Nilkreuzfahrt in biblischen Landschaften

Nilkreuzfahrt
Verträumte Abendstimmung wie vor Tausenden von Jahren bei einer Nilkreuzfahrt. – Foto: Susanne Timmann

Laut lachend winken die zwei Mädchen am Flussufer in Richtung des Nilkreuzfahrt-Schiffes. Mit flatternden, schwarzen Haaren rennen sie ein paar Schritte über kleine, braune Steine in Richtung des friedlich dahintuckernden zweistöckigen Kreuzfahrtschiffes. Begeistert winken die, in sommerlich hellen Gewändern gekleideten, Kreuzfahrtgäste zurück. Eine schöne Begegnung zwischen zwei Welten.

 

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Begegnungen in der Ferne bescheren nachhaltige Eindrücke. – Foto: Susanne Timmann

Es ist etwas surreal: Die biblische Landschaft fließt wie in einem nicht enden wollender Film aus längst vergangen Zeiten an den Kreuzfahrern, die es sich in den bequemen Liegestühlen mit einem kühlen Getränk gemütlich gemacht haben, vorbei. Der Duft des Mittagessens, das gerade in der Bordküche von den einheimischen Köchen vorbereitet wird, liegt in der milden Brise, die über das Deck weht. Gegrilltes Hühnchen, das kann selbst die unerfahrene Nase riechen. Sicherlich wird auch ein Gemüseeintopf mit orientalischen Gewürzen wie Kreuzkümmel, Kardamon und Kurkuma auf dem Herd vor sich hin köcheln.

Kulinarisch gibt es vieles zu entdecken

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Händler warten überall auf kauflustige Kunden – nicht nur mit geerntetem Gemüse. – Foto: Susanne Timmann

Zu jeder Mahlzeit wird Aisch Baladi, das traditionelle Fladenbrot zu den schmackhaften Vorspeisen gereicht. Baba Ghannoush, die Auberginenpaste, und Hummus aus Kichererbsen stehen immer bereit, um verkostet zu werden. Zuckersüße Nachtische wie Baklava runden die Mahlzeiten ab.

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Frisches Futter einholen für die hungrigen Tiere zu Hause. – Foto: Susanne Timmann

Von so einem Luxus können die zwei fröhlichen Mädchen am Nilufer nur träumen. Sie sind schon glücklich, wenn es etwas frisches Gemüse zum einfachen Fladenbrot gibt. Das traditionelle Brot wird auf uralten Steinöfen tagtäglich frisch gebacken. So sehr die Landschaft fasziniert, so sehr wird auch klar, wie genügsam das Leben der Bauernfamilien am längsten Fluss Afrikas doch ist.

Das Leben am Nilufer ist einfach

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Viele bezaubernde Momente auf der Nilkreuzfahrt sind sicher. – Foto: Susanne Timmann

Es scheint, dass die Zeit stehen geblieben ist. Mit Eselskarren wird die Ernte wie Zuckerrohr und Mais eingefahren. Kleine Ziegenherden, die oft von den Kindern bewacht werden, suchen die grünen Gräser am Nilufer und im weitläufigen Delta des Flusses ab. Die Häuser aus Stein und Lehm sind einfach gebaut, halten aber im Sommer die brütende Hitze etwas ab und speichern in den kühleren Jahreszeiten die Wärme.

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Zuckerrohr-Ernte am Nilufer, die Esel warten geduldig. – Foto: Susanne Timmann

Das Kreuzfahrtschiff schippert unermüdlich weiter auf dem Nil während sich die Passagiere auf den nächsten Ausflug vorbereiten. Die Sonne strahlt kräftig auf den Fluss und so gibt es auf dem Deck und im Rezeptionsbereich, in der sich die Ausflügler auf dem Schiff treffen, wilde Eincreme-Aktionen mit hohen Lichtschutzfaktoren. Die mit Sonnenbrillen aller Art und hellen Hüten oder mit Markennamen dekorierte Caps Bestückten verlassen gespannt das Schiff.

Im Tal der Könige ist es meist sehr heiß

Alte Kutschen sind nach wie vor ein beliebtes Transportgefährt. – Foto: Susanne Timmann

Majid, der geübte einheimische Reiseführer stammt aus Kairo, hat viele Jahre ägyptische Geschichte studiert und konnte bereits unzählige Informationshungrige mit seinem beeindruckenden Wissen über die Vergangenheit und das heutige Ägypten verzaubern. Auch er ist mit seinem langen, dunkelbraunen Hemd und seiner schwarzen Hose sonnentauglich gekleidet, die Haut ist gut geschützt. Nie würde er sich in kurzen Hosen aufmachen, so wie nahezu alle in seiner Reisegruppe. Kurze Hosen sind in Ägypten Kleidung nur für die Ärmsten. Selbst Kinder tragen meist lange Kleidung.

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Das Tal der Könige versteckt sich geheimnisvoll in den Bergen. – Foto: Vincent Timmann

Der etwas ältere, einfache Reisebus wartet bereits. Das Tal der Könige – welch verheißungsvolles Ziel! Busfahrer Aziz chauffiert den Bus entspannt über die staubigen Straßen in Richtung Theben-West, fünf Kilometer nordwestlich von Luxor. So genau werden die Verkehrsregeln auf den quirligen Straßen nicht eingehalten, aber es passiert nichts. Irgendwie achtet doch jeder auf den anderen.

