Opatija – das kleine Wien an der Adria

Opatija
Prachtvolle Villen und Häuser prägen das Bild von Opatija. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Der Anschluss an das Schienennetz war im Jahre 1873 im wahrsten Sinne des Wortes bahnbrechend. Quasi über Nacht wurde der verschlafene Küstenabschnitt an der Kvarner Bucht zum Tummelplatz der Mächtigen und Adeligen, der Schönen und Reichen. Das Fischerdörfchen Abbazia wandelte sich binnen kürzester Zeit zu einem mondänen Seebad mit Magnetwirkung, die 1889 in der offiziellen Ernennung zum „Curort“ gipfelte. Ein Ritterschlag, der dafür sorgte, dass mehr und mehr gekrönte Häupter und namhafte Persönlichkeiten den Weg an dieser Teil der Adria-Küste fanden. Der Bogen spannte sich vom deutschen Kaiser Wilhelm II. über die österreichische Kaiserin Maria Anna, Königin Elisabeth von Rumänien und König Georg I. von Griechenland bis hin Kaiser Franz-Josef mit seiner Sisi.

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Das Miramar gehört zu den Hotel-Ikonen in Opatija. – Foto: Karsten-Thilo Raab

„Obwohl Abbazia über keine Thermalquellen verfügt, stieg es damals zum bedeutendsten Kurort der Österreichisch-Ungarischen Monarchie neben dem böhmischen Karlsbad auf“, beteuert Liliana Stipanić mit Blick auf die Historie. Grund seien, so die Stadtführerin weiter, die exzellenten heilklimatischen Bedingungen an der Opatija Rivera mit ihrem ganzjährig milden Temperaturen. Das Učka Gebirge schirme das Seebad zur Landseite hin ab und sorge dafür, dass winzig kleine, salzhaltige Meerwassertropfen in Kombination mit der üppigen subtropischen Vegetation ihre Wirkung als maritime Aerosole besonders wirkungsvoll entfalten könnten.

Luxushotels und Prachtbauten

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Ältestes Hotel des Seebades ist das Quarnero, das heutige Grand Hotel Kvarner. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Obschon der Name Abbazia mit dem Ende der k.u.k.-Monarchie verschwand und durch Opatija ersetzt wurde, konnte vieles vom Glanz des Seebades bis heute erfolgreich konserviert werden. Allen voran die prachtvolle Villa Angiolina. Diese ließ der wohlhabende Kaufmann Iginio Scarpa aus dem nahegelegenen Rijeka bereits im Jahre 1844 inmitten einer weitläufigen Parkanlage errichten und benannte das stattliche Gemäuer nach seiner verstorbenen Gattin. In der Folge entstanden ab den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts zahlreiche weitere repräsentative Bauten. 1884 wurde das Hotel Quarnero – heute Grand Hotel Kvarner – als erste Luxusherberge seiner Bestimmung übergeben.

Pastellfarben sind viele Fassaden in Opatija. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Weitere Topadressen wie das Hotel Miramar und elegante Pensionen folgten, dazu prächtige Villen, mediterrane Parks und eine zwölf Kilometer lange Promenade, die Lungomare. Der nach Kaiser Franz Josef benannte Küstenweg verbindet bis heute die Hafenstädtchen und Seebäder Volosko, Opatija, Ičići, Ilka und Lovran miteinander.

Wandeln auf königlichen Spuren

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Das „Mädchen mit der Möwe“ ist das Wahrzeichen der 10.000-Seelen-Gemeinde an der Adria. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Nicht minder an- und aussichtsreich ist die Waldpromenade „Carmen Sylva“, die direkt oberhalb von Opatija verläuft. Exakt 141 Höhemeter sind auf dem 5,4 Kilometer langen Pfad zu absolvieren. Bei der Namensgebung stand die rumänische Königin Elisabeth Pate. Die im rheinland-pfälzischen Neuwied geborene Monarchin machte sich zu Lebzeiten unter dem Pseudonym „Carmen Sylva“ als Malerin und Dichterin einen Namen. Spaziergänge auf der heutigen Waldpromenade sollen die Königin für ihre Verse inspiriert haben.

Opatija
Der Küstenwanderweg Lungomare erstreckt sich über zwölf Kilometer. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Unter dichten Baumkronen öffnet sich vom Carmen Sylva immer wieder der Blick auf die Kvarner Bucht und die prachtvollen Villen des mondänen 10.000-Seelen-Ortes. Noch heute kann Opatija für sich reklamieren, mit seinen Bauwerken im Stile der Belle Époque und des Jugendstils, ein architekturhistorisches Juwel an der Adria zu sein.

