Livigno will noch grüner werden

Livigno
Wintertgenuss und Nachhaltigkeit gehen in Livigno Hand in Hand. – Foto Michele Galli

Das italienische Livigno spielt in Sachen Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle, will sich aber nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern in punkto weitere Akzente setzen. Livigno liegt – gut versteckt zwischen Engadin und Ortleralpen – auf 1.816 Meter Seehöhe. Allein die Höhenlage und die klimatischen Besonderheiten des Hochtals garantieren von Mitte Oktober bis Mai Naturschnee in rauen Mengen. Um dennoch möglichst wenig wasser- und energieverbrauchenden Kunstschnee herstellen zu müssen, nutzen die beiden Skigebiete Mottolino und Carosello das „Snowfarming“, also die „Übersommerung“ des wertvollen Naturschnees. So können Langläufer bereits im Oktober die Höhentrainingsloipen auf 1.800 Metern nutzen. Als Reaktion auf die globale Erwärmung hat Livigno aber auch begonnen, in Alternativen zum Skifahren und in spannende Frühlings- und Sommeraktivitäten zu investieren.

Plastikfrei seit Sommer 2019

Um möglichst wenig wasser- und energieverbrauchenden Kunstschnee herstellen zu müssen, nutzen die beiden Skigebiete Mottolino und Carosello das „Snowfarming“, also die „Übersommerung“ des Naturschnees. – Foto APT

Die Natur ist Livignos kostbarstes Erbe. Um dieses Erbe zu bewahren, hat der Ort in den Ostalpen beschlossen, dem europäischen Gesetz vorzugreifen, das die Verwendung von Einwegartikeln aus Plastik ab 2021 verbietet. Livigno verbannt Plastik schon seit 2019 konsequent aus dem Hochtal. Öffentliche Gebäude wie Gemeindehaus, Tourismusbüros, Aquagranda usw. sind seit dem 1. Juni 2019 plastikfrei. Dieses lokale Gesetz wurde am 1. Januar 2020 ebenso allen Restaurants, Hotels und Geschäften auferlegt. