Wales feiert 2017 das „Jahr der Legenden“

Wales verfügt mit rund 600 Burgen und Schlössern über die wohl weltweit größte Burgendichte. (Foto Visit Britain)

Das kleine Wales gibt sich 2017 groß in Feierlaune. Gewidmet ist das Jahr den eigenen Legenden. Dazu gehört natürlich allen voran der legendäre rote Drache, der längst zum Symbol für diesen Teil des Vereinigten Königreichs geworden ist. Offiziell ziert die mythologische Gestalt des Drachen die walisische Flagge zwar erst seit 1959, soll aber schon im 4. Jahrhundert als Wappentier britischer Soldaten ihren Weg nach Rom begleitet haben. Ein Jahrhundert später übernahmen die walisischen Könige als Zeichen ihrer Stärke den Drachen, der einer Sage nach einst im Berg Dinas Emrys in Nordwales lebte. Heute findet man das Symbol auf seinem typischen grünen und weißen Grund nicht nur an Regierungsgebäuden in Wales, sondern auch an Schlössern, Häusern, Autostickern und als Gesichtsbemalung von Rugby-Fans während der Saison.

Legendäre Burgen und Schlösser

Castell Deudraeth ist eine der stilvollsten Übernachtungsmöglichkeiten des Landes. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Mit über 600 hat Wales mehr Schlösser und Burgen pro Quadratkilometer als jedes andere Land auf der Welt. In einigen der stolzen Gemäuer lässt sich sogar stilvoll übernachten. Castell Deudraeth („Deidrath“ ausgesprochen) vereint als extravaganter viktorianischer Bau Gotik, Tudor-Stil und Imposanz. Seit 2001 fungiert das stolze Gemäuer als Hotel und verfügt über elf modern gestaltete Zimmer.

Seltsame Dinge gehen derweil im Bodelwyddan Castle vor. Zu den jüngsten Sichtungen gehören eine unerklärliche Erscheinung in einem Burgflügel, der Geist eines Soldaten in einem anderen Teil der Burg sowie seltsame Schattengestalten, die den Gang hinunter gleiten. Sogar im Teezimmer spukt es angeblich.

Direkt an Castell Deudraeth liegt mit Portmeirion ein Kuriosum. (Foto Visit Britain)

Caerphilly Castle, eine der größten Festungsanlagen aus dem Mittelalter in Großbritannien, ist ebenso eindrucksvoll wie gigantisch. Das jährlich stattfindende Big Cheese Festival gehört zu den beliebtesten Festivals von Caerphilly – ein Wochenende mit kostenlosen Veranstaltungen für die ganze Familie auf dem Burggelände.

Literaturliebhaber sollten alles vergessen, was sie bei Dan Brown gelesen haben. Der Heilige Gral befindet sich möglicherweise nämlich in Wales. Die Ruinen von Castell Dinas Bran (auch Crow Castle genannt) liegen auf einem 2.600 Jahre alten Hügelfort. Daher ist es kaum überraschend, dass sich um diesen Ort unzählige Mythen und Legenden ranken. Eine davon besagt, der Heilige Gral befinde sich in einer Höhle unterhalb der Burg.

Castell Coch gilt als eine der prächtigsten Burgen in Wales. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Ortswechsel: Zu seiner Zeit war der dritte Marquis von Bute der reichste Mann der Welt und konnte sich jeden Luxus leisten. Einer dieser Luxusartikel war Castell Coch. Dieses Märchenschloss aus dem 19. Jahrhundert, das auf den Ruinen einer Burg aus dem 13. Jahrhundert erbaut wurde, gehört zu den romantischsten Orten in ganz Wales. Ansehen sollt man unbedingt das Schlafgemach von Lady Bute, dessen bemalte Doppelkuppeln 28 herumtollende Affen zeigen (was zu jener Zeit ziemlich gewagt war).

Derweil gilt Powis Castle ist ein Mekka für Gartenliebhaber. Vor 800 Jahren wurde die eindrucksvolle rote Burg erbaut, genug Zeit für die Burggärten zu gedeihen. Es gibt italienisch anmutende Terrassen mit Statuen, üppige Staudenrabatten, kunstvoll getrimmte jahrhundertealte Eibenbäume und exotische Rankenpflanzen sowie ein „wildes“ Waldgebiet, das im 18. Jahrhundert angelegt wurde.

