Hommage an die Inselwelt der Kanaren

Der Teide auf Teneriffa, Spaniens höchster Bergt, erinnert an eine Mondlandschaft. (Foto: Daniel A. Kempken)
Der Teide auf Teneriffa, Spaniens höchster Bergt, erinnert an eine Mondlandschaft. (Foto: Daniel A. Kempken)

Fehlt nur noch vom Balkon, die Aussicht auf den Dom. Die Bläck Fööss haben 1976 mit ihrem Karnevalsliedchen ziemlich zielsicher auf die Zukunft der spanischen Strände geschielt. Auch auf den Kanarischen Inseln sind große Teile der Küste genauso zubetoniert wie der Dom in Köln, den man ja bekanntlich nur noch von der anderen Rheinseite aus gut fotografieren kann. Es gibt Hotels und Apartmentanlagen, Autostraßen und Promenaden für jährlich zehn Millionen Touristen.

Meerblick an der Playa de las Américas auf Teneriffa. (Foto: Daniel A. Kempken)
Meerblick an der Playa de las Américas auf Teneriffa. (Foto: Daniel A. Kempken)

Doch nicht weit von all dem Rummel und Beton finden sich geheimnisvolle Spuren längst vergangener Epochen, himmlische, ja einzigartige Landschaften, Feuerberge, stille Buchten, und Blumenparadiese, stimmungsvolle Orte, wie geschaffen für romantsche Gefühle. In den grandiosen Landschaften finden sich aber auch geradezu monumentale Straßenkonstruktionen und ganze Großfamilien von Kreisverkehren. In so manch einer Apartmentsiedlung kommt einem sicher der Gedanke: Modelleisenbahnen lügen nicht – wer hierher zu Besuch kommt, der muss sicher die Schuhe ausziehen. Vieles ist genauso wie zu Hause – Europa wächst zusammen.

Seinen zaghaften Anfang genommen hat der Tourismus auf den Kanarischen Inseln zu einer Zeit, als Josef Neckermann noch gar nicht geboren war. Vor mehr als hundert Jahren kam die englische Rentnerband nach Teneriffa – und zwar die mit Geld. Die vornehmen Herrschaften wollten nicht mehr hinnehmen, dass ihnen Winter für Winter der britische Nebel in die betagten Knochen zog. Sie flohen in den ewigen Frühling. Ihre bevorzugte Adresse war das feudale, im Jahre 1893 eröffnete und bald schon legendäre Gran Hotel Taoro in Puerto de la Cruz. Die wahrhaft prächtige Herberge ist leider längst geschlossen, doch noch immer thront das Gebäude über der herrlichen Kulisse der Stadt.

Gran Canaria - wie von Geisterhand in die Landschaft gesetzt, die Dünen von Maspalomas. (Foto: Daniel A. Kempken)
Gran Canaria – wie von Geisterhand in die Landschaft gesetzt, die Dünen von Maspalomas. (Foto: Daniel A. Kempken)

Im Laufe der Jahre ist auf den sieben Inseln im Atlantik ein wahrhaftes Ferienparadies entstanden. Mittlerweile reisen jedes Jahr zwischen neun und zehn Millionen Feriengäste auf die Kanaren – so viele Leute können nicht irren. Dabei ist jede Insel anders und hat ihren ganz eigenen Zauber:

Teneriffa, die Grandiose, die Blumeninsel; die Insel mit dem höchsten Berg ganz Spaniens, mit einer einmaligen landschaftlichen Vielfalt und einer gigantische Ferien- und Spass-Stadt. Jedes Jahr lassen sich etwa 3,5 Millionen Besucher/innen von der größten Kanarischen Insel betören. Im Norden und in der Mitte ideal für Liebhaber der Natur; im Süden für Sonnenhungrige und zum Abhängen. Viele gute Restaurants.

Die Timanfaya, Lanzarotes beeindruckende Feuerberge. (Foto: Daniel A. Kempken)
Die Timanfaya, Lanzarotes beeindruckende Feuerberge. (Foto: Daniel A. Kempken)

Gran Canaria, Kontinent en miniature; einzigartig die Dünenlandschaft von Maspalomas. Lieblingsinsel der Deutschen. Jedes Jahr kommen etwa 2,7 Millionen Feriengäste. Ideal für Sonnenhungrige, aber auch mit schönen Wandermöglichkeiten im Inneren und Kultur im Norden.

Lanzarote, die Außerirdische, eine skurrile Mondlandschaft mit Farben aus dem Malkasten, ein aus Vulkan geborenes Fotoparadies. Jedes Jahr kommen etwa 1,6 Millionen Feriengäste. Ideal für Fans außergewöhnlicher Landschaften und für Leute, die die Einheit von Natur und Architektur suchen.

Fuerteventura, die Sandige, die Sportliche und die Zweitgrößte der Kanarischen Inseln, ein Surferparadies von karger Schönheit mit etwa 1,5 Millionen Gästen pro Jahr. Ideal für Sonnenhungrige und Surfer/innen

Alternativ, esoterisch, cool, das Valle Gran rRy auf La Gomera. (Foto: Daniel A. Kempken)
Alternativ, esoterisch, cool, das Valle Gran rRy auf La Gomera. (Foto: Daniel A. Kempken)

La Gomera, die Inspirative mit leicht schrägem Love and Peace-Ambiente, das vielleicht letzte Paradies Europas mit Urwäldern aus Lorbeer und Erika, die Millionen von Jahren alt sind, und mit Aussichten, die man mit Millionen nicht bezahlen kann.  Ideal für Wanderer und alle, die früher mal gern ein Hippie gewesen wären.

La Palma, etwa 150.000 Besucher/innen pro Jahr, von denen die meisten aus Deutschland kommen, nicht so touristisch wie Teneriffa oder Gran Canaria, nicht so schräg wie La Gomera, sondern einfach schön; deshalb wird La Palma auch gern La Isla Bonita genannt. Die Nummer 1 für Wanderer, ideal für alle, die Natur und beschaulicher Ruhe lieben.

El Hierro: El Sabinar, Bäume aus einer anderen Welt. (Foto Daniel A. Kempken)
El Hierro: El Sabinar, Bäume aus einer anderen Welt. (Foto Daniel A. Kempken)

Hierro, das Individualisten-Inselchen am Ende der Welt mit einem fast tausend Meter tiefen, von Menschen besiedelten und zum Meer hin offenen Vulkankrater. Hierro hat nicht viel mehr als tausend Gästebetten. Ideal für Individualisten, die nichts vom Massentourismus halten.

Und dann gibt es vor der Küste Lanzarotes noch das Inselchen La Graciosa, so klein, dass es bei den Hauptinseln nicht mitgezählt wird. Ideal für diejenigen, die ganz, ganz weit weg vom Schuss sein wollen.

Fehlt nur noch vom Balkon die Aussicht auf den Dom? Das wäre nun wirklich zu viel verlangt, wenn eine der größten und schönsten Kathedralen der Welt auch noch auf den Kanarischen Inseln stünde.


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11_09_05 Cover_KanarenBuchtipp: Die schönsten Seiten der kanarischen Inseln stellt Daniel A. Kempken in seinem Buch Schlaglichter Kanarische Inseln (ISBN 978-3842378865) auf 148 Seiten in Wort und Bild vor. Erhältlich ist der Titel zum Preis von 13,50 Euro im Buchhandel oder online

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