Fort Myers – traumhafte Winterzuflucht in Florida

Fort Myers
Fort Myers in Florida ist die perfekte Winterflucht für alle Sonnenhungrigen. – Foto: Alexander Baumbach

Sommerwetter im Januar und Februar, türkisfarbenes Wasser und Palmen am Strand – das ist Fort Myers in Südwestflorida in der USA. Wer dem nasskalten europäischen Winter entfliehen möchte, kommt nach zehn Stunden Flug in den Subtropen an. Keine Sorge: die Warnungen des US-Wetterdienstes vor herabfallenden Iguana-Leguanen, die wegen eines Kälteeinbruchs steif werden und aus den Palmen fallen, sind ein Einzelfall.

„In der Regel ist es Wettbewerb unter den Leuten hier, an wie vielen Tagen man seine Winterstiefel tragen kann. Das muss dann auch mal bei mehr als 20 Grad Celsius gehen“, erklärt Jackie Parker vom örtlichen Tourismusbüro in Fort Myers. Kälter als 14 Grad wird es nicht. In der Regel herrschen auch im Winter Temperaturen von mehr als 20 Grad.

Fort Myers
Traumhafte Strände bietet der Golf von Mexiko rund um Fort Myers. – Foto: Alexander Baumbach

Im Wasser des Golfs von Mexiko tummeln sich Delfine und Rundschwanz-Seekühe, die hier Manatees heißen. Im Brackwasser und im Süßwasser der Flüsse, Sümpfe und an Land trifft man auf Alligatoren und vereinzelt sogar Krokodile.

Unsichtbare Quälgeister

Auch vom Wasser aus lässt sich mit dem Kajak viel Spannendes entdecken. – Foto: Alexander Baumbach

Mit dem Kayak kann man auf Erkundungstour in die Mangroven gehen. Hier trifft man dann auf eine weitere, allerdings unbeliebte Spezies in Südwest-Florida: Gnitzen oder Bartmücken, die hier wegen ihrer Winzigkeit auch „No-see-ums“ genannt werden – also „Brummer, die man nicht sieht“ und natürlich klassische Moskitos fühlen sich in der feuchtwarmen Umgebung pudelwohl.

Wohntraum für alle Strandsüchtigen. – Foto: Alexander Baumbach

Es ist deswegen ratsam, sich vor dem Ausflug ins Freie nicht nur ausgiebig mit Sonnencreme, sondern auch mit Mückenschutz einzucremen. Die besten und wirksamsten Mittel gibt es direkt vor Ort zu kaufen. Manche deutschen Präparate entlocken den amerikanischen Stichlingen kein müdes Lächeln.

Einfach knuddelig süß sind die friedvollen Manatees, die Seekühe. – Foto: Alexander Baumbach

Ansonsten wimmeln die Mangroven von Tieren: von Krabben bis zu Kaninchen, von Rehen bis zu majestätischen Fischadlern wird hier einiges für das Auge des Naturfreundes geboten. Glück hat der, der beim Paddeln mit dem Kayak oder beim Stand-Up-Paddeln auf Manatees trifft. Die trägen Dickhäuter gleiten majestätisch durch das Wasser.

Mahlzeit! Das lässt sich jemand den frischen Fang schmecken. – Foto: Alexander Baumbach

Bevorzugt sind sie an flachen, warmen Stellen anzutreffen, an denen sie Unterwasserpflanzen grasen. Ihr natürlicher Feind ist mittlerweile das Motorboot geworden. Deswegen sind in den Gewässern zwischen den Inseln und der Flussmündung Tempolimits eingeführt worden. Trotzdem tragen einige der Seekühe tiefe Narben auf dem Rücken, die offensichtlich von Schiffsschrauben herrühren.

Kultur auf Muscheln begründet

Beeindruckender Brückenschlag nach Sanibel Island. – Foto: Alexander Baumbach

Aber die Urlaubsgegend um Fort Myers und die vorgelagerten Inseln Sanibel und Captiva ist nicht nur etwas für Wasserratten. Die Angebotspalette ist breit, reicht von Strandurlaub bis zu Bildungshighlights. Am Ostende des Ding Darling Nationalparks liegt das Bailey-Matthews-National Shell Museum.

Das Museum, das vor allem einen Fokus auf Pädagogik setzt, bietet auch einen Blick in die Vergangenheit der Menschen, die vor Jahrhunderten hier siedelten. Die Calusa-Indianer hatten ihre gesamte Kultur auf Muscheln gegründet. Ihre Häuser standen auf Muschelfundamenten, ihre Werkzeuge stellten sie aus den Kalkschalen der Meeresfrüchte her. Genützt hat es ihnen wenig. Von den Spaniern eingeschleppte Krankheiten dezimierten die Bevölkerung. Heute gilt ihre Kultur als ausgestorben.