Legendäre und berühmte Waliser

Ein besonderes Kleinod: die Norwegian Church in Cardiff. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Wales ist eine Nation reich an künstlerischem Talent. Hier wurde Roald Dahl geboren, Dylan Thomas dichtete über die Region und Lewis Caroll, Autor von Alice im Wunderland, fand hier Inspiration. Unberührte Natur, malerische Wasserfälle und eine beeindruckende Küste: Es fällt nicht schwer zu verstehen, warum dieses Land kreative Menschen anzieht und inspiriert.

Der berühmte Geschichtenerzähler Roald Dahl wurde in Cardiff geboren und ging bis 1925 in Llandaff zur Schule. Getauft wurde er in der Norwegischen Kirche in der Cardiff Bay, für die er sich einsetzte, als sie in den 1970ern baufällig wurde. Terrasse und Café der Kirche stehen Besuchern offen.

Das Dylan Thomas Boathouse in Laugharne ist eine der berühmten Landmarken in Wales. (Foto: Visit Britain)

Dylan Thomas, 1914 in Swansea geboren, ist einer der berühmtesten walisischen Dichter und Schriftsteller. Seine Werke umfassen unter anderem das Hörspiel Unter dem Milchwald (engl. Under Milk Wood) und die Gedichte Geh nicht gelassen in die gute Nacht (engl. Do Not Go Gentle Into That Good Night) sowie Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben (engl. And Death Shall Have No Dominion). Einer der Aspekte, die Unter dem Milchwald so besonders machen, liegt darin, wie es die Küste von Wales und das walisische Volk lebendig werden lässt.

Thomas lebte in jungen Jahren mit seiner damaligen Frau Caitlin Mcnamara in Laugharne in Südwestwales. Noch heute lässt sich der Spaziergang, den der Dichter an seinem 30. Geburtstag machte und in Poem in October verewigte, auf dem Dylan Thomas Birthday Walk nachvollziehen. Lokale Geschäfte halten hier Überraschungen bereit für Besucher, die an Ihrem eigenen Geburtstag vorbeikommen.

In seiner Geburtsstadt Swansea erinnert die Dylan Thomas Statue an den großen Poeten. (Foto: Visit Britain)

Im zu besichtigenden Dylan Thomas Boathouse  wohnte der Dichter mit seiner Familie von 1949 bis 1953. Seine Abende verbrachte er im Pub des Browns Hotel, wo Übernachtungen möglich sind. Neben Dylan Thomas genossen schon Präsident Jimmy Carter, Richard Burton und Elizabeth Taylor, Prinz Charles, Mick Jagger, Pierce Brosnan, Pattis Smith und viele andere Berühmtheiten hier walisisches Bier.

Legendäre Drehorte und Filme

Dank seiner wunderschönen, wilden Landschaft ist Wales bei Filmemachern und Fernsehproduzenten äußerst beliebt. Blicke hinter die Kulissen sind an Schauplätzen möglich, die schon Berühmtheiten wie Dobby (Harry Potter), die Daleks (Doctor Who), Jude Law oder Benedict Cumberbatch besuchten. Eine der größten Legenden um Wales ist die des König Arthus, der hier begraben liegen soll – wo genau ist umstritten, aber sicher ist, dass er wieder ins Kino kommt: Im März 2017 läuft Guy Ritchie’s King Arthur: Legend of the Sword an, mit Darstellern wie Charlie Hunnam, Àstrid Bergés-Frisbey und Jude Law. Gedreht wurde an verschiedenen Orten in Großbritannien, unter anderem im Snowdonia National Park in Nordwales, dem dortigen Capel Curig und dem beeindruckenden Berg Tryfan.

Der Snowdonia Nationalpark – hier am Crib Goch – ist wunderbar wanderbar. (Foto Visit Britain)

Alice Liddell, das Mädchen, das Lewis Carroll zu seinem Roman Alice im Wunderland inspirierte, verbrachte ihre Ferien regelmäßig in der viktorianischen Seestadt Llandudno in Nordwales. An allen berühmten Sehenswürdigkeiten der Stadt findet man heute Holzstatuen, die Alices Geschichte zum Leben erwecken. Am längsten Pier in Wales kann man, wie die Herzkönigin im Wunderland, eine Partie Crocket spielen, dem verrückten Hutmacher, der Grinsekatze und dem weißen Kaninchen begegnen und den Tag mit einem Alice-Afternoon Tea abschließen. Mehr Details gibt es auf www.alicetowntrail.co.uk.

