Schnüffeln zwischen KGB und Bond – Die geheime Welt der Spionage in Oberhausen

Im Top Secret in Oberhausen können Besucher ihr Geschick in einem Laser-Parcours antesten. (Foto: Top Secret)
Im Top Secret in Oberhausen können Besucher ihr Geschick in einem Laser-Parcours antesten. (Foto: Top Secret)

Dank der James Bond Abenteuer haben viele ein Bild vom idealtypischen Geheimagenten. Dieser muss schlagfertig sein – und dies gleichermaßen mit Worten und Fäusten. Wichtiger noch, und dass hat 007 wohl mit der Realität gemeinsam, der Spion benötigt Geduld und Glück, profundes Wissen und eine besondere technische Ausstattung. Dabei ist vieles von dem, womit Ian Flemings Leinwandheld ausgestattet ist, gar nicht so weit weg, von der Realität, wie die Ausstellung „Top Secret – Die geheime Welt der Spionage“ in Oberhausen zeigt.

Ungewöhnlicher Spion: Taube mit Kamera. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Ungewöhnlicher Spion: Taube mit Kamera. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Auf rund 2.000 Quadratmetern bereitet die ebenso unterhaltsame wie lehrreiche und verblüffende Sammlung Wissenswertes von den technologischen Entwicklungen und Errungenschaften der Geheimdienste bis hin zu den Mythen und Legenden um Meisterspione und deren Organisationen auf. 18 Themenbereiche spannen dabei einen Bogen vom Ersten Weltkrieg bis hin zur heutigen Bedrohung durch Daten- und Wirtschaftsspionage im Internet.

„Wir versuchen, dieses faszinierende Thema frei von den gängigen Klischees dieser sagenumwobenen Schattenwelt aufzuarbeiten“, weiß Top Secret-Mitarbeiter Ingo Mersmann, dass viele der rund 2.000 Exponate gleichermaßen etwas Erschreckendes wie Faszinierendes auszeichnet. Ob das gerade einmal 38 Kilogramm schwere Einmann-Mini-U-Boot des russischen Geheimdienstes KGB, ob ein mit Infrarotlicht ausgestattetes Motorrad, ob das handliche Überlebensset mit Schlauchboot und der Maskierungskoffer der Stasi oder schießende Kirchenschlüssel, Bohrmaschinen, Regenschirme, Gürtel, Kugelschreiber und Babyfläschchen – sie alle führen die oft wenig zimperlichen Methoden der Geheimdienste vor Augen. Ebenso wie die in Erdnüssen und Lippenstiften eingebauten Messer, Giftpfeile im Korken von Sektflaschen oder die Abhör- und Durchleuchtungstechnik von Häusern, wie sie von der Stasi in der DDR eingesetzt wurde.

Auch eine Dechiffriermaschine fehlt nicht in der Oberhausener Sammlung. (Foto: Top Secret)
Auch eine Dechiffriermaschine fehlt nicht in der Oberhausener Sammlung. (Foto: Top Secret)

„Mit Ausnahme der Exponate im Bereich „Mythen und Legenden“ präsentieren wir nur Gegenstände, die tatsächlich von Spionen und Geheimdiensten rund um den Erdball eingesetzt wurden oder werden“, so Mersmann weiter. Der überwiegende Teil der einmaligen Exponate stammt aus der privaten Sammlung von Heinrich Peyers. Der anerkannte Spezialist rund um das Thema Spionage hat seit 1989 Spionage- und Abhörgeräte aus der ganzen Welt zusammengetragen.

Daneben arbeitet das Top Secret auch mit offiziellen Stellen wie dem Innenministerium zusammen. Denn die Ausstellung soll die Besucher durchaus auch für einen bewussteren und vorsichtigeren Umgang mit persönlichen Daten im Internet und sozialen Netzwerken sensibilisieren. Thematisiert wird in diesem Zusammenhang zudem die steigende Bedrohung deutscher und internationaler Unternehmen und Organisationen durch so genannte Cyber-Attacken.