Von der Sonne verwöhnt

Malerisch und ein wenig verträumt gibt sich die Opatija Rivera. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Mehr als durchschnittlich 2.500 Sonnenstunden pro Jahr sorgen dafür, dass das Seebad selbst im Winter eine fast schon magische Anziehungskraft besitzt. Dann blühen dank der wärmenden Sonnenstrahlen die Kamelien und die Mimosen, während immer wieder fast schon kitschig schöne Sonnenaufgänge die Adria in ein besonderes Licht tauchen.

Gerne werden in den Straßen des Seebads farbliche Akzente an den Bauwerken gesetzt. – Foto: Karsten-Thilo Raab

In diesem scheint sich auch das Wahrzeichen der Stadt zu räkeln. Das 1956 aufgestellte „Mädchen mit der Möwe“ erhebt sich auf einem kleinen Felsen am Hafen, während Palmenblätter lange Schatten auf die pastellfarbenen Fassaden werfen, zwischen denen noch immer die Aura einer langen Geschichte spürbar ist.

Absage an das Adamskostüm

Im Tanin – gegenüber der Markthalle – bietet Katja Mesec gerne Kostproben des beliebten Biska an. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Wie zu k.u.k.-Zeiten wird noch immer die Kaffeekultur an der ehemaligen österreichischen Küste zelebriert. Und gerne wird mit dem Biska ein lokaler Mistelschnaps gereicht.

Überall in dem gepflegten Kurort finden sich schmucke Villen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

„Der ist ein bewährtes Universalheilmittel und hilft sogar bei Liebeskummer“, lacht Liliana Stipanić. Gleichzeitig verweist sie augenzwinkernd auf die Tatsache, dass mit der Erhebung zum Kurort eine einschneidende Veränderung einherging, die bis heute nachwirkt: Denn in längst vergangenen Tagen gingen die Bewohner von Opatija gerne im Adamskostüm in der Adria baden. Ein Anblick der für die erlauchten Kurgäste so unerträglich sein musste, dass Kinder zum Baden Tücher, die Männer Hosen und die Frauen Alltagskleidung tragen mussten. Alles andere könnte schließlich die Erholung gefährden. Maritimes Heilklima hin oder her…

Wissenswertes zu Opatija in Kurzform

Kroatischer Willkommensgruß in Opatija. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Informationen: www.kvarner.hr und www.visitopatija.com

Anreise: Eurowings bietet von vielen deutschen Flughäfen sowie von Zürich Direktflüge nach Zagreb und Rijeka an; Austrian Airlines von Wien nach Zagreb.

Das leibliche Wohl

Das Kukuriku-Boutique-Hotel in Kastav ist als Gourmet-Tempel bekannt. – Foto Karsten-Thilo Raab

Essen & Trinken: Kukuriku, Trg Lokvina 3, 51215 Kastav, Kroatien, Tel. 00385-(0)51- 691519, www.kukuriku.hr. Slow Food Genuss im verträumten Bergstädtchen Kastav. Aromen und Geschmäcker von Fisch und Meeresfrüchten stehen im Mittelpunkt, bereichert durch Produkte aus den nahen Berg- und Naturparks des Hinterlandes. Klassiker sind die Carpaccios und Risottos.

Sich stilvoll betten

Neben dem Felsbadestrand hält das Hotel Miramar zwei Poolanlagen vor. – Foto Karsten-Thilo Raab

Übernachten: Hotel Miramar, Ive Kaline 11, 51410 Opatija, Kroatien, Tel. 00385-(0)51-280000, www.hotel-miramar.info. Das Vier-Sterne-Superior-Hotel direkt an der Adria bietet Doppelzimmer ab 110 Euro pro Nacht an.

Das legendäre k.u.k.-Flair herrscht überall im Kvarner Palace. – Foto Susanne Timmann

Hotel Kvarner Palace, Ul. Bráce Dr. Sobol 1, 51260 Crikvenica, Telefon 00385-(0)51-380000, www.kvarnerpalace.info. Die Hotel-Ikone mit dem Charme der k.u.k.-Monarchie bietet Doppelzimmer ab 95 Euro pro Nacht an.


Die Recherche fand auf Einladung/mit Unterstützung des A.R.T. Redaktionsteams statt.