Veneto – weit mehr als nur Venedig

Veneto
Die italienische Region Veneto (Venetien) wird von gleich fünf malerischen Flüssen durchzogen. – Foto: Honza Klein

So langsam startet sie wieder – die Urlaubsaison. Spätestens, wenn es im Kalender auf Ostern zugeht, wenn es wie bei Goethe heißt, „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, durch des Frühlings holden betörenden Blick“, zieht es Tausende hinaus in die Ferne. Eines der Lieblingsziele der Deutschen ist dabei, wie schon zu Zeiten des Geheimrates, Italien. Rom, Florenz, Gardasee und natürlich Venetien (Veneto) mit der Lagunenstadt Venedig. Tummelten sich dort 2019, also vor Corona, 40 Millionen Touristen, waren es 2023 schon wieder 43 Millionen. Und das bei nur knapp 50.000 Einwohnern im historischen Zentrum. Deshalb wird ab 2025 eine Eintrittsgebühr verlangt.

In Venedig wird schon bald eine Abgabe von den Besuchern erhoben. – Foto: Honza Klein

Jedoch gibt es 2024 bereits eine Testphase: Von Donnerstag, 25. April, bis Sonntag, 5. Mai, jeweils von 8.30 Uhr bis 16 Uhr sowie an allen Wochenenden von Sonnabend, 11. Mai, bis Sonntag, 14. Juli, ebenfalls von 8.30 Uhr bis 16 Uhr, mit Ausnahme des Wochenendes 1./2. Juni, auf das der italienische Feiertag „Tag der Republik“ fällt. Die Eintrittsgebühr betrifft nur Tagesbesucher. Das Ticket kostet pro Person fünf Euro, Kinder unter 14 Jahren sind von der Gebühr befreit.

Zugang online organisieren

Auch der Blick auf schneebedeckte Berge gehört zu Veneto. – Foto: Honza Klein

Die Registrierung und Bezahlung erfolgt online über die Internetseite Contributo di Accesso. Diese steht bislang nur in italienischer und englischer Sprache zur Verfügung. Der nach der Bezahlung erzeugte QR-Code ist bei einer Kontrolle vorzuweisen. Wer ohne Ticket unterwegs ist, riskiert ein Bußgeld zwischen 50 und 300 Euro. Von der Gebühr befreit sind Reisende, die mindestens eine gebuchte Übernachtung in der Lagunenstadt nachweisen können. In Frage kommen Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen.

Historische Wassermühlen zeugen von einer alten Tradition. – Foto: Honza Klein

Wichtig: Auch Übernachtungsgäste müssen sich auf der oben genannten Internetseite registrieren und dabei unter anderem auch Name und Adresse der Unterkunft angeben. Den QR-Code erhalten sie dann gebührenfrei.

Venedig außerhalb der Saison

In Ca‘ Corniani gab es dereinst verschiedene Pächterfamilien. – Foto: Honza Klein

Wohl dem also, der die Chance hat, außerhalb der Saison in die Lagunenstadt zu kommen. „Es ist eine sonderbare, knifflige Stadt, und von irgendeinem Punkt zum anderen gegebenen Punkt zu gelangen, ist amüsanter als Kreuzworträtsel lösen“, schrieb Ernest Hemingway. Doch auch er besuchte das gegenüberliegende Festland. Denn schon der Weg nach La Serenissima ist gespickt mit durchaus sehenswerten Zielen. Auf dem Festland streben fünf Flüsse der Adria zu: Livenza, Piave, Sile, Lemene und Tagliamento. Eine Region, die es durchaus verdient, vor oder nach dem Besuch von Venedig ein wenig mehr Beachtung zu finden. Gebührenfrei versteht sich. „Slow Food and Veneto Rivers Holiday”, so das neue touristische Motto der Region.

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Die charmante Trattoria bietet typisch regionale Speisen.

