigen Sitz des Helms und der Protektoren an Knien und Ellenbogen. Auch seine vier Freunde überprüfen noch einmal den richtigen Sitz der Ausrüstung, befestigen eine Dashcam am Helm oder der Jacke. Schließlich soll das Abenteuer im Film festgehalten und später auf Social Media Kanälen geteilt werden.

Der Blick vom Mirador de Cherfe Richtung Masca. – Foto Karsten-TThilo Raab

Vor der kleinen Gruppe breitet sich eine der spektakulärsten Serpentinenstraßen auf Teneriffa aus. Knapp vier Kilometer geht es hier talwärts. Ein letzter Blick in die Runde, ein stummes, kollektives Kopfnicken und schon saust die Heerschar der Wagemutigen mit surrenden Rädern gen Masca. Was beim Gros derjenigen, die vom Mirador de Cherfe einen Blick in die Tiefe werfen, nur verständnisloses Kopfschütteln hervorruft, hat sich in den zurückliegenden Jahren auf Teneriffa mehr und mehr zum Trendsport für Adrenalin-Junkies entwickelt. Und dies obwohl – oder gerade, weil – das Unterfangen nicht ungefährlich ist.

Schwungvoll sausen die Skateboardfahrer talwärts. – Foto Karsten-Thilo Raab

Die Straße – offiziell die TF-436 – ist eng, steil und stark befahren. An jeder Kehre drohen folgenschwere Kollisionen mit eventuell entgegenkommenden Autos. Denn, viel Platz, um auszuweichen, gibt es hier nicht. Stattdessen geht es auf der einen Straßenseite im freien Fall tief hinunter ins Tal.

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Beeindruckend ist die Mauertechnik der Häuser in Masca. – Foto Karsten-Thilo Raab

„Viele kommen hierher, um Autofahren zu lernen“, erläutert Patrick C. Schmitt. Der Tourguide, der selber seit gut zwei Jahrzehnten auf der Kanareninsel lebt, verweist im gleichen Atemzug auf die Tatsache, dass hier einige Kurven so eng sind, dass mit den Fahrzeugen mehrfach vor und zurück gesetzt werden muss, um überhaupt um die Ecke zu kommen.

Verstreute Häuser, Palmen sowie der Blick auf das Teno-Gebirge und den Atlantik prägen Masca. – Foto Karsten-Thilo Raab

Ausweichstellen für entgegenkommenden Verkehr gibt es weniger als eine Hand voll. Hinzu kommt, dass die Felsen entlang der von Kakteen, Palmen, wildem Fenchel und Lavendel gesäumten Straße nicht selten den Blick um die nächste Kurve verhindern. Entsprechend kündigen nicht wenige vorsichtshalber mit lautstarkem Hupen dem Verkehr aus der anderen Richtung das Entgegenkommen an. Eine Tatsache, die das Risiko für die Skateboardfahrer nicht zwingend minimiert, zumal der Bremsweg auf vier Rollen kaum kalkulierbar ist.

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Ein wenig scheint in Masca die Zeit still zu stehen. – Foto Karsten-Thilo Raab

Nicht selten herrscht auf der TF-436 das ultimative Chaos, weil viele nicht wissen, wie breit ihr (Miet-) Wagen ist. Daher wird die Berg- und Talfahrt zur echten Gedulds- und Nervenprobe gepaart mit echter Millimeterarbeit nicht nur in den Spitzkehren. Und dazwischen sorgen die wagemutigen Skater für Erstaunen und Unverständnis.

Das Teno-Gebirge umschließt das verträumte Dorf. – Foto Karsten-Thilo Raab

Langsam geht es auf den Spuren der fünf Teufelsfahrer vom Mirador de Cherfe die Straße nach Masca hinunter – begleitet von der Befürchtung, hinter der nächsten Biegung einen verletzten Skater auf der Straße liegen zu sehen. Doch Javier und seine vier Freunde sind unverletzt in Masca angekommen und lassen bei einer Kaktuslimonade und einen Barraquito das Abenteuer noch einmal laut lachend verbal Revue passieren.

