Mit Fantasia und Fantasien im Mittelmeer

Fantasia
Nicht nur die MSC Fantasia steuert das griechische Santorin an. – Foto: Honza Klein

Ein bisschen ist es wie bei einer dieser Drop-On-Drop-Off-Stadtrundfahrten, nur dass es nicht auf Straßen durch eine Stadt geht. In diesem Fall führte der Weg durch die Adria und griechische Gewässer. Venedig – Bari – Katakolon – Santorin – Athen – Korfu- Dubrovnik – Venedig. So stand es auf meinem Plan für die Reise mit der MSC Fantasia. Eines dieser riesigen, modernen Kreuzfahrtschiffe mit Platz für bis zu 4.500 Passagiere.

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Kreuzfahrtschiffe bieten unterschiedlich attraktive Ausflugspakete an. – Foto: Honza Klein

Auf einer ähnlichen Tour schipperte ich auch bereits mit der MSC Divina. Damals allerdings im exklusiven MSC-Yacht-Club. Nun also die Tour im normalen Bereich der Fantasia. Und um es gleich zu sagen: das ist ein Unterschied wie Trabant und Mercedes, wie Holzklasse und First-Class, wie Henkel trocken und Roederer Cristal. Die Fantasia war in diesem Fall mit gut 4.000 Gästen fast ausgebucht. Doch bevor ich mich weiter in den Gängen des MSC-Schiffes verlaufe, erst einmal ein paar Eindrücke aus den Stationen.

Ausflugspakete sorgfältig prüfen

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Die Ausfahrt aus Venedig eröffnet ungewohnte Blicke auf die Lagunenstadt. – Foto: Honza Klein

Klar – die Ausfahrt an Venedig vorbei ist immer wieder ein Erlebnis. Unten liegen die Gassen, durch die einst Casanova streifte, der Markusplatz wirkt wie in einer Art Legoland auf das man hinunterschaut. Es geht hinaus auf die Adria, dem ersten Tagesziel Bari entgegen. Wie in allen Häfen werden Ausflüge angeboten. Hierbei empfiehlt es sich, vorher zu schauen, wie die örtlichen Gegebenheiten sind. Schließlich möchte der Reiseveranstalter mit den Ausflügen noch ein bisschen Umsatz machen. Jedoch sind so manche Angebote einfach unnütz (die Shoppingtour kann man auch auf eigene Faust erledigen) oder schlicht zu teuer.

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Dubrovnik – schön, aber auch ganz schön überlaufen.

Etwa der Ausflug in die Altstadt von Dubrovnik, der per Taxi billiger ist als mit einem der vielen Reiseveranstalterbusse, die an jedem Hafen dienstbar bereitstehen. Hinzu kommt, dass es durchaus anstrengend sein kann, mit einer Reiseführerin in zwei Sprachen durch eine Stadt geführt zu werden. Das ist nicht nur zeitaufwendig, sondern vor allem nervend.

Wandel vom hässlichen Entlein …

Nicht von ungefähr wird Materna immer wieder filmisch in Szene gesetzt. – Foto: Honza Klein

So jedenfalls empfand ich die Tour nach Sassi di Matera. Zumal ich dort zuvor schon zweimal war. Trotzdem ein Muss, wenn man in der Gegend um Bari ist. Etwa eine Stunde Busfahrt und man ist einer der pittoresken Städte, die man sich vorstellen kann. Schon vor etwa 7.000 Jahren haben Menschen sich Höhlen in die Kalkfelsen geschlagen. Bis Anfang der 50-iger Jahre des vergangen Jahrhunderts war die Stadt, mit damals mehr als 20.000 Einwohnern, als Schande Italiens bekannt. Das führte zu einer Zwangsaussiedlung.

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Grandiose Höhlenzimmer hält das Sextantio Civita Caves vor. – Foto: Honza Klein

Jahrelang stand Sassi leer. Seit einigen Jahren kommt das Leben nun zurück. Es gibt ein paar Handwerker, kleine Geschäfte, Hotels  – davon eines, welches zu den außergewöhnlichsten gehört, das mir je begegnet sind: Sextantio Civita Caves. Modernes italienisches Design in riesigen Höhlenzimmern. Fünf-Sterne-Luxus der anderen Art. Cineasten werden die Stadt sicherlich als Jerusalem aus Mel Gibsons Passion Christi und dem James-Bond-Abenteuer Keine Zeit zu sterben erkennen.

Enttäuschendes Olympia

Olympia vermochte zumindest den Autor nur begrenzt zu begeistern. – Foto: Honza Klein

Um noch Mal auf die erwähnt Auswahl der Ausflüge zu kommen: Dieser ist ein Muss! Und mit 50 Euro fair kalkuliert. Wiewohl man sich am Folgetag nach dem Anlegen im griechischen Katakolon die Fahrt nach Olympia getrost sparen kann. Viel mehr als ein paar Säulen, jede Menge Steinhaufen und ein Stadion, das irgendwie an den Sportverein einer deutschen Kleinstadt erinnert (nur eben ohne Werbeflächen), gibt es nicht zu sehen. Alternativ empfiehlt sich ein kurzer Spaziergang von Bord, an der Hafenstraße mit etlichem Touristennippes vorbei, in eines der kleinen Hafenrestaurants. Selten so gute frittierte Sardinen gegessen.