Auf Saninel und Captiva finden sich traumhafte Muscheln am Strand. – Foto: Alexander Baumbach

An den Stränden von Südwestflorida ist es unterdessen erlaubt, die Überreste der Mollusken als Souvenir zu sammeln. Die leeren Kalkhüllen zu sammeln und dabei nach seltenen Exemplaren in gebückter Haltung Ausschau zu halten hat für zwei gängige Bezeichnungen dafür gesorgt, wie Touristen am Strand der beiden Inseln unterwegs sind: entweder im Sanibel Scoop, oder im Captiva Crouch – ersteres ist das englische Wort für Schippen. letzteres bedeutet sich zu bücken oder zu kriechen.

Mangel an Ampeln und Lampen

Einige genießen scheinbar schon etwas länger das trauhafte Inselflair. – Foto: Alexander Baumbach

Nicht weit entfernt von den muschelreichen Stränden lockt der Ding Darling Nationalpark. Nach dem Besuch im Info-Zentrum geht es auf einen rund sechs Kilometer langen Rundweg – entweder mit dem Auto, oder mit dem Fahrrad. Für die Drahtesel ist auf den Inseln bestens vorgesorgt. Dutzende Kilometer ausgebauter Radwege locken zu gemütlichen Ausflügen unter subtropischer Sonne.

Fort Myers
Entspannter lässt sich der Winter in Florida wohl kaum genießen. – Foto: Alexander Baumbach

Sobald die untergegangen ist, fällt eine weitere Besonderheit der Inseln ins Auge: hier gibt es weder Straßenlampen noch Ampeln. Der Verkehr an Kreuzungen wird von Menschen geleitet. Der Grund dafür ist einfach: Schildkröten. Wenn die Jungtiere geschlüpft sind, orientieren sie sich am Mondlicht, um ins Wasser zu kommen. Künstliche Lichtquellen würden die Kleinen dabei ablenken, deren junges Leben ohnehin schon schwer genug ist. Nicht selten werden die gepanzerten Echsen von Autos erwischt – und müssen dann in die Notaufnahme.

Klinik für Wildtiere

Ding Darling lässt auch die Herzen von Ornithologen höher schlagen. – Foto: Alexander Baumbach

Verletzte Tiere aus dem ganzen County werden gleich um die Ecke des Nationalparks in der Reha-Klinik für Wildtiere auf Sanibel versorgt. Die Tierklinik, die sich nur aus Spenden finanziert, unterhält außerdem ein Bildungs-Zentrum und ermöglicht Studenten der Tiermedizin, ein Praktikum zu absolvieren.

Fort Myers
Fast Food erfreut sich an Floridas Westküste großer Beliebtheit. – Foto: Alexander Baumbach

Wer nach dem Fahrradfahren Hunger bekommt, hält an einem der zahlreichen Restaurants auf Sanibel oder Captiva. Und keine Sorge: die Amerikaner kennen nicht nur Fast Food. Südwestflorida ist für seine exquisiten Meeresfrüchte berühmt. Und wenn sie schon mal da sind, machen sie bei einem ungeschriebenen Wettbewerb mit: die hiesigen Restaurants wetteifern darum, wer den leckersten Key-Lime-Pie anbietet.

Cabbage Key besticht durch eine grandiose Atmosphäre im Schatten unzähliger Geldscheine. – Foto: Alexander Baumbach

Einer der besten davon ist auf Cabbage Key zu finden. Hier kommt man nur mit dem Boot hin – das hindert aber Gäste nicht daran, zahlreich auf die Insel zu kommen, die auf den Resten einer alten Calusa-Indianersiedlung steht. Die Legende des Hauses sagt, dass vor Jahrzehnten Fischer angefangen haben, in der Bar beschriftete Dollarscheine mit ihrem Namen zu hinterlegen, um sich im Fall schlechten Wetters ein Bier leisten zu können. Heute sollen hier rund 100.000 Dollar von den Wänden und Decken hängen. Jedes Jahr fallen über zehntausend davon herab. Das Geld wird eingesammelt und an ein Kinderhilfswerk in Fort Myers gespendet.

Amerikanische Braukunst

Point Ybel ist längst mehr als ein offener Geheimtipp für Bierliebhaber. – Foto: Alexander Baumbach

Nach dem Fastfood wird es Zeit, mit einem weiteren Vorurteil aufzuräumen: amerikanisches Bier, vor allem die Massenmarken, war vielleicht bis vor einigen Jahren das Aushängeschild der örtlichen Braukunst. Mittlerweile gibt es aber überall kleine Brauereien, die in kleineren und größeren Mengen Läden und Kneipen beliefern – oder nur für den eigenen Ausschank produzieren.

Zu den vielen Traumstränden der Region gehört auch der Lighthouse Beach. – Foto: Alexander Baumbach

Die Point Ybel Brewery ist so eine Craft-Bier-Manufaktur (Craft = Handwerk). Hier kann man sich durch erlesene Biersorten Floridas kosten. Aber Obacht: es gibt auch süffige Vertreter, die fast an den Alkoholgehalt von Likören heranreichen. Mit einem IPA oder Pale Ale kann man in der Regel aber nicht danebengreifen.

