Irlands Gärten erblühen im Farbenrausch

Gärten
In allen Regionen der grünen Insel blüht der Frühling in Parks und Gärten auf – so wie hier der Vandeleur Walled Garden in Kilrush. – Fotos Tourism Ireland

Im Frühjahr entfaltet die grüne Insel ihre ganze Blütenpracht – die irischen Gärten sind jetzt Treffpunkt für Jung und Alt, ob in den Parks der Städte, in einigen Nationalparks oder in den prachtvollen Anlagen der ehemaligen Herrenhäuser. Im milden Klima des Golfstroms explodiert die Flora der grünen Insel geradezu.

In Irlands historischem Osten – nicht umsonst in voller Gänze und Schönheit als der „Garten Irlands“ bezeichnet – sind die klassischen Parkanlagen der englischen Gärten erste Adressen für Gartenfreunde und Sonnenhungrige, um die Blumenpracht des Frühlings zu genießen: Mount Ushers Garden, June Blake’s Garden oder Powerscourt House and Gardens im County Wicklow sind so berühmt wie Lismore Castle in Waterford. Etwas weiter südwestlich prunkt die Grafschaft Cork, bekannt als die irische Riviera, in voller Farbenpracht. Hier liegen so gepflegte Anlagen wie Blarney Castle and Gardens oder Ewe Gardens, die für ihre Skulpturen bekannt sind.

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Powerscourt House and Gardens wurden wiederholt auch filmisch in Szene gesetzt.

Im Süden von Cork, im Blütenmeer des Hafenstädtchens Kinsale, beginnt der Wild Atlantic Way. Er führt – auch Gartenfreunde – entlang der Westküste nordwärts durch die Republik: etwa zu den Gärten von Muckross House im Killarney Nationalpark bis hinauf an den Lough Swilly zu Rathmullan House und seinen wunderbaren Gärten. Etwas nördlicher in Donegal, im Glenveagh Nationalpark, befindet sich das gleichnamige Glenveagh Castle. Das viktorianische Schloss liegt direkt am stillen Lough Veagh. Die ummauerten Gärten des Castles sind frei zugänglich: hier im Park gedeihen exotische Gewächse aus Chile, Madeira und Tasmanien neben lokalen und historischen Nutzpflanzen im großen Küchengarten. Eher kontemplativ bis spirituell gibt sich Celtic Prayer Garden auf Inishowen.

Irlands herzliche Mitte hat ebenfalls botanisch besondere Schätze zu bieten. Am besten lassen sich Landschaftsarchitektur und Gartenkultur auch hier – im County Roscommon etwa – an den ehemaligen Herrenhäusern studieren und goutieren. Die herrschaftlichen Villen der englischen Landlords entstanden zur Mitte des 18. Jahrhunderts zu Tausenden. Wunderschöne Wälder, geschützte Gärten und eine Obstwiese umgeben zum Beispiel Castlecoote House. Das herrschaftliche Landhaus wurde im georgianischen Stil jener Zeit errichtet, direkt neben den Ruinen der Burg aus dem Jahr 1570.

Berühmt sind auch die Gärten von Bantry House.

Inmitten der sanften Hügellandschaft von Roscommon liegt ebenso, wenngleich mit einem weitaus langatmigerem Namen Strokestown Park – House, Gardens and Woodland & National Famine Museum. Das riesige – inzwischen nur noch – 120 Hektar große Rest-Anwesen um das alte palladianische Herrenhaus ist ein Kaleidoskop irischer Geschichte. Es wurde mitsamt dem schönen Park von Thomas Mahon (1701-1782) erbaut und war während der großen Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts ein dramatischer Ort. Der umliegende Walled Garden ist heute restauriert: eine botanische Pracht auf 6 Acre (2,4 Hektar).

Zwischen Rynn Lough und Loug Errew nahe Mohill liegt im County Leitrim der Sitz der Clements Familie und des legendären Earl of Leitrim: Lough Rynn Castle Gardens. Ein Spaziergang auf dem 300 Acre (121 Hektar) großen Anwesen führt in landschaftliche Idylle der Grafschaft und in große Geschichte. Wie so oft in Irland begeistert Gartenfreunde der typische Walled Garden, der hier malerisch am Seeufer gelegen ist. Er wurde jüngst völlig neu angelegt und liefert heute – in der Tradition der feudalen Küchengärten – frische Kräuter, Obst und Gemüse für die exzellente Küche des Hauses.

Blarney Castle ist nicht nur wegen seiner Gärten berühmt, sondern auch wegen des Blarney Stones, der die Muse der Beredsamkeit verleihen soll.

Eine kuriose Besonderheit unter den irischen Gärten ist der „Poison Garden“ in Blarney Castle and Gardens im County Cork. Neben dem alten Gemäuer der von Oliver Cromwell geschliffenen Burg sind es heutzutage vor allem die Schlossgärten, die die Touristen magisch hierhin ziehen. Der sogenannte „Giftgarten“ ist historisch gesehen Teil des althergebrachten Küchengartens, in dem auch Heilkräuter für den medizinischen Bedarf gezogen wurden. Als vor nicht all zu langer Zeit – der botanischen Vollständigkeit halber – auch Hanf wieder hinzugefügt wurde, schritt indessen die irische Polizei ein. Doch Gardai verhalf dem Garten damit eher zu allerbester Publicity. Mit Blick auf den berühmten Blarney Stone auf den Zinnen der Burg, den man küsst, um zu Beredsamkeit zu kommen, titelte die Irish Times damals ihren Bericht über die Konfiszierung der Hanfpflanze: „Blarney stoned!“ – Die Pflänzchen kamen übrigens nach einigen Tagen in Sicherheitsverwahrung wieder wohlbehalten zurück.

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