Das Ruhrgebiet ist der größte Ballungsraum Deutschlands. Neben 5,1 Millionen Einwohnern „ballen“ sich im Pott auch die Kultur- und Naturhighlights, aber auch eine Vielzahl an grandiosen Radwegen, an deren Routen sich vieles entdecken lässt. Karsten-Thilo Raab, Redaktuer des Mortimer Reisemagazins, stellt in dem 160 Seiten starken Radführer Das Ruhrgebiet erfahren die schönsten 25 Strecken im „Pott“ in Wort und Bild vor. Alle Routen eignen sich als Tagestouren, lassen sich aber auch miteinander kombinieren.
Ohne Frage ist das Ruhrgebiet eine absolute Wundertüte. Es braucht nicht lange, um zu erkennen, dass die alten, verkrusteten Klischees von qualmenden Schornsteinen in dem einstigen Kohle- und Stahlrevier kaum mehr als ein Vorurteil sind. Die letzte Zeche des viel beschrieben Kohlenpotts schloss 2018. Zwar finden sich in der dicht besiedelten Region im Herzen von Nordrhein-Westfalen noch immer Relikte der industriellen Vergangenheit, doch längst genießen einstige Stahlwerke wie im Landschaftspark Duisburg-Nord, die ehemalige Henrichshütte in Hattingen oder die zum Weltkulturerbe der UNESCO erhobene Zeche Zollverein in Essen fast schon Kultstatus. Die einstigen Kathedralen der Montan- und Kohleindustrie haben sich zu spektakulären Freizeitarealen mit riesigen Angeboten gewandelt.
Viele der einstigen Bahntrassen, über die dereinst die kleinen Zechenbahnen zuckelten und ruckelten, sind heute zu gut ausgebauten Radwegen umgestaltet worden. Routen, die frei von Autos sind, und die aufgrund der Tatsache, dass die alten Zechenbahnen nur geringe Steigungen bewältigen konnten, auch ohne Elektromotor selbst für wenig geübte Radfahrer leicht zu bewältigen sind. Hinzu kommt ein dichtes Radwegenetz entlang der Flüsse, Seen und Kanäle. Dabei haben all diese Strecken gemein, dass sie nahezu komplett abseits der Straßen verlaufen.
Und noch etwas haben die Radrouten im Ruhrgebiet gemeinsam: sie führen immer wieder zu Besonderem und Unerwartetem. Das beginnt damit, dass ob der riesigen Waldflächen, unzähligen Feldern und Wiesen schnell klar wird, wie grün doch Europas größter Ballungsraum tatsächlich ist. Hinter nahezu jeder Biegung wartet ein neues Aha-Erlebnis.
Natürlich sind – und auch das gehört zur Wahrheit – Jahrzehnte der Industrialisierung nicht spurlos am Ruhrgebiet vorbeigegangen. Aber gerade das macht auch den besonderen Charme der Radtouren zwischen Hamm und Wesel, zwischen Hagen und Haltern aus. Denn gerade auch die ehemaligen Arbeitersiedlungen sind nicht nur aus architektonischer Hinsicht überaus spannend.
Für besondere Erlebnisse stehen zudem die unzähligen Halden. Auf dem verdichteten Abraum der ehemaligen Bergwerke, die das Ruhrgebiet zu einem Land der künstlichen Berge haben werden lassen, sind begrünte Freizeitoasen geworden, die zumeist mit spektakulären Kunstwerken und Installationen zu begeistern wissen – und dies bei freiem Eintritt.
Entlang der vielen Wasserstraßen, deren Uferweg fast ausnahmslos per Rad erschlossen sind, finden sich neben klassischen Verlade- und Umschlagsplätzen auch besondere Hafenareale wie der spektakuläre Duisburger Innenhafen oder der Stölting Harbour in Gelsenkirchen. Abgerundet wird das schier unerschöpfliche Angebot des „Potts“ durch ein grandiose Museumslandschaft und beeindruckende Zeugnisse einer langen bewegten Geschichte, deren Bogen sich vom Römerpark in Xanten bis hin zu den sterblichen Überresten des ältesten Westfalen, die im Wasserschloss Werdringen in Hagen in Augenschein genommen werden können, spannt.
Überhaupt wartet das Revier mit Dutzenden stolzen Schlössern, Burgen und Herrenhäusern auf. Hinzu kommen charmante Städte voller Fachwerkcharme wie Hattingen und hochmoderne Einkaufsareale wie das Centro in Oberhausen, die Thier-Galerie in Dortmund oder der Limbecker Platz in Essen. Und das Beste: all dies lässt sich im wahrsten Sinne des Wortes vom Fahrradsattel aus erfahren. Und eine stilechte Einkehr bei Currywurst und Pommes darf natürlich nicht fehlen! GPS-Tracks zum Download runden dieses Buch sinnvoll ab.
Erhältlich ist der Radführer Das Ruhrgebiet erfahren (ISBN: 9783734313783) von Karsten-Thilo Raab für 19,99 Euro im Buchhandel oder direkt beim Bruckmann Verlag.
G. Schröder
ist seit Kindestagen mit dem Reisevirus infiziert und bringt sich seit Jahr und Tag mit großem Engagement als gute Seele hinter den Kulissen in das Mortimer Reisemagazin ein.