Die Lage, die Lage, die Lage sind bekanntlich die drei wichtigsten Kriterien für den Erwerb einer Immobilie. Kommen dann noch das Ambiente, das Ambiente, das Ambiente sowie die Küche, die Küche, die Küche hinzu, dann sind dies die Aspekte, die die Villa Kellermann zu einer der feinsten Genussadressen in Potsdam werden lassen. Das beeindruckende Gemäuer in einer mit Kopfstein gepflasterten Straße liegt malerisch am Ufer des Heiligen Sees. Die in einem dunklen Gelb-Ton gehaltene Fassade lässt weder Rückschlüsse auf die Geschichte des Hauses, noch auf die exzellenten Genussmomente, die im Innern warten, zu.
Wolfgang von Hardt, seines Zeichens königlicher Zeremonienmeister, sollte im Jahre 1914 erster Bewohner des Prachtbaus werden. Dieser verfügte bei seiner Fertigstellung bereits über Besonderheiten wie einen Speisenaufzug. Während der Weimarer Republik war die Villa im Besitz von Emil Wittenberg. Das Nazi-Regime enteignete schließlich den jüdischen Bankier und siedelte hier die Heeresleitung der deutschen Wehrmacht an. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs zog der Kulturbund der DDR in das Gemäuer und benannte die Villa nach Schriftsteller Bernhard Kellermann (1879-1951). Kellermann selbst war nicht nur Mitbegründer des Kulturbundes, sondern hatte als Abgeordneter Sitz und Stimme in der Volkskammer der DDR.
Auch nach Kellermanns Tod blieb die Villa bis zum Fall der Mauer im Jahre 1989 ein beliebter Treffpunkt für Schriftsteller und Intellektuelle in der DDR. Von 1990 bis 2009 zog erstmals ein Restaurant in das geschichtsträchtige Haus am Ostufer des Heiligen Sees ein. Nach Jahren des Leerstandes und einem fast 24-monatigem Umbau eröffneten Fernsehmoderator Günther Jauch und Starkoch Tim Raue die Villa Kellermann als Gourmettempel neu.
Neben der Lage und bewegten Geschichte zeichnet sich das neu gestaltete Restaurant durch drei unterschiedliche Speisesäle mit ureigenem Charme aus. Gemeinsam ist, dass sowohl im Grünen Salon als auch im Salon Alter Fritz und im Elefantensalon für moderate Preise eine gehobene deutsche Küche mit traditionellen Elementen und modernen Note geboten wird. Natürlich dürfen auf der Weinliste auch die Tropfen aus Jauchs Weingut „Von Othegraven“ nicht fehlen.
Küchenchef Christopher Wecker setzt die Vorgaben von Tim Raue exzellent um, zaubert vorwiegend aus regionalen und europäischen Produkten kontrastreiche Speisen mit Pfiff. So werden als Vorspeise beispielsweise Büsumer Krabben mit Fenchel, Saiblingskaviar und Avocado oder ein Rinderzungensalat mit Tatar, Zwiebel und Kapernmayonnaise serviert. Als Hauptspeise kommt unter anderem Gulasch vom Wagyu Rind mit Paprika und Kreuzkümmel auf den Tisch. Besonders empfehlenswert ist der knusprige Spanferkelbauch mit Krautsalat, Senf und Petersilienwurzel. Hier ist vor allem die Sauce ein absolutes Gedicht.
Derweil genießen Liebhaber von Fisch etwa den Kabeljau mit Sauerampfer und Topinambur. Auch Klassiker wie Königsberger Klopse, die mit Roter Bete und Kartoffelpüree verfeinert werden, fehlen ebenso wenig wie vegetarische und vegane Alternativen. Zum Dessert warten dann z.B. Quitten-Wackelpudding mit Macadamia und Vanille oder ein Haselnuss Mousse mit Quitte und Passionsfrucht.
Das Personal ist mit schlichten blauen T-Shirts mit Aufdruck auf dem Rücken bekleidet. Was irgendwie mehr zu einen Studentenkneipe passt, gleichzeitig aber das Understatement eines Hauses widerspiegelt, das jüngst für die gefeierte TV-Serie „Babylon Berlin“ als Kulisse diente. Jeder Handgriff sitzt. Zuvorkommenheit und Höflichkeit charakterisieren das Personal ebenso wie die dezente Unaufdringlichkeit. All dies lässt den Besuch in der Villa Kellermann zusammen mit den exzellenten Speisen zu einem wahren Genussmoment avancieren.
Informationen: Villa Kellermann, Mangerstraße 34, 14467 Potsdam, Telefon 0331-20046540, www.villakellermann.de
Öffnungszeiten: Mittwochs bis sonntags von 18 bis 23 Uhr; samstags und sonntags zusätzlich von 12 bis 14 Uhr. Reservierungen sind zwingend notwendig.