Die fesselnde Serie Sherlock mit Benedict Cumberbatch wird seit 2010 in Cardiff gedreht. Szenen der dritten Staffel wurden um das National Museum in Cardiff gefilmt, das in der Serie das fiktionale National Antiques Museum verkörpert. Auch das atmosphärische Cardiff Castle hat seinen Auftritt in der Serie und überzeugt als „Tower of London“, in dessen Verlies Moriarty mit den Kronjuwelen sitzt. Im italienischen Restaurant Giovanni’s  in Cardiffs Zentrum traf sich Sherlock mit seinem Erzfeind Charles Augustus Magnussen. Restaurantbesitzer Giovanni Malacrino ist ein großer Fan der Show und war hoch erfreut, mitwirken zu dürfen. The Bush Inn , nicht weit von Cardiff entfernt, diente in The Hounds of Baskerville als Sherlocks und Watsons Basis, allerdings unter dem Pseudonym The Cross Keys. Das urige Pub aus dem 16. Jahrhundert ist ein netter Ort, um Mittag zu essen oder ein erfrischendes Pint zu genießen. Der nahe gelegen Friedhof von St. Hilary tauchte in derselben Folge auf.

Die Hauptstadt Cardiff wird in der Shelock-Reihe immer wieder geschickt in Szene gesetzt. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Alle Harry Potter Fans sollten Freshwater West in Pembrokeshire, Südwestwales einen Besuch abstatten: ein beeindruckender und dramatischer Strand, der im Norden von roten Sandsteinklippen und im Süden von spitzen Felsen eingerahmt wird. Hier suchten Harry, Ron und Hermine im vorletzten Teil der Filmserie in Bill und Fleurs Shell Cottage Unterschlupf. Erinnerungen an diesen Ort mögen etwas unscharf sein, da die Zuschauer während besagter Szene damit beschäftigt waren, Dobbys Tod zu beweinen. Das Shell Cottage wurde nach dem Dreh wieder abgebaut, aber man kann immer noch auf den Spuren der drei Zauberer wandeln und die Magie in der salzigen Luft spüren. Kurz nachdem die Potter Crew abreiste, filmte Ridley Scott hier Robin Hood mit Russell Crowe und Cate Blanchett.

Legendäre Küsten

Ein traumhafter Küstenabscnit bei Llanddwyn Island mit Blick auf Snowdonia. (Foto Visit Britain)

Wales hat atemberaubende Strände zu bieten: Tenby Harbour Beach beispielsweise wurde vor kurzem zum schönsten Strand Europas gewählt.

Als einziger Nationalpark an Großbritanniens Küste bietet Pembrokeshire Coast Path viele Gelegenheiten, Meeresfrüchte zu essen und auf die umliegenden Inseln zu fahren, und ist außerdem beliebt bei Wanderfreudigen.

Rhossili Bay im Westen der Gower Halbinsel beeindruckt mit mehr als nur seiner Schönheit: an dem fast fünf Kilometer  langen Strand liegt ein Schiffswrack, und die Landzunge „Worm‘s Head“ kann man bei Ebbe zu Fuß erreichen. Auch die South Gower Cliffs lohnen sich für einen Ausflug, bekannt für die nahe gelegene Höhle „Paviland Cave“, in der ein 34.000 Jahre altes Skelett entdeckt wurde.

Die Marloes Sands in Dyfed gehören zu den beliebtesten Strandabschnitten. (Foto Visit Britain)

Mit dem Seaside Award 2016 für Großbritanniens beste Strände wurde Barafundle Bay im Süden ausgezeichnet. In der Nähe liegt Stackpole Head, der besonders beliebt ist bei Kayakfahrern oder für „coasteering“, dem abenteuerlichen Sport aus Wales, der Klippenspringen, Schwimmen und Klettern verbindet.

Wer Idylle sucht, findet sie in der kleinen Hafenstadt Porthdinllaen, Snowdonia. Die natürliche Bucht darf nur von Einheimischen angefahren werden, ist allerdings auch auf einem Strandspaziergang oder über den Golfplatz von Nefyn erreichbar. Dort ist außerdem das Ty Coch Inn ansässig, das als eine der besten Strandbars weltweit ausgezeichnet wurde.

Ein landschaftlicher Traum: der Lyn y Fan Fawr von den Black Mountain in den Brecon Beacons aus gesehen. (Foto Visit Britain)

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