Mit dem Motorrad über die Grüne Insel

Motorrad
Mit dem Motorrad lässt sich im wahrsten Sinne des Wortes die Schönheit der Grünen Insel erfahren.

Es ist später Vormittag, zwölf Motorräder sind unterwegs durch das County Donegal im Nordwesten von Irland. Am Ortsausgang von Glenties kommt eine Motorrad auf einem Feldweg näher, hält und lässt die Gruppe vorbei. Am nächsten Stopp ist sie schon da, der Fahrer steigt ab und fragt – woher, wohin, und wer die Fahrer sind? Er ist Tim, lebt seit einigen Jahren im County Donegal im Nordwesten der Insel, lehrt an einem nahegelegenen Institut, und hat heute Büroarbeiten zu erledigen. Es sei denn – ob es den Bikern was ausmacht, wenn er mitfährt? Klar, gerne, und er hat noch ein paar Nebenstrecken im Kopf. Ein Anruf und er ist dabei.

Typisch irisch. Begegnung mit Menschen ist wichtig, gemeinsam etwas unternehmen. Und die Neugier auf den anderen. Als die Gruppe am Nachmittag am Diamond, der Stadtmitte von Donegal Town, hält, fallen die zwölf Motorradfahrer natürlich auf. Und werden nach Rückkehr vom Kaffee von einer jungen Frau befragt – woher, wohin, warum hier? Es ist eine Mitarbeiterin der regionalen Zeitung, und die Gruppe sind News. Irland ist besonders, das merkt man überall.

Insbesondere der Norden der Grünen Insel hat viel für Bikler zu bieten.

Und es ist wunderbares Motorrad-Terrain. Natürlich die genialen Küstenstraßen, der über 2500 km lange Wild Atlantic Way und seine Fortsetzung in Nordirland, die Causeway Coastal Route. Man schwingt sich schmale, kurvenreiche Straßen entlang, oben auf der Kuppe die Linkskurve, unten vor einem die Bucht mit dem anrollenden Meer und die nächste Kurve am reetgedeckten Häuschen. Ganz besonderes Highlight: Die „Scenic Route von Cushendun nach Ballycastle“ – gestandene Motorradreisende genießen die vielen Kurven, Steigungen, Brückchen – und den Stopp am fast schon magischen Torr Head.

In Irland wird links gefahren, doch die idealen Straßen für Motorradfahrer sind eh schmal. Und Iren sind unaufgeregte Fahrer, grüßen lieber, als dass sie hupen. Oder halten an, für den nächsten Schwatz. Die größte Gefahr geht von Schafen aus – in Donegal flüchten sie vor der Gruppe, in Connemara sind sie Touristen gewohnt, und bleiben seelenruhig auf der Straße liegen. Da sind Kühe anders, ängstlicher, warten bis alle halten und die Motoren ausgemacht haben, denn das Geräusch macht Angst. Nachdem sie weitergezogen sind, geht es vorsichtig weiter.

Tierische Begenungen – insbesodnere mit Schafen – sind bisweilen an der Tagesordnung.

Man folge ruhig den kleinen Abzweigungen des Wild Atlantic Way – zum Beispiel auf die Halbinsel Belmullet, wo der kleine beschauliche Hafen mit Leuchtturm an der Blacksod Bay einen die Zeit vergessen lässt. Es sind diese zusätzlichen Abstecher, die die Tour bereichern – den berühmten Ring of Kerry sollte man ruhig mal verlassen: Moll’s Gap, Ballaghbeana Gap und der Ballaghisheen Pass sind die Fahrt durch die Mitte der Halbinsel Iveragh mehr als wert.

Apropos weg von der so großartigen Küste: Das ist kein Fehler, denn wer die Wicklow Mountains (Stichwort Sally Gap) oder die Mountains of Mourne nicht erkundet hat, verpasst etwas. Diese etwas ruckelige Nebenstrecke, auf der auch zahlreiche Fahrradfahrer unterwegs sind (jetzt weiß man auch, warum bei der Tour de France immer wieder Iren bei den Bergwertungen punkten) verführt zum Dreh am Gasgriff – und plötzlich liegt er vor Dir, der „Sleeping Policeman“, diese leichte Bodenwelle, und ja, wer ihn nicht rechtzeitig einplant hebt ab! Aber keine Sorge – die Gold Wing, die Road King, die Super Tenere, die RS haben alle ohne Schaden die Welle genommen.

Wissenwertes für Motorradtouren über die Grüne Insel

Nicht nur die Causeway Coastal Route präsentiert sich äußerst an- und aussichtsreich.

Motorradfahren in Irland ist anders? Die grüne Insel verdient sich den Namen mit häufigen Regenfällen. Diese sind meist kurz und knackig, und man wird gleich wieder vom Wind trocken geblasen. Unser Tipp: Wasserdichte Klamotten. Bei Regen ständig in die Regenkombi wechseln, artet zum Kleidungsballett aus.

Unterkunft: Ein einheitliches System bikerfreundliche Unterkünfte zu kennzeichnen, gibt es nicht. Die meisten B+Bs freuen sich sehr über Biker, und auch Guesthouses oder Hotels sind meist hilfsbereit. Iren sind gastfreundlich, Motorradfahrer gerne gesehen.

Parken: Das Bike sicher abzustellen, heißt vielerorts vor der Unterkunft am Straßenrand und das ist völlig ok, man frage den Gastgeber. Nur in größeren Städten empfiehlt sich die Hotelgarage oder ein bewachtes Parkhaus.

Am Wild Atlantic Way folgt die Strecke einem atemberaubenden Küstenabschnitt. – Fotos Tourism Ireland

Beliebte Routen:  Von Ballina im Co. Mayo im Westen der Insel die R310 südlich entlang des Lough Conn bis Castlebar, weiter auf der N84 bis Partry, dann rechts ab auf die R300 entlang Lough Mask. Dann an der T-Kreuzung nicht links nach Finny, sondern rechts auf die kleine Straße ohne Nummer entlang des Lough Naafooey bis man auf die R336 stößt und dieser links abbiegend bis Maam Cross folgt.

Oder durch die Sperrin Mountains im Westen Nordirlands – von Cookstown auf der A505 fahrend rechts abbiegen zu den Beaghmore Stone Circles and Cairns. Kleiner Hinweis – man übersieht aus Richtung Cookstown die Abzweigung leicht, das merkt man an der Kreuzung mit der B46 bei Creggan! Umdrehen und dann links ab, von hier aus sieht man das Schild. Den kleinen Straßen folgend zu den Stone Circles, und diese auf sich wirken lassen. Dann weiter nördlich bis man auf die B47 stößt. Diese bei Sperrin oder Cranagh nach Norden verlassen und Sawel Mountain links (bzw. rechts) passieren bis Claudy.