Die Blaue Lagune – heiße Wohltat im Lavafeld

Ein Bad in der berühmten Blauen Lagune ist fast schon Pflicht für jeden Island-Urlauber. (Foto: Icelandair)
Ein Bad in der berühmten Blauen Lagune ist fast schon Pflicht für jeden Island-Urlauber. (Foto: Icelandair)

Die Sonne will sich heute gar nicht zeigen. Im Gegenteil, die Wolken hängen tief, fast bleischwer über dem nahen Bergrücken. Immer wieder öffnet Petrus die Himmelsschleusen für einige Momente sperrangelweit. Ein kalter Wind fegt über die bizarre Landschaft, aus der kaum ein Strauch oder gar Baum aufragt. Eigentlich kein Wetter, um die Kleidung abzulegen. Ein aufgeregtes Geschnatter ist von weitem zu hören. Verursacher sind hier allerdings keine Enten, sondern Besucher aus allen Teilen der Welt, die sich in die wohlig warmen Fluten stürzen. Das bläuliche Wasser ist von dichten Nebelschwaden überzogen.

Die Mineralien der Blauen Lagune mildern nachweislich Hautkrankheiten. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Die Mineralien der Blauen Lagune mildern nachweislich Hautkrankheiten. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Keine Frage, gerade bei solchen  äußeren Bedingungen könnte die Bláa Lónið, die Blaue Lagune, als perfekter Drehort für einen Gruselfilm herhalten. Inmitten einer unwirtlichen Landschaft aus Geröll und Lavagestein liegt die wohl größte Attraktion Islands. Ein fast schon mystischer Platz inmitten der Reykjanes-Halbinsel unweit von Grindavík, den täglich Hunderte Badejünger aus aller Herren Länder mit Begeisterung bevölkern.

„In anderen Ländern gehen die Leute ins Wasser, um sich abzukühlen. Wir tun dies, um uns aufzuwärmen“, flachst Dóra Magnúsdóttir, PR- und Marketingexpertin in Diensten von Visit Reykjavík, angesichts der nur selten sommerlichen Temperaturen hier im Nordatlantik. Umso mehr wissen die Isländer und die Gäste aus aller Welt zu jeder Jahreszeit ein Bad in dem fast 5.000 Quadratmeter großen See zu schätzen. Zwischen 37 und 42 Grad Celsius ist das geothermisch erwärmte Wasser heiß. Eine Wohltat nicht nur an kalten Tag.

Ein geothermischer Traum inmitten eines Lavafeldes: Die Blaue Lagune. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Ein geothermischer Traum inmitten eines Lavafeldes: Die Blaue Lagune. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

„Eigentlich ist die Blaue Lagune so etwas wie ein Abfallprodukt“, verweist Magnúsdóttir auf die Tatsache, dass rund 50 Kilometer südwestlich von Reykjavík im Jahre 1976 das Geothermalkraftwerk Svartsengi ans Netz ging. Erzeugt wird die hier genutzte Energie durch einem Gemisch aus Meeres- und Süßwasser, das in 2.000 Metern Tiefe bis zu 240 Grad Celsius heiß wird und an die Oberfläche gepumpt wird, um es zur Stromerzeugung und zum Betrieb eines Fernwärmenetzes zu nutzen. Danach fließt das Wasser in die umliegende Lavalandschaft ab. Nach und nach bildete sich in einer Senke ein kleiner See heraus, wobei die im Wasser vorkommenden Kieselalgen der Lagune die herrlich blaue Farbe verleiht.

