El Hierro zum Kaffee, Fuerte zum Lunch

Hierro
Wer sich nicht für eine der Kanaren entscheiden kann, kann alle – von El Hierro bis La Gomera von Bord der „World Voyager“ aus kennenlernen. – Foto: Katharina Büttel

Santa Cruz, Teneriffa. Silbrig glänzend dehnt sich der Atlantik vor dem Bug der „World Voyager“. Es riecht nach Ferne, Sehnsucht ist in der salzigen Luft, Möwen umschreien die Gäste an Deck. Lautlos steuert das Schiff ins Abendrot. Zehn Tage Kanaren. Unser Expeditionsschiff ist 126 Meter lang, 19 Meter breit, elegant und schnittig, ein Schmuckstück in Blauweiß. 200 Gäste können mit.

La Palma ist für viele die schönste Insel der Kanaren. – Foto: Katharina Büttel

Am Morgen dann: mit einem Satz aus dem Bett auf den Balkon. Das Schiff pflügt durchs Meer, glasklare Luft füllt die Lungen; die Sonne schält sich aus dem Dunst und flirrt golden über die Wasserfläche. La Palma taucht auf wie ein Relief auf blaugewelltem Grund. „La Isla Bonita“, die grünste, vielen die schönste der Kanaren, für die UNESCO sogar eine der drei Weltschönsten.               Und vielfältig. Auf ihren 50 Kilometern Länge und 26 Breite finden sich Regenwald und Lorbeerwildnis, Klippen und eine Vulkankette bis zum Südzipfel.

Vulkanischer Gigant

Wasserfall im immergrünen Wald Los Tilos auf La Palma. – Foto: Katharina Büttel

Feuchte Passatwinde nähren den bunten Garten auf der Ostseite. Ein ruhiger Ort, über den La Palmas Schutzpatronin, die „Heilige Jungfrau vom Schnee“, im Bergkirchlein oberhalb der Hauptstadt Santa Cruz wacht. Auf der Uferpromenade zeigen sich farbenfrohe Häuserfronten mit Holzbalkonen, von denen üppige Blumen ranken. Farblich noch kräftiger ist es im Zentrum um den Spanischen Platz im puren Renaissance-Stil. Seefahrer kehrten vermögend zurück und investierten.

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Schwarz und bunt – kanarisches Vulkangestein. – Foto: Katharina Büttel

Gerahmt von wildgezackten Bergketten erstreckt sich mit neun Kilometer Durchmesser einer der größten Kraterkessel der Welt, die „Caldera de Taburiente“, Wahrzeichen La Palmas. Kitzelig der Spaziergang über den Kraterrand San Antonios, von wo aus der noch heiße Teneguía zu sehen ist, dessen letzter Ausbruch 1971 die Insel vergrößerte. Bei sternenklarer Nacht gewährt die Sternwarte Roque de los Muchachos spektakuläre Blicke ins All.

Zwischen Baum-Erika und Ananas

Übernachten in der Brandung – das kleinste Hotel der Kanaren liegt auf El Hierro. – Foto: Katharina Büttel

Gern würde man im Altstadt-Café „Don Manuel“ Almenderos zum Barraquito-Kaffee probieren. Aber Schiff und Dinner warten. Am nächsten Morgen schon ankern wir vor El Hierro! Die kleinste der Kanaren – ein Felsen von 1.500 Meter Höhe – war bis zur Entdeckung Amerikas westlichster Zipfel der Welt. Schroff fällt das Land ins Meer. Scheinbar kahle Berge und Hügel changieren schwarzbraunrötlich im Sonne-Wolken-Wechsel. Sukkulenten haben es ins Gestein geschafft. Was hier alles blüht und gedeiht! Bunte Natternköpfe, Baum-Erika, Steinrosen, Zitronenthymian, Ananasfelder, Bananenhaine – El Hierro ist Unesco-Biosphärenreservat. Über die Hälfte der Insel steht unter Naturschutz.