Tödliche Naschware: Eine Erdnuss mit eingebauter Klinge. (Foto: Top Secret)
Tödliche Naschware: Eine Erdnuss mit eingebauter Klinge. (Foto: Top Secret)

„Das Innenministerium schätzt allein den jährlich durch Wirtschaftsspionage entstandenen Schaden auf bis zu 280 Milliarden Euro weltweit“, verweist Mersmann bei aller Ernsthaftigkeit dieser Problematik darauf, dass die Ausstellung natürlich in erster Linie auch Spaß machen und unterhalten soll. So erfährt der Besucher, dass der KGB eine eigene Abteilung unterhielt, deren Aufgabe es war, sich ausschließlich mit dem möglichen Nachbau und Einsatz von fiktiven Spionage-Techniken aus Kinofilmen zu beschäftigen.

Natürlich fehlt in Oberhausen auch der Blick auf die Übermittlung und Entschlüsselung von geheimen Nachrichten und Informationen nicht. Im Bereich „Chiffrieren und Entschlüsseln“ haben die Besucher die Gelegenheit, einmal selbst zu versuchen, einen Code zu knacken, und die wahrscheinlich berühmteste Spezialmaschine, die zur Chiffrierung erfunden wurde – eine Enigma – in Augenschein zu nehmen.

Auch Filmlegende James Bond wird ein Teil der Ausstellung gewidmet. (Foto: Top Secret)
Auch Filmlegende James Bond wird ein Teil der Ausstellung gewidmet. (Foto: Top Secret)

Nicht minder faszinierend ist der Bereich der Luftspionage. Dazu gehörten beispielsweise während des Ersten Weltkriegs Brieftauben, die mit einer Fotokamera um den Hals hinter feindliche Linien entsandt wurden, um Informationen über deren Waffen, Standorte und Truppen zu sammeln. Sogar kleine Käfer und andere Insekten wurden bereits zu tierischen Spionen gemacht.

Daneben nehmen der Kalte Krieg und das geteilte Nachkriegsdeutschland einen breiten Raum ein. Gezeigt werden ferner die vielfältigen Möglichkeiten der Beobachtung und des Abhörens, die je nach zeitlicher Epoche sehr unterschiedlich ausfielen. In diesem Themenbereich erhalten die Besucher einen Einblick in die Methoden der Beobachtung und erfahren zugleich interessante Fakten über den großen Lauschangriff. Ein besonderes Highlight ist dabei ein 3,5 Tonnen schweres Spionage-Abhörfahrzeug der Stasi. Nicht fehlen darf zudem der Blick auf das Leben der berühmtesten Spione von Günter Guillaume über Markus „Mischa“ Wolf bis hin zum Mythos Mata Hari sowie auf die Tätigkeiten der bekanntesten Geheimdienste weltweit.

Informationen: Top Secret – Die geheime Welt der Spionage, Zum Aquarium 2, 46047 Oberhausen, 0208-62039111, www.topsecret-oberhausen.de

Vorsicht! Versteckte Kamera! Ein Buch als Tarnung. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Vorsicht! Versteckte Kamera! Ein Buch als Tarnung. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Anreise: Zu erreichen ist das Top Secret über die Autobahn A42, Ausfahrt Oberhausen Neue-Mitte, und von dort weiter über Osterfelder Straße, von der schließlich rechts die Zielstraße Zum Aquarium abzweigt.

Alternativ bietet sich vom Hauptbahnhof Oberhausen in Fahrt mit der Buslinie 939 bis zur Haltestelle „Marina“ an.

Öffnungszeiten: Das Top Secret ist täglich 10 bis 18.30 Uhr geöffnet.

Eintritt: Erwachsene zahlen 12 Euro, ermäßigt 11 Euro. Für Kinder von vier bis 14 Jahren liegt der Eintritt bei 8 Euro.

Buchtipps: Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: 99 x Ruhrgebiet wie Sie es noch nicht kennen, Bruckmann Verlag, ISBN 978-3-7654-6538-3. Erhältlich ist der Titel für 12,99 Euro im Buchhandel oder direkt beim Bruckmann Verlag.

Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Ruhrgebiet für eine Hand voll Euro, Westflügel Verlag,  ISBN 978-3-939408-01-7. Erhältlich ist das Buch zum Preis von 13,90 Euro im Buchhandel oder direkt beim Verlag. 

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