Etwa im kleinen Ort Torre di Mosto, in dem sich 1917 ein Lazarett befand, in dem Hemingway wohnte, vermutlich eine Affäre mit einer Krankenschwester hatte und das dann auch in seinem Buch „A Farewell to Arms“ („In einem anderen Land“) einfließen ließ. Genau gegenüber der einstigen Bleibe des weitgereisten und abenteuerlustigen Schriftstellers findet man heute die Trattoria Isetta. Authentischer geht regionale Küche kaum. Kein Chichi und vor allem keine Touristenpreise wie im Zentrum Venedigs. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn mehr Einheimische in einem Restaurant sind als Touristen.

Wo Napoleon ruhte…

Alles im Fluss in Veneto. – Foto: Honza Klein

Nicht weit entfernt, in der Mühle von Belfiore, hat ein anderer Reisender einst sein Haupt gebettet. Allerdings sind von ihm keine Romane oder ähnliches erhalten geblieben. Er war eher auf Eroberung aus. Nun ja, das war Hemingway auch, aber eben friedlich. Napoleon indes nahm in der Mühle Quartier, als er sich Ende des 18. Jahrhunderts anschickte, Europa erobern zu wollen. Heute wird in dem Bau die bäuerliche und wirtschaftliche Geschichte der Region dargestellt.

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Der 80 Meter hohe Glockenturm ist das Wahrzeichen von Caorle. – Foto: Honza Klein

Bei Streifzügen durch die Gegend kann man sich immer an den Flüssen orientieren. Einige Landesteile liegen gar unterhalb des Meeresspiegels. So etwa die große Anlage Ca´Corniani. Eine große Hofanlage, die einst ein lebendiges Leben beherbergte. Post, bäuerliche Betriebe, Arzt, Kolonialladen, Büros und auch Wohnungen. Ein paar Wohnungen gibt es immer noch. In einer benachbarten Halle nun einen Verleih für Freizeitaktivitäten. Kanus, um auf dem Fluss unterwegs zu sein und Fahrräder. Damit gelangt man auf einem schönen Radweg, durch eine ziemlich flache Landschaft, zum Küstenstädtchen Caorle mit seinem Wahrzeichen dem 40 Meter hohen Glockenturm aus dem 11. Jahrhundert. Wobei die Frage aufkommt, ob irgendein heute entstandenes Bauwerk auch in 1.000 Jahren noch da sein wird? Aber das nur am Rande.

Weingenuss mit Tradition

Essgenüsse werden in der Region Ventien großgeschrieben. – Foto: Honza Klein

80 Stufen sind es bis nach oben und man kann den Blick über die Lagune schweifen lassen. 80 Stufen sind sportlich und genau das ist auch einer der Schwerpunkte des Tourismus. Die Gegend wirklich erkunden. Zu Fuß, mit dem Rad oder auch mit dem Boot. Gerade entstehen entlang des Piave einige Stationen, an denen man Boote mieten kann. Kleine Elektroboote, mit den man gemütlich durch die Landschaft gleitet und nach Belieben an Restaurants oder Aussichtspunkten Halt machen kann.

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Das Familienunternehmen Borgo Stajnbech produziert vorzügliche Weine. – Foto: Honza Klein

Was fehlt bei all dem nun noch, um eine gute Zeit zu verleben. Klar – ein guter Wein. In Belfiore di Pramaggiore (der Ort mit der Mühle) ist das Familienunternehmen Borgo Stajnbech ansässig. Zwischen dem Veneto und Friaul gelegen kultiviert die Familie dort seit Generationen u. a. Chardonnay, Lison, Sauvignon, Pino und Merlot Trauben und verarbeitet diese zu Weinen, die bis in die USA geliefert werden. Eine Weinprobe lohnt sich. Dazu ein gutes Stück Montasio-Käse aus der Region, Salami und ein wenig Prosciutto oder auch ein Fisch aus einem der fünf Flüsse oder dem Meer. Eine Region zum Innehalten, nicht weit entfernt vom Trubel der Lagunenmetropole. Weitere Informationen unter www.veneto.eu.


Die Recherche fand auf Einladung/mit Unterstützung des Fremdenverkehrsamtes des Veneto statt.