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Wer Ruhe und Erholung sucht – die kleinste der Kanaraen, El Hierro, bietet beides. – Foto: Katharina Büttel

Auf der Karte scheint alles nah, doch die Fahrten über Kehren und Kurven ziehen sich hin. Das Örtchen Pozo de las Calcosas windet sich vor Ehrfurcht gebietender Bergkulisse. In der Nähe liegt das von Lanzarotes Architektengenie César Manrique entworfene Restaurant Mirador de la Pena direkt am Steinhang, hoch über dem weit geschwungenen, grünen El Golfo-Tal. „Ganz klar, El Hierro ist ein singulärer Ort“, findet Inselführerin Heidrun aus Nürnberg, die vor 12 Jahren hier ankam und blieb.

Offroad in Fuerteventura

Viel Gegenwind erwartet die offroad-Radfahrer auf Fuerteventura. – Foto: Katharina Büttel

Morgenstunde auf der „World Voyager“: ein Frühstück mit kalten und warmen Speisen, einem Vitamintrunk aus frischem Obst und Gemüse – bei Seewind auf dem Außendeck! Die Sportlichen brechen mittags mit offroad-E-Bikes auf zur nördlichen Vulkankette von Fuerteventura. Am sattblauen Meer entlang, seitlich die vulkanische Mondlandschaft in orange und rot und plötzlich aufragend der Krater de Bayuyo. Alles kahl, nichts als graubraunes Gestein.

Stiller Nachmittag am Popcorn-Strand auf Fuerteventura. – Foto: Katharina Büttel

Dann endlich Sanddünen mit flachem Bewuchs, von feinem, gelben Sand, in der Bucht nilgrünes Wasser. Der kleine Fußweg hinauf zur Vulkanspitze wird mit Panoramablicken belohnt. Bergab geht es über Schotter, vorbei an schwarzer Lava, hellblau das Wasser. Der Wind faucht, aufgepeitschte Wellen brechen sich an schwarzen und gelben Klippen, in der Abendsonne glühen die „Feuerberge“. Alles aufregend, anregend, für einige aber ein wenig zu „heavy“. An Bord begrüßt Ozeanpianist Oliver die Ausflügler mit flotten Klängen zum Cocktail „World Cruiser“.

Abstecher nach Madeira

Genussvolle Anfahrt auf die Blumeninsel Madeira mit Blick auf Funchal. – Foto: Katharina Büttel

Der erste Tag auf See – spiegelglatt das Meer, der Himmel blau, die Sonne wärmt. Wunderbar altmodisch und so erholsam. Fuerte verschwindet im Dunst. Kursschlenker auf Madeira im Norden. Nach köstlicher Kulinarik – von morgens bis abends auf hohem Niveau – sind wir fit fürs Edutainment, bildende Unterhaltung durch kluge Lektoren, die nicko cruises „frei Bord liefert“.

Stolz trägt die junge Frau Tracht in Funchal. – Foto: Katharina Büttel

Madeiras Gästeliste ist glorreich: Kaiserin Sissi, Premier Churchill, Bernhard Shaw, Hollywood-Star Gregory Peck und andere. Dass Madeira ein Füllhorn voll Blumen, baumhohen Rhododendren, violettem Palisander, zarten Orchideen, wuchernden Farnwäldern ist, ist nicht sonderlich neu. Absolut neu ist eine Tour mit dem Elektro-Tukxie, einer Art Tuk Tuk. Sicher jongliert der Fahrer-Guide das Gefährt die Hügel rauf und runter, in Ecken, Straßen, auf Plätze, die mit Bussen nicht erreichbar wären. Eine Riesengaudi! Von Monte aus sausen wir im Korbschlitten hinunter ins Zentrum von Funchal. Shoppen auf der Avenida Arriaga unter blauen Jacaranda-Bäumen, ein Bummel über den Bauernmarkt: da steht das Urlaubsbarometer auf heiter.

