Wo der Douro endet, mundet der Portwein

Douro
Porto – die Stadt an der Mündung des Rio Douro, wo alte Portweinschiffe dümpeln. – Foto: Katharina Büttel

Die Mittagssonne tanzt auf den Wellen des Douro, die sich bewegten Graffitis gleich, auf den weißen Fassaden der Portwein-Kellereien von Portos Schwesterstadt Vila Nova de Gaia abzeichnen und spiegeln. Unter einem in den Lagerhallen ruht und reift in riesigen Fässern der Portwein – jahrzehntelang. Verkosten kann man die edlen Tropfen in den Gewölben der zahlreichen Produzenten an der Uferpromenade. Über einem wölbt sich der Bogen der stählernen Doppelbrücke Ponte Dom Luis I. über den Fluss. Das Wahrzeichen Portos haben 1886 geniale Konstrukteure des Eiffel-Turms erbaut.

Douro
Portweinprobe im Burmester-Keller unterhalb Portos Wahrzeichen, der Eisenbrücke Dom Luis I. – Foto: Katharina Büttel

Einen Steinwurf weiter liegt die „Douro Queen“. An Bord begrüßt Kreuzfahrtleiter Wolfgang Koch seine Gäste mit einem Drink und einem herzlichen „Bem venido. Willkommen“. Der Mond hüllt die Prachtpalais und die mit Dekor überladenen Kirchen in sein Licht; unter Deck wird das erste Dinner serviert. Eine Woche werden wir mit dem komfortablen „schwimmenden Hotel“ über den Douro schippern, die Rebgärten des Ports bestaunen, abgeschiedene Winzerdörfchen entdecken, genüsslich essen und trinken und bis nach Salamanca vordringen.

Altstadtflair mit Welterbestatus

Besucher verkosten Ruby- und Tawny-Port in den Kellern von Vila Nova de Gaia. – Foto: Katharina Büttel

Am Kai dümpeln die barcos rabelos, auf denen früher der Wein über den Douro nach Gaia gebracht wurde. Auf der anderen Flussseite leuchten die bunten, verschachtelten Bürgerhäuser des Hafenviertels Ribeira, der Altstadt Portos – seit 2011 Unesco-Weltkulturerbe. Wo früher Armut herrschte, pulsiert heute das Leben, das mit Vinho verde, rotem und weißem Port in Kneipen, Lokalen und Cafés allabendlich laut gefeiert wird. Bei Tage nimmt man es gelassener: „Saudade“ ist den Portugiesen der Inbegriff von Sehnsucht, Melancholie und Einsamkeit. Es scheint, als wolle die liebenswerte Barockstadt der ewigen Rivalin Lissabon den Rang als touristisches Highlight ablaufen.

Auf den Terrassen des Douro-Tals wachsen die Trauben für den Portwein. – Foto: Katharina Büttel

Am Morgen der Blick aus dem Panoramafenster der Kabine: flussauf reihen sich Ketten sanftgeschwungener Hügel. Es wird klar, dieses Land muss man vom Wasser aus erleben. Ein Breitwand-Filmepos! Sandbänke leuchten, die ersten Weingüter, terrassierte Weinberge, Olivenhaine und Pinienwälder kommen in den Fokus. Dann verengt sich die Landschaft. Mächtige Felswände aus Schiefer rahmen den Flusslauf.

Natürliches Breitwand-Filmepos

Douro
An manchen Stellen ragen die Ufer des Douro fast senkrecht in die Höhe. – Foto: Katharina Büttel

Vorsichtig manövriert Kapitän Armando Freitas die 1.000-Tonnen-Lady durch die schmale Fahrrinne, stoppt dann die Dieselmotoren. Vor uns liegt die Carrapatelo-Schleuse, mit 35 Meter Hub die höchste Europas. „Einst war der Douro einer der wildesten Flüsse mit gewaltigen Stromschnellen. Bis Spanien zähmen ihn nun fünf Schleusen, doch Temperament hat er immer noch. Nach wie vor kribbelig ist bei Niedrigwasser das Durchfahren der engen Schlucht“, erzählt Freitas. Was für ein Fluss: entspringt in Spanien in über 2.000 Metern, ist 897 Kilometer lang, die letzten 213 davon durch Portugal.

Christus schaut vom Berg Marofa weit ins Land der Feigenbäume – Figueira de Castelo Rodrigo. – Foto: Katharina Büttel

Mit dem Weinanbau im Douro-Tal ist auch die weltweit älteste Klassifizierung verbunden. In dem Regelwerk von 1756 wurde festgelegt, aus welcher Region die Trauben stammen müssen. Nach Lese und Pressung wird der Most zur Gärung angesetzt, dann mit Weinbrand gestoppt – das sorgt für hohen Alkohol- und Zuckergehalt und lange Lagerfähigkeit. Dabei bleiben Aromen, Geschmack und die herrliche Bernsteinfarbe erhalten. Entdeckt hatten das Briten, die so rein zufällig den Siegeszug des Vinho Porto in Gang setzten.

Die königliche Stadt

Pinhaos kleiner Bahnhof ist mit seinen 24 großformatigen Azulejos ein Juwel. – Foto: Katharina Büttel

Pinhao. Der 1.000-Seelen-Ort liegt im Herzen der Weinregion, in seiner Umgebung finden sich die besten und bekanntesten Weingüter, wie Burmester und Sandeman. Die Trauben für die kostbaren Jahrgangsweine werden wie in alten Zeiten mit den bloßen Füßen in Steintrögen gemaischt. Für Azulejos-Freunde: im Bahnhof erzählen kobaltblaue, grüne und gelbe Kacheln auf 24 Wänden von der Geschichte des Weinanbaus. Nach einer Stippvisite in seinem Weinmuseum bittet uns Luis Barros zum Lunch in seine Quinta Avessada. Traditionell gibt es Bacalao, getrockneten Kabeljau, eine Suppe nach einem 160 Jahre alten Rezept, zum Dessert besoffene Birnen, dazu weißen 19-prozentigen Moscatel. Nach dem Kaffee drängt unser Guide zur Eile: „Der Palàcio Mateus in Vila Real wartet“.

