Der 101-jährige, der an Bord ging …

Zufrieden genießt der 101-jährige Horst Matuszewski seine Kreuzfahrt. – Foto: Susanne Timmann

Glücklich strahlen die hellblauen, wachen Augen von Horst Matuszewski übers dunkelblaue Meer. Endlich das Kreuzfahrtschiff Vasco da Gama erreicht. Die sanfte Brise, die den Abend ankündigt, weht fröhlich durch seine grauen, leicht abstehenden Haare. Eine Hand mit einem Siegelring am Finger liegt entspannt auf der Reling, die andere hält den messingfarbigen Gehstock mit braunem Holzknauf. Und wieder hat den 101-jährigen Vielreisenden das Fernweh gepackt, die Lust und Freunde Neues und Unbekanntes zu erleben.

101 Jahre – sein Alter sieht man dem rüstigen, kleinen Herrn bei weitem nicht an. „Ach die Leute glauben mir eh nie, wie alt ich bin, das bin ich schon lange gewohnt. Meist denken die, dass ich sie auf den Arm nehmen will“, schmunzelt Horst Matuszewski vergnüglich vor sich hin. Klaren Durchblick hat er allemal. Eine Brille braucht er nicht. Und unter uns, die top gepflegten Zähne sind noch alle drin. Mit dem Hören wird es ein bisschen schwieriger, aber da gibt es ja kleine, feine Helferlein.

Erste Reise ins Fichtelgebirge

In Berlin hat Horst Matuszewski am 27. Februar 1922 das Licht der Welt erblickt. Auch seine Familie war schon damals gerne unterwegs. So wurde die Freude am Reisen an den Sohn weitergegeben. Mit blinzelnden Augen erzählt Matuszewski, wie glücklich er darüber ist, dass seine Frau Irmgard ebenfalls das Reisen geliebt hat; was das für ein großes Glück sei, wenn beide diese Leidenschaft teilen. Leider ist sie im hohen Alter vor elf Jahren verstorben.

Ganz früher war die Familie mit Zelten auf Reisen. Manchmal wurde sich auch eine kleine Pension gegönnt. Großartig wurde es 1959: Der nagelneue Wohnwagen wartete auf seine erste Ausfahrt. Diese ging in die Stadt der Liebe, Paris sollte es sein. Matuszewskis Blick wird hellwach: „Ja damals hatte ich noch einen VW, mit dem und Wohnwagen sind wir dann ab nach Paris. Und wir sind einfach drauflosgefahren. Am Place de la Concorde war dann fast das Ende. Mit dem Wohnwagen hinten dran, bin ich beinahe nicht mehr herausgekommen. Dann ist noch das Steuerrad abgebrochen!“ Aber, es hat doch noch alles geklappt, das Steuerrad wurde repariert und weiter ging es nach Rom.

Reisen ist eine Herzensangelegenheit

Es folgten noch unzählige Urlaube ohne und mit dem geliebten Wohnwagen. Fast ganz Europa wurde mit der rollenden Bleibe im Schlepptau erkundet. Das Reisejahr begann an Ostern mit der fast obligatorischen Fahrt an den Gardasee, dann Pfingsten, Sommer und die Herbstreise. Im Laufe der Jahre kamen dann noch ein bis zwei Reisen in die weite Ferne hinzu. Nicht zu vergessen, die eigene Ferienwohnung am Lago Maggiore.

Verwöhnen lassen im einem der vier Restaurants mit Bedienung. – Foto: Susanne Timmann

Der Mauerbau 1961 in Berlin, Matuszewski damals bereits 39 Jahre alt, war für die Familie ein einschneidendes Erlebnis. Zu Beginn der Arbeiten befanden sie sich in Österreich im Urlaub. Diesmal in einer kleinen Pension. Die dramatischen Ereignisse sprachen sich rasch herum. Schnell wuchs die Angst und Unsicherheit, ob man denn überhaupt wieder nach Hause kommen konnte. Die Familien, die sich ebenfalls in der Pension aufhielten, teilten sich auf und hörten Tag und Nacht die aktuellen Nachrichten. Glücklicherweise ist die Rückkehr noch geschafft worden.