Kurs Lanzarote und Gran Canaria

Spektakel am Islote de Hilario auf Lanzarote – Touristen spüren hier das lauernde Höllenfeuer. – Foto: Katharina Büttel

Ach, Lanzarote! Eine Welt in Schwarz-Grün und der Tanz auf dem Vulkan. Zwar sind sie längst erloschen, doch im Zentrum des Timanfaya-Nationalparks kocht es noch unter den Füßen und loderndes Feuer lässt lauernde Höllenglut erahnen. Hier hat die Natur dem Menschen das Maß gesetzt: wir fahren durch schwarzgraue Lavafelder, besetzt mit grünen Kakteen, vorbei an weißgetünchten Häusern in der Art des Bauhauses. Mondlandschaft und Weinbau: im Tal von La Geria stoßen wir mit Malvasia an.

Die schillernden Farben der Feuerberge auf Lanzarote. – Foto: Katharina Büttel

Am Abend nimmt wir Kurs auf Gran Canaria. Im Hafen von Las Palmas wartet Führer Simon. Einige wollen zum Bandama-Krater kraxeln. Es geht vorbei an dichten Pinien- Orangen- und Feigenhainen, Terrassenfeldern, an Dattelpalmen. Es duftet der Salbei, blüht der Mohn, mit Glück entdeckt man „Canaria Canaris“, die goldbraune Glockenblume. Die Sonnenanbeter fahren gen Süden zu den Sanddünen von Maspalomas. Neben der Straße wachsen Zitrusfrüchte, Mangos, Avocados, Papayas. Am Yachthafen Puerto de Mogán haben Segler, Müßiggänger und Strandläufer ihre Zeit, über den kargen Hügeln kreisen Habichte.

Die kleine Wilde zum Schluss

Verwunschene Welt – der Regenwald auf La Gomera bietet ein seltenes Naturerlebnis. – Foto: Katharina Büttel

Zuletzt die kleine Wilde: La Gomera, vor Millionen Jahren aufgetaucht aus dem Meer, ist ein echtes Wanderwunder. Vom Felsturm Roque de Agando in 1200 Meter Höhe zum Unesco-Nationalpark Garajonay. Er scheint verwunschen, unzugänglich, ist ganz und gar verwirrend. Ein immergrüner Zauberwald mit bizarren, von Moossträhnen ummantelten Baumstämmen. Es riecht nach feuchtem Holz und Farnen, nach verwitterndem Wurzelwerk – er ist einer der letzten Urwälder Europas. In der Kühle tut ein „Gomeron“, Tresterschnaps mit Palmensirup, gut. Kellner Jorge überrascht mit der Pfeifsprache El Silbo, bei der Silbe für Silbe gepfiffen wird – seit 2009 Weltkulturerbe.

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Von der üppigen Natur gleitet der Blick über El Golfo auf El Hierro. – Foto: Katharina Büttel

Wie vom Kegel einer Zitronenpresse gehen vom höchsten Punkt der Insel auf 1.500 Meter Schluchten, 54 an der Zahl, bis ins Meer. Wir fahren steil abwärts ins Valle Gran Rey, genießen das tropische Flair, den Blick auf bunte Häuser am Hang, enorme Palmenbestände, auf Riesenkakteen. Nichts los im Hauptort San Sebastian! Von hier wagte Columbus den Weg in die „Neue Welt“. Uns bringt die World Voyager zurück nach Teneriffa.

Wissenswertes zur Kanaren-Cruise in Kurzform

Schön schnittig – für ein schwimmendes Hotel – die World Voyager. – Foto: Katharina Büttel

Schiff: Die World Voyager lief im Jahr 2020 vom Stapel, bietet 200 Gästen Kabinen in verschiedenen Kategorien an und zählt 109 Besatzungsmitglieder.

Veranstalter: nicko cruises, 70499 Stuttgart, Telefon: 0711 248980, info@nicko-cruises.de, www.nicko-cruises.de

Anreise: Individuell nach Santa Cruz/Teneriffa oder zu einen anderen Abfahrtshafen. Nicko bietet günstige Anreise-Pakete vom Heimatort auf Anfrage an.