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9. In Vila Real, der königlichen Stadt in der Provinz Tras-os-Montes, besticht der gräfliche Mateuspalast. – Foto: Katharina Büttel

Vila Real, die „königliche Stadt“, ist Stammsitz vieler Adelsfamilien, deren Wappen die Stadtpaläste schmücken. Wer kennt nicht den Namen Mateus Rosé? Portugals bekanntester Rebensaft mit über 50 Millionen verkaufter Flaschen, eher von schlichter Qualität, wird längst nicht mehr hier gekeltert. Das Schloss aus dem 18. Jahrhundert ist in Privatbesitz, kann aber in Teilen mit seinen Gärten besichtigt werden.

Auf nach Kastilien-León

Die Plaza Mayor in Salamanca gilt als schönster Platz Spaniens. – Foto: Katharina Büttel

Barca d’Alva ist erreicht. Nach einem ausgiebigen Mittagsbuffet und einem kühlen Portonic – weißer Portwein mit Gintonic, Limone, Minze – geht es wieder auf Land-und-Leute-Exkursion. Unser Bus schraubt sich auf 800 Meter hoch nach Castelo Rodrigo, wo über Jahrhunderte Juden, Araber und Christen friedlich zusammenlebten. Die Straßen des Ortes sind mittelalterlich uneben, Fensterornamente im Manuelino-Stil, auf der Spitze thront eine Burgruine, überall Korkeichen und wegen der unzähligen Mandelbäume bekannt als die weiße Stadt.

Prachtvoll ausgestattet ist die Alte Kathedrale von Salamanca. – Foto: Katharina Büttel

Endstation flussaufwärts im spanischen Kastilien-León ist das reiche Salamanca, alte Universitätsstadt, vielfach von Königen, Prinzessinnen, Bischöfen und Künstlern besucht – heute auch Weltkulturerbe. Die Plaza Mayor gilt als der großartigste Platz Spaniens, die Gebäude der Stadt aus Sandstein leuchten wie Gold in der Sonne, die Alte und Neue Kathedrale mit prächtigen Portalen und Gewölben ergeben ein „lebendes Museum“ mit lebhafter Atmosphäre.

Kehrtwende für die „Douro Queen“

Bom Jesús do Monte in Braga – prachtvolle Inszenierung eines Pilgerwegs. – Foto: Katharina Büttel

Hier heißt es für die „Douro Queen“ umzukehren. Langweilig ist das nicht. Je nach Tageslicht sieht die Landschaft immer anders aus: in allen Schattierungen leuchtet das Grün der geometrisch parzellierten Weinstöcke Rechtecke, Trapeze, selten ein Quadrat. Extreme Steillagen mit Terrassen und ihren Stützmauern aus Schiefersteinen auf beiden Seiten des Flusses, was für ein Anblick! Und im Hinterland lockt das mittelalterliche Bischofstädtchen Lamego. Die blaugekachelte Himmelstreppe von 614 Stufen ist zu erklimmen – hinauf zum Pilgerkirchlein Nossa Senhora dos Remédios. Belohnt wird man mit einem tollen Blick über die romantische Barockstadt und – wer möchte – mit einem Gläschen Raposeira-Sekt.

Nach einem Landausflug reizt an Bord Süßes und ein Glas Port. – Foto: Katharina Büttel

Mittags um 14 Uhr meldet sich Kapitän Freitas mit der Schiffssirene in Cais Vila Nova de Gaia zurück. Das letzte Highlight der Reise ist die stolze Bischofsstadt Braga. Der Bus dreht eine Runde durch die Stadt, bequemt sich dann durch Täler und Hügel auf 564 Meter hinauf bis zur barocken Wallfahrtskirche Bom Jesús do Monte, nach Fátima das beliebteste Pilgerzentrum Portugals. Wer fit genug ist, erreicht die Kirche über die imposante, breite Treppenanlage des 18. Jahrhunderts. Auf der „Douro Queen“ ruft die Schiffsglocke zum Dinner. Die Küche fährt frische Meeresfrüchte und Lammbraten auf, serviert zum Nachtisch Käse und himmlisch süßen Cinhos-do-Céu; dazu einen lohfarbenen Tawny-Port, Jahrgang 1985. Dessen Nuss- und Mandelaromen liegen noch lange in der Nase.

Wissenswertes zur Flussfahrt im Douro-Tal

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Ruhig liegt das Flussschiff am Ufer des Douro und wartet auf die Landgänger. – Foto: Katharina Büttel

Allgemeine Informationen: www.visitportugal.com

Flusstour: nicko cruises bietet ein Reisepaket „Spektakuläre Weinberge“ an: Acht Tage mit der „Douro-Queen“ von Porto durch das Douro-Tal und zurück nach Porto ab 1.099 Euro pro Person mit Vollpension; inklusive Flug b 1.559 Euro. Termine sind beispielsweise vom 31. Oktober bis 7. November 2024. Weitere Informationen unter Telefon: 0711-248980-44 oder unter www.nicko-cruises.de.


Die Recherche fand auf Einladung/mit Unterstützung von nicko cruises statt.