Lord Howe Island – Trauminsel für maximal 400

Lord Howe Island
Lord Howe Island ist ein traumhaft schönes Inselparadies in der Südsee. – Foto Tourism Australia

Ein intaktes Ökosystem und nur wenige Hotelbetten: Lord Howe Island, 600 Kilometer östlich von Sydney, ist ein Traumziel für Naturliebhaber. Auf geführten Wanderungen entlang des Inselhauptkamms und beim Schnorcheln im südlichsten Korallenriff der Welt genießen Urlauber die Abgeschiedenheit des exklusiven Inselparadieses.

Eigentlich wollte der britische Leutnant Henry Lidgbird Ball nur 15 Sträflinge auf die Norfolkinsel bringen, um dort eine neue Kolonie zu gründen. Doch als er im Winter 1788 von Sydney aus mit den Gefangenen an Bord in See stach, sollte er der Entdecker eines neuen Eilands werden: Auf halber Strecke, rund 600 Kilometer östlich von Sydney, entdeckte Lidgbird Ball die Vulkaninsel und gab ihr den Namen Lord Howe Island – nach dem damaligen Navy-Admiral Richard Howe.

Mehr Natur, weniger Menschen

Für die landschaftliche Schönheit der Südseeinsel mit ihren schroffen Klippen, dichtem Urwald und Postkarten-Stränden hatten Lidgbird und seine Zeitgenossen allerdings wenig übrig. Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert diente die Insel in erster Linie als Zwischenstopp zum Nachladen von Proviant und Frischwasser. Ganz anders heute: Rund 75 Prozent der 56 Quadratkilometer kleinen Insel stehen unter Naturschutz. Australiens Regierung weiß um Wert der einzigartigen Insel mit ihren intakten Naturlandschaften – ebenso wie Reisende, die gerne hierher kommen, um abzuschalten, zu wandern oder zu schnorcheln. Um das empfindliche Ökosystem nicht zu stören, sind allerdings nur 400 Touristen am Tag zugelassen.

Fischreich sind die Gewässer am malerischen Neds Beach. – Foto Capella Lodge

Umfangreiche Maßnahmen zum Schutze der Natur sind der Grund, warum bis heute ein Großteil der ursprünglichen Vegetation der Insel erhalten werden konnten. Eine davon zielt auf den Menschen ab – die Insel hat nur rund 350 Einwohner, Baugenehmigungen werden überaus selten erteilt. Und nur 400 Hotelbetten gibt es, Camping ist streng verboten. Wer das einzigartige Naturjuwel Lord Howe also selbst erleben möchte, sollte sich frühzeitig in eine der rund 20 Lodges einbuchen.

Hoch hinaus auf den höchsten Gipfel

Und dann auf Entdeckungstour gehen: Eine geführte Wanderung über die Felskämme garantiert reizvolle Tiefblicke – auf der einen Seite steil abfallend über Felsklippen zum Meer, auf der anderen über sanfte grüne Hügel zur Lagune. Auch eine Besteigung des höchsten Bergs der Insel, Mount Gower (875 Meter), zählt zu den Must-Do‘s. Entspannt werden kann anschließend an den weißen Sandstränden und im türkisfarbenen Wasser der seichten Lagune auf der Westseite der Insel. Wer Taucherbrille und Schnorchel mitbringt, kann etwas weiter draußen die bunte Artenvielfalt im südlichsten Korallenriff der Welt bewundern. Ebenfalls unter Naturschutz stehend, ist dieser „Marine Park“ weitestgehend unberührt von schädlichen Umwelteinflüssen.

Auf Lord Howe Island finden sich prachtvolle Wanderrouten. – Foto Luxury Lodges of Australia

Zweimal laut klatschen, schon kommt eine aus dem Gebüsch spaziert: Die Waldralle. Dieser eher unscheinbare, flugunfähige endemische Vogel ist sehr neugierig und kommt deshalb gern auf Menschen zu. Zu Lidgbird Balls Zeiten wurde ihm das schnell zum Verhängnis – die Seeleute betrachteten die Waldralle als hervorragende Nahrungsquelle und dezimierten ihren Bestand rasch. Eingeschleppte Ratten und ausgewilderte Ziegen taten ihr Übriges. 1981 gab es nur mehr 20 Exemplare, die man zur Nachzucht einfing. Mit Erfolg: Heute sind Waldrallen wieder auf der ganzen Insel verbreitet.

Neugierige Laufvögel und ausgestorben geglaubte Heuschrecken

Um ihren Fortbestand – ebenso wie den zahlreicher weiterer einheimischer Tier- und Pflanzenarten – auch in Zukunft zu wahren, ist Lord Howe Island seit 1982 Weltnaturerbe der UNESCO. Die Insel beheimatet 241 einheimische Pflanzenarten, 207 Arten von Vögeln und 1.600 Insektenarten, darunter eine ganz besondere: Den Baumhummer, eine flügellose Heuschrecke, die wie ein Stock aussieht. Seit den 1930-er Jahren galt sie als ausgestorben, bis Forscher 2001 einige Exemplare auf einer vorgelagerten Felseninsel entdeckten. Weitere Informationen unter  www.lordhoweisland.info beziehungsweise unter https://lordhoweisland-australia.com.