Es sind Hunderte Reisen gewesen

1962 zog es die Familie dann von Berlin weiter in den Süden Deutschlands nach Stuttgart. Matuszewski bekam ein attraktives Arbeitsangebot bei einem großen Versicherungsunternehmen. Noch heute wohnt Matuszewski alleine in Stuttgart. „Natürlich versorge ich mich selbst, kochen ist kein Problem“, erzählt er und verrät, „manchmal gehe ich aber auch essen.“ Fast entschuldigend ergänzt er, „eine Reinigungshilfe hab ich, das gebe ich ja zu.“

101-jährige
Gerne unterwegs auf der Vasco da Gama. – Foto: Susanne Timmann

So ein bewegtes, spannendes und erlebnisreiches Leben. Wir sitzen zusammen mit seinem Sohn Rainer, der bereits 74 Jahre alt ist, in einer der vielen Bars an Bord der Vasco da Gama, dem Paradeschiffe der nicko cruises und ich frage den charmanten Herren in seiner blauen Jacke und dem gelben Poloshirt, ob er mir noch ein bisschen mehr rund um seine Freude am Reisen erzählen mag. Freudestrahlend bejaht Matuszewski.

Die Welt kennenzulernen, ist das Ziel

Auf meine Frage, welche der vielen Reisen wohl die mit den nachhaltigsten Erinnerungen war, schaut mich Matuszewski erst mal ganz nachdenklich an, dann lacht er auf und meint: „Es waren alle Reisen schön, jede an sich hat etwas ganz Besonderes gehabt. Es gab keine Reise, die nicht schön war.“ Sohn Rainer fügt mit einem verschmitzten Lächeln hin, „das liegt daran, dass Papa einfach ein so positiver Mensch ist.“ Und ergänzt augenzwinkernd, „kann könnte auch schon fast sagen, er sieht die Welt durch eine rosarote Brille.“

Auf der Vasco da Gama gibt es überall was zu entdecken. – Foto: Susanne Timmann

Ein ganz besonders schönes Erlebnis beschreibt er dann doch noch: „Mit dem alten Schaufelrad-Dampfer den Missisippi von Memphis nach New Orleans runter. Das war schon ein tolles Erlebnis.“ Dann fällt ihm noch die Tour in die Antarktis oder die atemberaubende Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Peking ein. Sehr gerne erinnert sich Matuszewski auch an die vielen beeindruckenden Reisen in die USA zurück. Sohn Rainer lebte dort 17 Jahre, so war das Land der unendlichen Möglichkeiten über Jahre hinweg eine beliebte Destination. „Ich war so hin und weg von der unglaublichen Vielfalt dieses faszinierenden Landes, die Amerikaner waren so nett und immer hilfsbereit. Ein Vorurteil musste ich auch ganz schnell ablegen. Die amerikanischen Frauen kochen viel besser, als ich gedacht habe.“

Kaum ein Land, dass Matuszewski nicht bereiste

Und schon erwacht wieder eine Erinnerung: „In drei Wochen Mexiko waren wir mit den günstigsten Busen unterwegs, zwischen gackernden Hühnern und blökenden, stinkenden Ziegen, Kind und Kegel sowie lautstarker Musik und haben auf Säcken mit Mais gefüllt gesessen. Dann sind wir an einem steilen Hang angekommen, da war die schlammige Straße komplett überspült. Mit einem Tau wurde der Bus an der gegenüberliegenden Seite festgezurrt und mit einer Winde durch den Strom gezogen. Wir mussten aufstehen, denn das Wasser ging uns im Bus bis an die Hüften!“

Durchaus überraschend ist die spontane Antwort, wo er denn auf keinen Fall nochmals hin wollte. „Thailand,“ kommt es prompt, „das reicht einmal,“ fügt er energisch hinzu. Aber es gibt auch noch Sehnsuchtsorte. Das grüne Neuseeland und die bezaubernde Südsee möchte er noch gerne sehen. „Vielleicht schaffe ich das ja noch.“, meint er. Ich drücke auf jeden Fall die Daumen und am liebsten würde ich auch den liebenswerten Herren einmal ganz feste drücken.

Geheimnis des Reisens und des Alters

Wenn auch sicherlich schon mehr als 101 Mal gefragt- wie schafft man es, so fit alt zu sein, möchte ich natürlich noch wissen? Matuszewski denkt nur kurz nach und meint: „Na ja, gesund leben halt.“ Da legt Sohn Rainer seine Hand freundschaftlich auf den Arm seines Vaters und widerspricht, „na ja, gesund leben tust du ja eigentlich nicht. Ich kenne aber das Geheimnis: Deine unglaublich positive Lebenseinstellung, du bist enorm kommunikativ und bei allen Leuten außerordentlich beliebt. Und das Reisen ist für dich eine Therapie für Kopf, Geist und Körper, das bemerke ich immer wieder.“ Zustimmend nickend, schaut der 101-jährige Matuszewski zufrieden seinen Sohn an.