Famoser Badeplatz im Südwesten Islands: Die Blaue  Lagune. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Famoser Badeplatz im Südwesten Islands: Die Blaue Lagune. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

„Als Jugendliche sind wir gerne zum Baden hierher gefahren“, erinnert sich  Magnúsdóttir daran, wie die schwer zugängliche Seenlandschaft zunächst von der lokalen Bevölkerung entdeckt und in Beschlag genommen wurde. Ende der 1990er Jahre wurde dann die Blaue Lagune um einige hundert Meter verlegt. Eine Straße und Parkplätze wurden angelegt und 1999 wurde dann nach Plänen der Architektin Sigríður Sigþórsdóttir ein neues Badehaus mit Restaurant, Tagungsräumen, Shop und Wellnessangeboten errichtet. Mittlerweile pumpt die Bláa Lónið eigenes Thermalwasser aus den Tiefen des Erdreichs. Sechs Millionen Liter Meereswasser, die binnen 40 Stunden einmal komplett ausgetauscht werden, fasst die maximal 1,50 Meter tiefe Blaue Lagune heute.

„Die Leute kommen nicht nur wegen des herrlich blauen Wassers hierher, sondern auch weil ein Bad in der Lagune einen gewissen Anti-Aging-Effekt hat und helfen kann, Hauterkrankungen zu lindern“, so Magnúsdóttir weiter. Dank des im Wasser enthaltenen Natriums, Kaliums, Kalziums, Magnesiums, Kohlendioxids, Sulfats, Chlorids und Fluorids sowie der Kieselsäure wirkt ein Bad in der Blauen Lagune reinigend und verjüngend für die Haut. Zudem kann ein solches Bad anerkanntermaßen Symptome von Hautkrankheiten wie Psoriasis (Schuppenflechte) mildern.

Informationen: Blaue Lagune, 240 Grindavík, Island, Telefon 00354-420-8800, www.bluelagoon.com. Die Blaue Lagune liegt rund 47 Kilometer außerhalb von Reykjavík, rund 25 Kilometer vom Flughafen Keflavik und 7,5 Kilometer von Grindavik entfernt.

Allgemeine Informationen: www.visitReykjavík.is

Anreise: Icelandair  fliegt ab Frankfurt direkt nach Reykjavík. Die Flugzeit beträgt rund dreieinhalb Stunden. Vom Flughafen Keflavik verkehrt der Flybus  zum 50 Kilometer entfernten Zentrum von Reykjavík. Der Flybus kostet hin und zurück 3.500 Isländische Kronen (etwa 21 Euro) für Erwachsene und 1.750 ISK (etwa 11 Euro) für Kinder.

Sprache: Landessprache ist Isländisch. Auch Englisch wird überall gesprochen.

Zur Abkühlung im warmen Lagunewasser gehört unbedingt ein isländisches Bier. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Zur Abkühlung im warmen Lagunewasser gehört unbedingt ein isländisches Bier. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Geld: Zahlmittel ist die Isländische Krone (ISK). 100 Kronen entsprechen etwa 0,58 Euro, ein Euro entspricht rund 170 ISK. Völlig unkompliziert ist auch der Einsatz von Kreditkarten, die nahezu überall akzeptiert werden.

Essen & Trinken: Lava Restaurant, 240 Grindavík, Island Island, Telefon 00354-420-8800. Das direkt an der Blauen Lagune gelegene Restaurant präsentiert exzellente Fischgerichte in modernem Ambiente.

Übernachten: Hotel Reykjavík Centrum, Ađalstræti 16, 101 Reykjavík, Island, Telefon 00354-514-6000, www.hotelcentrum.is. Das zentral gelegene Vier-Sterne-Haus bietet Doppelzimmer ab umgerechnet 80 Euro pro Person pro Nacht an.

Tipp: Egal, ob es regnet, stürmt oder schneit, die Badehose ist bei den meisten Isländern immer am Mann – oder liegt zumindest griffbereit im Auto oder Handtasche. Denn in Island gibt es 165 Pools, Seen und Hot Pots, kleine runde oder ovale Becken im Stile eines Whirlpools, die mit geothermischer Energie erwärmt werden und durchgehend Temperaturen zwischen 29 und 42 Grad Celsius aufweisen. 

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