Teneriffa - Copyright Karsten-Thilo Raab
Der Barraquito, der populäre Schichtkaffee, sollte unbedingt probiert werden. – Foto Karsten-Thilo Raab

Der Barraquito ist eine Spezialität der Insel. Für die Herstellung des Schichtkaffees werden neben dem obligatorischen Bohnengebräu verschiedene Milchsorten verwendet. Neben normalem „Kuhsaft“ kommt auch gesüßte Kondensmilch – zumeist aus der Tube – zum Einsatz. Oder, wie es auf Teneriffa heißt: „Leche i leche“ – „Milch mit Milch.“

Vulkanisch geprägt ist der Teide Nationalpark. – Foto Karsten-Thilo Raab

Masca selber ist ein absolutes Kleinod. Das verträumte wie charmante Dörfchen im Teno-Gebirge ist erst seit knapp zweieinhalb Jahrzehnten überhaupt ans Straßennetz angeschlossen. Zuvor mussten die Bewohner den langen wie beschwerlichen Weg nach Santiago del Teide zu Fuß auf uralten Trampelpfaden oder dem Eselsrücken zurücklegen.

Teneriffa - Copyright Karsten-Thilo Raab
Der weithin sichtbare Teide ist der höchste Berg Spaniens. – Copyright Karsten-Thilo Raab

Masca bestehend aus mehreren Gruppen verstreut liegender Häuser. Diese ducken sich fast schon winzig klein im Schatten der Felsenriesen. Die wenigen Gebäude, in denen kaum mehr als 200 Menschen zu Hause sind, wurden allesamt aus losem Stein errichtet. Die handtuchgroßen Felder, in mühevoller Kleinarbeit den Steinflanken in Terrassenform abgerungen, sind durch handgeschichtete Steinmauer abgestützt. Ein pittoreskes Nebeneinander, das täglich von Hunderten von Kameras auf den Microchip gebannt wird.

Kakteen sind an vielen Stellen auf Teneriffa zu finden. – Foto Karsten-Thilo Raab

Weitaus bekannter und noch häufiger abgelichtet, ist der Teide. Der mit 3.718 Meter höchste Berg Spaniens liegt inmitten eines grandiosen Nationalparks und steht als Weltnaturerbe unter dem Schutz der UNESCO. Von der Gipfelstation des inaktiven Vulkans, die über eine Seilbahn bequem zu erreichen ist, eröffnen sich, sofern es die Wolkendecke zulässt, beeindruckende Panoramarundblicke über Teneriffa mit seiner faszinierenden Vulkanlandschaft bis hin zur benachbarten Insel La Gomera.

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Verbotenerweise versuchen Touristen immer wieder Gesteinsbrocken aus dem Teide Nationalpark mitzunemen. – Foto Karsten-Thilo Raab

Die Spitze des Teide erklimmen hingegen nur wenige. Maximal 200 Menschen dürfen pro Tag von der Seilbahnstation den gut 90-minütigen Anstieg zur oft bis in den Mai hinein schneebedeckten Spitze antreten. Im Vorfeld muss eine entsprechende Genehmigung online beantragt werden.

Maraknte Felsformationen prägen den Teide Nationalpark. – Foto Karsten-Thilo Raab

Für Unmut sorgen die vielen Unbelehrbaren, die ungeachtet des Verbots Stein- und Lavabrocken als Erinnerungsstücke am Fuße des Teide einpacken. Als trauriger Spitzenwert werden nicht von ungefähr bis zu 13.000 Kilo Gestein pro Jahr am Flughafen konfisziert – saftige Geldstrafe inklusive.

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Der Hafen Porto Colòn ist Startpunkt für die Wal-Touren. – Foto Karsten-Thilo Raab

Für kollektive Entzückung sorgen derweil die ganzjährig angebotenen Whale-Watching-Touren vom Hafen Porto Colòn im Süden der Insel. Zumal Tierfreunde und Naturliebhaber hier eine nahezu 100-prozentige Chance besitzen, auf der drei- bis vierstündigen Exkursion einen der Meeressäuger zu Gesicht zu bekommen.

Die Chance, Wale zwischen Teneriffa und La Gomera zu Gesi9cht zu bekommen, liegt nahezu bei 100 Proznt. – Foto Karsten-Thilo Raab

„Wir sind nicht im Aquarium, sondern auf einem kleinen Boot inmitten eines großen Ozeans. Daher ist es nicht immer leicht, Wale zu sehen“, tritt Skipper Josè ein wenig auf die Euphoriebremse, wohl wissend, dass dies nicht wirklich notwendig ist. Denn allein zwischen Teneriffa und La Gomera sind rund 500 Wale ganzjährig anzutreffen. Die meisten davon sind Grindwale. Sie leben in Gruppen von 15 bis 30 Exemplaren zusammen. Daneben tummeln sich je nach Jahreszeit alle Arten von Walen sowie Delfine in dem fischreichen Gewässer.

Oft tauchen Wale und Delfine nahe der Ausflugsboote auf. – Foto Karsten-Thilo Raab

Zwischen den Inseln Teneriffa und La Gomera ist der Atlantik bis zu 3.000 Meter tief. Die große Zahl der Tintenfische, die hier heimisch ist, bildet nicht nur für die bis zu acht Meter langen und bis zu drei Tonnen schweren Grindwale eine sichere und beliebte Futterquelle.

Um die Wale im Bild festzuhalten, muss die Kamera einsatzbereit sein. – Foto Karsten-Thilo Raab

„Die Wale tauchen bis zu 600 Meter tief und können gut 25 Minuten unter Wasser bleiben“, weiß Josè zu berichten, während Backbord eine Schule Delfine freudig durch den Atlantik hüpft. In selbigen mag beim obligatorischen Badestopp vor der imposanten Kulisse der bis 500 Meter hoch aufragenden Klippen von Los Gigantes keiner wirklich hineinspringen. Den meisten fehlt angesichts der durchschnittlichen Wassertemperatur von 18 bis 19 Grad Celsius schlicht der Wagemut der Skateboardfahrer von Masca. Und warum sonst verfügen die meisten Hotels der sonnenverwöhnten Insel über beheizte Pools?

Die Wale sind oft in Gruppen von bis zu 30 Exemplaren unterwegs. – Foto Karsten-Thilo Raab

Informationen: www.spain.info und www.spain.info

Lage: Das gut 2.034 Quadratkilometer große Teneriffa (span. Tenerife) ist die größte der Kanarischen Inseln. Sie gehört topografisch zu Afrika, liegt gut 300 Kilometer vor der Küste Marokkos und der Westsahara und ist 1.274 Kilometer von der Südküste des spanischen Mutterlandes entfernt. Mit rund 928.000 Einwohnern ist Teneriffa die bevölkerungsreichste Insel Spaniens.

Das Weltkulturerbe La Laguna wird von pastellfarbenen Häusern dominiert. – Foto Karsten-Thilo Raab

Klima: Teneriffa ist ein Ganzjahresziel mit durchschnittlichen Wintertemperaturen von 20 Grad Celsius und Sommertemperaturen von 25 Grad Celsius

Anreise: Mehrmals wöchentlich wird die Insel von München, Frankfurt, Düsseldorf, Köln, Hamburg und Stuttgart mit Condor, Lufthansa oder Eurowings angeflogen. Auch von Wien und Zürich bestehen Direktflüge. Informationen unter www.fti.de. Die Flugzeit beträgt je nach Abflugort vier bis viereinhalb Stunden.

Das Palmetum lädt Pflanzenliebhaber zu einem Streifzug durch die Palmenvielfalt ein. – Foto Karsten-Thilo Raab

Tipp: Vor den Toren der Inselhauptstadt Santa Cruz de Tenerife befindet sich seit 2014 das Palmetum Jardín Botánico, ein botanischer Garten, in dem 400 Palmenarten aus aller Welt gedeihen.

Lohnend: Überaus empfehlenswert ist ein Abstecher in die ehemalige Inselhauptstadt La Laguna, deren Altstadt mit ihren pastellfarbenen Häusern zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt.

Die Labranda Suites Costa Adeje wurden erst im Dezember 2021 eröffnet. – Foto Karsten-Thilo Raab

Übernachten: Labranda Suites Costa Adeje. Preisbeispiele: Eine Woche mit All-Inclusive-Verpflegung ist inkl. Flug ab München, z.B. am 12.05.2022, ab 819 Euro pro Person im Doppelzimmer buchbar. Mit Flug ab Frankfurt: Eine Woche mit All-Inclusive-Verpflegung ist inkl. Flug ab Frankfurt, z.B. am 11.05.2022, ab 799 Euro pro Person im Doppelzimmer buchbar. Mit Flug ab Düsseldorf: Eine Woche mit All-Inclusive-Verpflegung ist inkl. Flug ab Düsseldorf, z.B. am 12.05.2022,ab 799 Euro pro Person im Doppelzimmer buchbar. Mit Flug ab Köln: Eine Woche mit All-Inclusive-Verpflegung ist inkl. Flug ab Köln, z.B. am 11.05.2022, ab 849 Euro pro Person im Doppelzimmer buchbar unter www.fti.de.