Noch immer finden Ausgrabungen statt

Arbeiter bei der wohl verdienten Pause im Tal der Könige. – Foto: Susanne Timmann

Es sind nur hellbraune Berge zu sehen. Das ist es nun, das Tal der Könige. Ein Parkplatz für den Bus ist schnell gefunden. Die Bustüren öffnen sich und obwohl es noch früh am Tag ist, strömt die heiße Luft sofort in das klimagekühlte Reisegefährt. Schnell werden die mitgenommenen Kopfbedeckungen schützend übers Haupt gezogen.

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Die kleine Bahn bewahrt vor heißen Wegen weiter ins Tal hinein. – Foto: Susanne Timmann

Um sich den weiten, schweißtreiben Weg weiter rein ins Tal zu sparen, besteigen die Hobby-Archäologen ein offenes Bähnchen mit Dach, das zumindest etwas gegen die Sonnenstrahlen schützt. Haben alle sicher ein Plätzchen gefunden, geht es nach einem lauten Tuten los. Sandfarbene Steine über Steine, Berge über Berge sind zu sehen.

Besondere Momente tief im Berg

Nicht alle Tunnel sind so gut ausgebaut und so hoch. – Foto: Susanne Timmann

Ab und zu verraten einfache Eingänge, dass es hier etwas ganz Besonderes zu sehen gibt. Dann steigt die Truppe von der kleinen Bahn ab und es geht weiter zu Fuß zum ersten Grabmal. Nach Betreten des unendlich scheinenden Ganges befindet man sich wie in einem Zeitsprung Tausende Jahre zurückversetzt.

Die Henna-Bemalungen von heute sind etwas einfacher gestaltet. – Foto: Susanne Timmann

Die Wände sind häufig bemalt mit Szenen aus dem Alltag von damals, Hieroglyphen erzählen Geschichten über das Leben der Pharaonen und den Geschehnissen aus längst vergangen Zeiten. Der Gang führt weiter in den Berg hinein und dann wird die Grabkammer mit dem Sarkophag erreicht.

Manche Gräber sind noch sehr gut erhalten

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Einfach faszinierend sind die Hieroglyphen. – Foto: Susanne Timmann

Ein Gefühl der Freiheit beschleicht die Grabbesucher, wenn sie wieder das helle, freundliche Sonnenlicht erblicken. 64 Gräber wurden bisher entdeckt. Diese sind fein säuberlich durchnummeriert. So hat das weltberühmte Grab des jungen Pharaos Tutanchamun die Nummer KV62 erhalten, also eines der jüngsten entdeckten Gräber. Die Abkürzung KV stammt aus dem englischen „Kings Valley“, bedeutet also Königstal.

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Wer mag nutzt bei einem Ausflug auch mal ein vierbeiniges Fortbewegungsmittel. – Foto: Vincent Timmann

Um die sensiblen Grabesgemäuern vor zu vielen Besuchern, die atmen und denen es oft sehr heiß wird in den engen Gräbern tief unter den Tonnen von Steinen, zu schützen, sind nicht immer alle Gräber zur Besichtigung frei gegeben. Einige Gräber werden eine Zeit lang geschlossen, damit sich das empfindliche Klima wieder erholen kann.

Die Nilkreuzfahrt-Schiffe bieten viele Annehmlichkeiten

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Der Totentempel der Hatschepsut steht auch auf dem Programm. – Foto: Susanne Timmann

Wieder zurück an Bord, dem kühlen, luxuriösen Hafen, suchen einige Abkühlung im kleinen Pool, genießen einen Hibiskus-Mittagstee oder vergleichen ihre Souvenirs aus Alabaster, die an jeder Ecke mit orientalischem Handelsgehabe gekauft werden können.

Überall locken kleine Geschäfte zum Einkaufen. – Foto: Susanne Timmann

Die Nilkreuzfahrt zwischen Luxor und Assuan bleibt spannend. Noch so viele weitere bezaubernde, beeindruckende und nachdenkliche Momente erwarten die Reisenden, die es sich mit einem Gläschen ihres Lieblingsgetränks auf dem Deck gemütlich gemacht haben und das Aufblitzen der ersten Sterne der Nacht beobachten.

Wissenswertes in Kurzform

Weitere Informationen bietet die ägyptische Tourismusbehörde

Kairo: Eine Weitereise nach Kairo oder an die beliebten Strände Ägyptens zum Beispiel nach El Gouna bietet sich in jedem Fall an. Häufig werden von Reiseveranstaltern Kombinationspakete angeboten. 

Grand Egyptian Museum (GEM): Das wird ab 2023 das weltgrößte Museum ägyptischer Kunst und Kultur sein und Ägyptens Museumslandschaft um eine weitere, überaus außergewöhnliche Perle bereichern. Weitere Informationen über die Eröffnung unter Grand Egyptian Museum.