Verwässerte Kunst und Sterbeverbot

Sterbeverbot
In den Houses of Parliament in London herrscht ein kurioses Sterbeverbot.

Eine Sterbeverbot klingt amüsant und für alle, die möglichst lange ihr Erdendasein bei bester Gesundheit fristen wollen, als eine tolle Maßnahme. In der Tat hat das Sterbeverbot, das in der britischen Hauptstadt London in einem der markantesten Prachtbauten Anwednung findet, einen ernsten Hintergrund. Auch sonst gibt es weiterhin viel Kurioses und Erstaunliches aus aller Welt, das einmal kurzweilig, informativ und unterhaltsam in der neuesten Folge unserer überaus beliebten Reihe über Unnützes Reisewissen aufgearbeitet wurde. :

Sterbeverbot

Im Palace of Westminster, dem Sitz des britischen Parlaments in London, ist sterben verboten. Sollte also ungeachtet des Verbotes jemand in den Houses of Parliament das Zeitliche segnen, müsste der Leichnam zunächst aus dem Gebäude entfernt werden, ehe ein amtlicher Totenschein ausgestellt werden darf. Grund ist, dass es sich bei dem Gebäude rein formal um einen königlichen Palast handelt und Verstorbene andernfalls Anspruch auf ein Staatsbegräbnis hätten.

Liebesbekundung

Auf dem Urinal am Bardufoss Airport in Norwegen finden sich zahllose Liebesbekundungen in Schlossform.

Auf der Männertoilette des Flughafens im norwegischen Bardufoss finden sich mehr und mehr Schlösser als Liebesbeweis an Abflussrohren der Urinale. Warum für die Liebesbekundung allerdings ein so charmantes Örtchen gewählt wurde, bleibt ein Rätsel. Vielleicht soll es symbolisieren, dass bei dem jeweiligen Pärchen alles im Fluss ist. Und wenn erst der Schlüssel und dann eine Beziehung den Bach runtergeht, ist das Schloss immer noch an der richtigen Stelle…

Zugrennen

Einmal im Jahr treten im Tywyn am Südrand des Snowdonia National Parks in Wales, Laufsportenthusiasten zu einem ungleichen Rennen an, dem „Race the train“, einem Wettrennen Mensch gegen Schmalspur-Dampflok. Der Museumszug der benötigt für die knapp 23 Kilometer von Tywyn yn nach Abergynolwyn und zurück etwa eindreiviertel Stunde. Da müssen sich potenzielle Sieger ganz schön sputen. Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, muss die Meile im Schnitt in 7:25 Minuten bewältigt werden. Wer die Distanz nicht in der angepeilten Zeit schafft, hat trotzdem eine kleine Chance. Denn für die Kleinbahn gilt der alte britische Grundsatz: „Train times vary“ – „Fahrzeiten variieren“.

Mary Poppins Ampeln

Im australischen Maryborough weisen spezielle Mary PoppinsAmpeln den Weg.

Maryborough, der Geburtsstadt von Pamela Lyndon Travers, der Schöpferin und Autorin von Mary Poppins, im australischen Queensland, zollt dem Kindermädchen mit den magischen Fähigkeiten und dem markanten Regenschirm mit ganz besonderen Fußgängerampeln Tribut. Statt Ampelmännchen blinken hier in rot und grün „Ampelfrauchen“ auf, eine regenschirmtragende Figur in einem Kleid.

Verwässerte Kunst

Künstler Thor Erdahl macht auf den Lofoten – oder viel mehr vor den Lofoten – mehr durch eine besondere Ausstellungsfläche als durch seine Kunstwerke auf sich aufmerksam. Statt in einer Galerie stellte er seine Malereien unter der Wasseroberfläche aus. Um die Kunstwerke in Augenschein nehmen zu können, werden die Besucher statt mit Ausstellungskatalog, Schnittchen und Weinglas mit Schnorchel, Tauchanzug, Flossen und Einweg-Kamera ausgestattet

Was für ein Käse

Nicht nur Käsemoppel spricht derweil das traditionelle Cheese Rolling am Coopers Hill in Brockworth in der englischen Grafschaft Gloucestershire an. Immer im Mai jagen Wagemutige einen steilen, unwegsamen und glitschigen Hügel mit stellenweise bis zu 50 (!) Prozent Gefälle hinunter und versuchen, einen vier Kilogramm schweren Gloucester Käse einzuholen. Blessuren, teilweise auch Knochenbrüche, sind bei dem mehr 200 Jahre alten Wettbewerb vorgezeichnet.

Correspondenzkarten

Die Postkarte mit Urlaubsgrüßen ist seit dem Siegeszug der Smartphones auf dem Rückzug.

Rund 400 Millionen Postkarten jährlich in Europa versandt. Das beliebteste Motiv der „Correspondenzkarten“, wie sie bei ihrer Erfindung 1869 noch hießen, ist in Deutschland eine dicke Robbe, die sich feist am Nordseestrand lümmelt. Das in den 1950er Jahren entstandene Motiv wurde rekordverdächtige 2,7 Millionen Mal verkauft.

Gleicher als gleich

Eines der höchsten Güter für Norweger ist seine Egalität. In einer Gesellschaft, in der alle gleich sind, kann von niemandem verlangt werden, dass er einen anderen bedient. Und so geschieht dies in Norwegen höchstens mal aus Zuneigung oder Freundschaft. Nicht von ungefähr sind Servicekräfte in der Gastronomie und im Hotelgewerbe oft Ausländer – in der Mehrzahl Schweden. Wobei böse Zungen behaupten, dass dies die späte Rache eines lange unterdrückten Volkes sei. Denn nachdem sich die Schweden von 1814 bis 1905 den Nachbarn im Rahmen der „Personalunion“ unter ihr Joch nahmen, haben die Norweger nun einen eigenen Weg gefunden, um sich zu revanchieren.

Mehr unnützes Reisewissen findet sich in dem gleichnamigen Buch Unnützes Reisewissen (ISBN 978-3-939408-42-0) von Karsten-Thilo Raab, das für 11,90 Euro im Buchhandel oder versandkostenfrei direkt beim Westflügel Verlag erhältlich ist.