Freiwillig gestrandet im Indischen Ozean

Kanuhura, Sandbank-Dinner, Copyright Karsten-Thilo RaabMehr Robinson-Feeling geht nicht. Dazu wirkt das Ganze wie eine Fata Morgana. Mitten im Nichts, mitten im Indischen Ozean liegt die vielleicht 120, 130 Meter lange und 20 Meter breite Sandbank. Während Daniel Defoes Romanheld Crusoe Schiffbruch erlitt und auf einer unbekannten Insel verschollen ist, nähern wir uns im gemächlichen Tempo auf einem kleinen, weißen Motorboot dem von Wellen umspülten Sandhaufen. Doch dies ist beileibe nicht der einzige Unterschied zu der literarischen Figur: Während Robinson bekanntlich auf Freitag wartete, sind wir hierher gekommen, um inmitten der Inselwelt der Malediven den Sonnenuntergang zu erwarten. Und dies ganz stilvoll in einem außergewöhnlichen Ambiente mit nur einer Handvoll Leuten.

Kanuhura, Sandbank-Dinner, Copyright Karsten-Thilo RaabDie letzten Meter müssen wir durch das flache und zugleich muckelig warme Wasser waten. Mit jedem Schritt sinken wir leicht in den sandigen Untergrund ein. Abdul, ein ganz in weiß gekleideter Butler eilt uns entgegen, um uns erst die Hand und dann mit einer Zange eisgekühlte Erfrischungstücher zu reichen. Sein ebenso aufmerksamer Kollege Hussein hält auf einem Tablett Gläser mit prickelndem Champagner und Aperol-Spritz als Willkommens-Drinks bereit. Neben ein paar mit Tischdecken und Blumenschmuck ausstaffierten Stehtischen lädt ein eigens aufgestelltes Strandbett mit Baldachin und weichen, lilafarbenen Kissen zum Entspannen ein. Im Abstand von vier, fünf Metern stehen bunte Gläser mit brennenden Kerzen im Sand, dazwischen leuchten einige Petroleumfackeln, während einige aufgespannte Schirme mit ihrem knalligen orange für einen fröhlichen Farbtupfer sorgen.

Kanuhura, Sandbank-Dinner, Copyright Karsten-Thilo RaabEs ist ein grandioses Gefühl. Ein flacher, vom türkisblauen Wasser des Ozeans umspülter Sandhaufen gepaart mit aufmerksamem Service und dekadentem Luxus. Ein traumhaftes Setting nicht nur für Hochzeitspaare und frisch Verliebte, sondern ganz sicher auch für Romantiker und für alle, die das Besondere lieben.

Schon mit dem Betreten der Sandbank sind einige fast zu Tränen gerührt. Andere blicken minutenlang halb versunken auf die Weite des Indischen Ozeans und den sich langsam glutrot färbenden Himmel. Für einen Moment herrscht fast schon meditative Stille. Nur das Rauschen des Meeres ist zu hören, während die langsam sinkende Sonne das nahende Ende des Tages andeutet.

Kanuhura, Sandbank-Dinner, Copyright Karsten-Thilo Raab„In so einem Ambiente den Sonnenuntergang zu genießen, ist ganz sicher für jeden ein unvergesslicher Augenblick; für uns aber auch eine riesige logistische Herausforderung, dies möglich zu machen“, erklärt  Philipp Larisch. Der Deutsche aus Frankfurt am Main ist seit August 2012 als Salesmanager beim mondänen Kanuhura Resort, einem der Topadressen in den Malediven, angestellt und organisiert mit seinem Team den ungewöhnlichen abendlichen Ausflug. Jede Kleinigkeit, jedes Accessoire, jedes Möbelstück muss im Vorfeld von den Angestellten per Boot zur Sandbank gebracht und später in der Dunkelheit eingesammelt und zurückgebracht werden. Dabei wird nichts dem Zufall überlassen. Auf jedes noch so kleine Detail wird wert gelegt. Da wird sichergestellt, dass Getränke perfekt gekühlt und im ausreichenden Mengen vorhanden sind, dass niemand Hunger leidet und genügend Kanapees bereit stehen.