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Auf dem Sanibel Farmes Market wird frisches Obst feilgeboten. – Foto: Alexander Baumbach

Auch die Bauernmärkte der Region locken mit feinen, regional produzierten Sachen. Von selbstgemachten Seifen über kaltgebrauten Kaffee bis hin zu Brotaufstrichen und Pflanzen reicht das Sortiment in Sanibel, dass an Sonntagvormittagen zahlreiche Besucher anlockt.

Auf den Spuren von Edison und Ford

Den beerühmtesten Söhne der Region, Edison, Ford und Firestone, ist diese Brunnenanlage gewidmet. – Foto: Alexander Baumbach

Wer es lieber etwas ruhiger mag, der kann im wohl größten Museum der näheren Umgebung vorbeischauen. Und dass man in Südwestflorida prima den Winter verbringen kann, das wissen nicht erst die Urlauber der heutigen Zeit. Auch die ersten Touristen des amerikanischen Industrie-Zeitalters kamen gern hier her. In Fort Myers erinnert man sich an drei von ihnen besonders: Thomas Alva Edison und Henry Ford bauten sich hier ihre Winter-Residenzen.

Das Trio komplett machte Harvey Firestone. Genau: das ist der mit den Reifen. Zusammen unternahmen die drei ausgedehnte Camping-Ausflüge in die Umgebung mit einem eigens dafür umgebauten Personenkraftwagen, der heute wahrscheinlich als Expeditionsfahrzeug beworben würde: sogar eine eingebaute Küche hat das schnaufende Unikum an Bord.

Traumhaft schönes Setting im Edison and Ford Winter Estate. – Foto: Alexander Baumbach

Edison, der bis heute wahrscheinlich zu Unrecht als Erfinder der elektrischen Glühbirne gilt, hatte sich hier nicht nur einen Wohnsitz aufgebaut. Er ließ sich im sonnigen Florida auch ein technisches Labor einrichten, in dem er während der Wintermonate forschen konnte. Der Tüftler besaß über eintausend US-Patente. Darunter auch zahlreiche Entwicklungen, die sich mit der Aufzeichnung und Wiedergabe von Tönen und Musik beschäftigen.

Museumstour mit dem Smartphone

Fort Myers
Überaus empfehlenswert ist auch ein Besuch des Bubbleroom Restaurants. – Foto: Alexander Baumbach

Heute kann man nicht nur das Museum und das Forschungslabor besuchen. Auf der anderen Straßenseite des McGregor-Boulevard sind auch die Wohnhäuser der beiden großen amerikanischen Unternehmer für die Öffentlichkeit zugänglich. Um während des Besuches optimal informiert zu werden, reicht heute der Download einer kostenlosen Smartphone-App aus. Sie ersetzt die bis dahin üblichen Audio-Guides. Zwischen 9 und 17.30 Uhr ist das Anwesen für die Öffentlichkeit zugänglich.

Auch diese nur auf den ersten Blick netten Zeitgenossen sind in und um Fort Myers heimisch. – Foto: Alexander Baumbach

Egal, ob man nun zum Strandurlaub mit Kindern herkommt oder im gesetzteren Alter einfach in Florida relaxen möchte: der Südwesten des US-Bundesstaates bietet für jeden etwas. An den weißen Stränden mit ihren Dünen, den bunten Holzhäusern dahinter und dem blauen Meer vor einem kommt Sylt-Feeling auf. Auch in der Hochsaison kann man problemlos Abstand zu seinen Badenachbarn halten. Je näher der Sommer rückt, um so höher klettern die Temperaturen. Ab dem frühen Herbst beginnt die Hurrikan-Saison.

Shop till you drop

Perfekter Abschluss: Shopping im Miromar Outlet. – Foto: Alexander Baumbach

Eurowings fliegt jeden zweiten Tag direkt beispielsweise von Düsseldorf nach Fort Myers. Und selbst in der Hochsaison ist es nicht im Ansatz so überlaufen wie an den Stränden der Nord- und Ostsee. Wer übrigens vor dem Abflug noch merkt, dass er noch Kilos im Koffer frei hat, wird sicher im Miromar Outlet Center fündig. Hier, rund 15 Minuten Fahrzeit vom Flughafen entfernt, sind auf einer riesigen Fläche 140 Ladengeschäfte und Restaurants versammelt. Auch „Ford’s Garage“, die Burger-Mini-Kette aus Florida, hat hier einen Ableger. Und einer der Signature-Burger tröstet mit Sicherheit über manches Asietten-Essen auf dem Flug zurück ins nasskalte Deutschland hinweg. Mehr Infos unter www.fortmyers-sanibel.de

Alexander Baumbach