
Kijak, Kijak tönt es durch den Wald. „Das ist der Warnruf des Schwarzspechts“, erklärt Rüdiger Biehl, Ranger im thüringischen Nationalpark Hainich. „Er verteidigt sein Revier“. Wer zusammen mit dem 51-jährigen zwischen mächtigen Buchen wandert, kann ein Stück Urwald mitten in Deutschland entdecken. Neben Spechten sind hier seltene Tierarten wie Waldfledermäuse, Wildkatzen, Gelbbauchunken oder Holzkäfer zu Hause.

„Gerade zu Beginn der warmen Jahreszeit herrscht im Hainich ein ganz besonderer Zauber“, sagt Biehl. „Nicht nur seine tierischen Bewohner werden aktiv, auch die Pflanzen.“ Im lichtdurchfluteten Buchenwald tragen die ersten Zweige zartgrüne Blätter. Und auch am Boden tut sich etwas. Wie weißblühender Bärlauch, gelbe Windröschen oder die violetten Blüten des Lerchensporns Farbe in den Wald bringen, kann man etwa im malerischen Brunstal erleben.
Mit einer Gesamtfläche von etwa 16.000 Hektar ist der bei Eisenach gelegene Hainich der größte zusammenhängende Laubwald Deutschlands. Seit 2011 steht der Nationalpark auf der Liste des Unesco-Weltnaturerbes und ist eine von acht geschützten nationalen Naturlandschaften in Thüringen.
Rüdiger Biehl: „Im südlichen Teil des Hainich lässt sich erahnen, wie der Urwald Mitteleuropas zu Beginn unserer Zeitrechnung ausgesehen hat. Hier konnten sich in den letzten Jahrzehnten urwaldähnliche Waldbestände entwickeln, die in unseren Breiten sonst längst verschwunden sind.“
Das Schutzgebiet, so der Ranger, sollte man auf den vielfältigen Wander- und Radwanderwegen erkunden. Das spektakulärste Ziel sei der Baumkronenpfad mit einem traumhaften Blick über den Hainich aus 44 Metern Höhe.

Besonders lohnend ist auch der Wanderweg Hünenteich, der 2016 vom Deutschen Wanderverband ausgezeichnet wurde. Mit etwas Glück gibt es hier ein stimmgewaltiges Froschkonzert zu hören. Und auf dem Wildkatzenpfad können Naturfreunde das Revier des scheuen Waldbewohners durchstreifen, der im Hainich ideale Lebensbedingungen findet. Mehr Informationen gibt es unter www.nationalpark-hainich.de. (djd).

G. Schröder
ist seit Kindestagen mit dem Reisevirus infiziert und bringt sich seit Jahr und Tag mit großem Engagement als gute Seele hinter den Kulissen in das Mortimer Reisemagazin ein.