Kanuhura, Sandbank-Dinner, Copyright Karsten-Thilo RaabFür Abdul und Hussein eine überaus anspruchsvolle Aufgabe. Doch das lassen sich die beiden Strahlemänner mit dem höflichen Lächeln nicht anmerken. Im Gegenteil, sie lesen den fünf Sandbankbesuchern förmlich jeden Wunsch von den Lippen ab, mixen eifrig Cocktails, sorgen dafür, dass die Gläser nicht leer werden und niemand Hunger leidet. Dabei gelingt den beiden der seltene Spagat, auf der einen Seite, den Gästen die notwendige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, auf der anderen Seite keinesfalls aufdringlich zu wirken.

Doch all dies nehmen die Sandbankbesucher kaum wahr. Sie genießen die besondere Abendstimmung.  Mit zurrender Kamera wird das langsame Versinken der Sonne im Indischen Ozean fast chronologisch dokumentiert, begleitet von dem einen oder anderen Begeisterungsausruf. Dabei stört es wenig, dass ein paar Wolken am Horizont den stimmungsvollen Abschied von Bruder Sonne an diesem Tag ein wenig verdecken.

KKanuhura, Sandbank-Dinner, Copyright Karsten-Thilo RaabZwei, drei Cocktails später kehrt das kleine Motorboot mit leisem Surren an das Ufer der Sandbank zurück, um uns sicher durch die völlige Dunkelheit nach Kanuhura zurückzubringen – begleitet von einer anhaltenden, fast schon rauschhaften Faszination. Kopfkino war nie großartiger. Und so verwundert es wenig, dass beim anschließenden Abendessen im Thin Rah Restaurant des Resorts nur die Sandbank das Thema ist. Schließlich strandet man nicht alle Tage für ein paar Stunden freiwillig im Indischen Ozean.

Kanuhura Resort, Lhaviyani Atoll, Malediven, Telefon 00960-6620044, info@kanuhura.com.mv, www.kanuhura.com. Das Fünf-Sterne-Superior-Hotel, das 2012 zum besten „luxury private island resort“ der Welt gekürt wurde, zählt 100 Villen mit Größen von 62 bis 188 Quadratmetern. Strandvillen beginnen umgerechnet bei 209 Euro pro Person und Nacht im Doppelzimmer inklusive Frühstück, Wasservillen bei 319 Euro und Grand Wasservillen bei 436 Euro.

Sandbanktour: Die abendlichen Sandbanktouren werden für 800 US-Dollar (ca. 615 Euro) angeboten.

Lage: Kanuhura liegt am Ostrand des Lhaviyani Atoll im Nordosten der Malediven, ist knapp einen Kilometer lang und 200 Meter breit.

Kanuhura, Sandbank-Dinner, Copyright Karsten-Thilo RaabAllgemeines: Die Malediven liegen südwestlich des indischen Subkontinents und bestehen aus 26 Atollen mit zusammen rund 1.200 Inseln, von den nur 200 bewohnt sind und weitere 90 als Hotel Resorts fungieren.

Anreise: Ab 330 Euro für Hin- und Rückflug bietet Condor (www.condor.com) von Frankfurt aus Flüge nach Male an. Die Flugzeit beträgt zehn Stunden. Von Male geht es mit dem Wasserflugzeug des Maldivian Air Taxi (www.maldivianairtaxi.com) dann binnen 40 Minuten ins 150 Kilometer entfernte Kanuhura.

Klima: Geprägt wird das Klima auf Kanuhura von zwei Monsunen bei Jahresdurchschnittstemperaturen von 28 Grad Celsius. Von Dezember bis April ist die Luft trocken und warm, von Mai bis November gibt es gelegentliche Schauer und eine höhere Luftfeuchtigkeit.

Kanuhura, Sandbank-Dinner, Copyright Karsten-Thilo RaabZeitunterschied: Kanuhura ist der Mitteleuropäischen Zeit fünf Stunden voraus.

Sprache: Landessprache ist Dhivehi, Englisch ist weit verbreitet. In Kanuhura spricht das Personal mehr als 40 Sprachen.

Währung: Die Landeswährung ist Rufiyaa. Ein Rufiyaa entspricht etwa 0,05 Euro, ein Euro etwa 19,70 Rufiyaa. Nahezu überall kann problemlos in US-Dollar bezahlt werden. Auch Kreditkarten sind problemlos nutzbar.

Essen & Trinken: Auf Kanuhura gibt es mit dem Thin Rah (Buffet), dem Olive Tree (mediterranes á la carte Menü) und dem Veli Café (Asian Fusion Kitchen und Gegrilltes) drei Restaurants sowie auf der unbewohnten Nachbarinsel Jehunuhura mit dem Kandu ein kleines Restaurant, das Grillspezialitäten serviert.

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