Antike Säulen im griechischen Olympia.

Zurück an Bord bleibt – wie jeden Tag – Zeit, das Schiff zu erkunden. Mehrere Restaurants, etliche Bars und Cafés laden dazu ein, Extrakosten zu machen. Das kreuzfahrtklassische Shuffleboard kann gespielt werden, Solarium, Pools, Friseur, Gym, ein paar Geschäfte zum Einkaufen. Eine kleine Stadt eben. Immerhin mehr als 300 Meter lang und auf insgesamt 18 Decks verteilt. Wie erwähnt war es nicht meine erste Tour mit MSC und eben diese mal nicht im Yacht-Club. Dort ist man unter sich mit eigener Bar, eigenen Poolbereich und eigenem Restaurant mit guter Küche. Nun will ich nicht sagen, dass die Küche für normale Ansprüche schlecht ist. Zu mancher Portion hätte Loriot sicherlich „sehr übersichtlich“ gesagt. Und überhaupt darf man nicht unbedingt ein Gourmet sein. Menschenscheu und ruhebedürftig schon gar nicht.

Ankern im Krater

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Postkartenidylle im griechischen Santorin. – Foto: Honza Klein

Immerhin findet sich an einer der vielen Bars oder in einer Lounge dann trotzdem noch ein stilles Plätzchen für einen entspannten Drink. Und zudem sind da noch die Landgänge, um dem Gewühle zu entfliehen oder eben sich dann ins Gewühle an Land zu stürzen. Etwa in den Gassen von Santorin, wo das Schiff mitten im Krater ankert und man mit Barkassen an Land gebracht wird. Und es ist nicht das einzige Schiff. So tummeln sich dann Gäste von bis zu vier Schiffen auf. Der winzigen Insel.

Malerische Landschaften lassen sich an Bord der MSC Fantasia entdecken. – Foto: Honza Klein

Hektisch ist es dann auch wieder in Athen. Unverständlich ist mir jedoch, wie die griechischen Touristiker an der Akropolis nur eine einzige Kasse öffnen können, das Ergebnis: Eine Schlange, deren Ende nicht zu sehen war. Nicht eben sehr touristenfreundlich.

Sisi lässt grüßen

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Faszinierend, aber überlaufen: Die Akropolis in Athen. – Foto: Honza Klein

Fast ein bisschen schade ist, dass die Fantasia immer nachts auf See ist. Geht doch die Fahrt von Athen nach Korfu durch geschichtsträchtige Gewässer. Die Ionische See, wo einst Odysseus den Weg ins heimische Ithaka suchte. Vorbei auch an Skorpios, der legendären Onassis-Insel, die heutzutage einem Russen gehört. Und schließlich am nächsten Morgen Korfu. Kaiserin Sisi liebte die Insel. Ihre einstige Villa ist einer der Anziehungspunkte.

Nicht von ungefähr gehört Korfu zu den beliebtesten Flecken in Griechenland.

Kurz mal reingeschaut und dann ab in einer hervorragenden Taverne in der Altstadt zum Genuss eines typischen Vorspeisenteller. Das ersparte mir das alltägliche Büffet auf dem Schiff. Aber bitte nicht falsch verstehen. Schlecht ist das Essen auf dem Schiff nicht. Nur eben wie im Cluburlaub für 4.000 Menschen, das ist für die Crew sicherlich eine ziemliche Herausforderung.

Venedig ist Start- und Endpunkt für die Cruise mit der MSC Fantasia.

Vorbei an der albanischen Küste folgte noch Dubrovnik mit seinen ebenfalls durch die Kreuzfahrer gut gefüllten Gassen. Schon grüßte wieder die Lagunenstadt Venedig. Eines ist klar – eine gute Methode für eine Mittelmehr-Sightseeing-Tour. Aber wenn, dann bitte Yacht-Club …

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Durchschnittstyp Sven möchte dem Alltagstrott entfliehen und tritt eine einwöchige Kreuzfahrt durch die Karibik an. Zunächst ist er ein distanzierter Betrachter der fremden Kulturen und der skurrilen Eigenarten der westlichen Touristen. Doch bald wird er vor eine Entscheidung gestellt, die sein bisheriges Leben auf den Kopf stellt.

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Honza Klein

Der Berliner hat für diverse Radiosender gearbeitet, war viele Jahre Redakteur bei der Berliner Morgenpost, hat an Büchern über Berlin mitgearbeitet und ist u.a. Autor für die Super Illu und Gastgeber einer Talksendung bei TV Berlin.