Die Bar The Blue Room ist abends ein beliebter Treffpunkt. – Foto: Susanne Timmann

Gut gelaunt sitzen wir noch immer in der Bar an Bord und ich frage, warum sich die Matuszewskis für die Vasco da Gama entschieden haben. Natürlich kennt Horst Matuszewski dieses Schiff bereits von anderen Reisen. „Hier gibt es ein sehr gutes Preis- Leistungsverhältnis. Ich brauche auch mal meine Ruhe und es werden tolle Preise für Einzelkabinen angeboten. Das Schiff ist nicht so groß, aber bietet vieles, was die größeren Schiffe sonst nur bieten. Hier sehen sie doch, diese vielen, verschiedenen Bars, die tollen Restaurants mit Bedienung, das Theater mit seinen Shows und das abwechslungsreiche Programm den ganzen Tag über. Auch die überdurchschnittlich langen Liegezeiten an den Häfen finde ich toll“, erklärt der alte Reiseprofi begeistert.

Die versteckten Tücken des Alters

„Schon seit einigen Jahren habe ich das bequeme Reisen mit einem Kreuzfahrtschiff für mich entdeckt. Toll war, dass mein Sohn Rainer dank seiner weltweiten Erfahrung, ein gut laufendes Reisebüro eröffnet hat. So konnte ich mit meiner liebsten Begleitung, denn er war meist mit auf den Touren, in den Urlaub fahren.“ ergänzt Matuszewski glücklich. Immer wieder wird Matuszewski gefragt, warum er eigentlich keine Flusskreuzfahrten macht, sondern nur auf der hohen See herumkreuzt. Die einfache Antwort: „Na ja, auf dem Rhein rumschippern, kann ich auch noch, wenn ich alt bin!“

Immer ein Lächeln im Gesicht. – Foto: Susanne Timmann

Die liebe Technik spielt bei diesen hohen Zahlen aber schon mal verrückt. So war beim Buchen der Kreuzfahrt das Eingeben des Geburtstagsdatums 27.02.22 kein Problem. Problematischer wurde es aber, als die sehr liebenswerte und freundliche Kellnerin die Kabinennummer eingab und das System leider nur alkoholfreie Getränke freigeben hatte. Horst Matuszewski möchte aber gerne sein wohl verdientes Bierchen schlürfen. Und die nette Servierkraft in ihrer adretten weißen Bluse mit glatt gebügelter schwarzer Weste fragt ungläubig, ob es wirklich in Ordnung geht, dass ein einjähriges Baby Bier bekommt? Nachdem alle am Tisch bestätigen, das sei schon in Ordnung, macht sie sich sichtlich irritiert auf den Weg zur Bar.

Die nächste Reise fest im Visier

Horst Matuszewski, in seiner bescheidenen und rücksichtsvollen Art, macht inzwischen nur eine kleine Auswahl der an Bord angebotenen Ausflüge mit. Auf keinen Fall sollen die anderen Gäste, die ihren Urlaub in vollen Zügen genießen wollen, auf ihn warten müssen. Auch wenn er mit seinem Stock noch gut unterwegs ist und gerne alleine über Bord schlendert. Und auf gar keinen Fall möchte Matuszewski in Zukunft einen Rollator benutzen! „Da sehen mir die Leute dann womöglich noch mein Alter an.“, meint der 101-jährige kopfschüttelnd und hat damit definitiv ein nachvollziehbares Argument. Die nächste halbe Weltreise auf der Vasco da Gama ist übrigens schon gebucht. „Vielleicht sehen wir uns da ja wieder!“, sagt Horst Matuszewski noch und verschwindet selig lächelnd um die Ecke.

Weitere Informationen

Die spannenden und entspannenden Kreuzfahrten der nicko cruise können übers Reisebüro oder direkt bei nicko cruise gebucht werden.

101-jährige
Horst Matuszewski und Sohn Rainer sind immer für ein Schwätzchen zu haben. – Foto: Susanne Timmann

Weitere Informationen zu den Kreuzfahrten bei nicko cruises Schiffsreisen GmbH unter Telefon 0711-24898044, per Mail unter info@nicko-cruises.de oder online unter www.nicko-cruises.de.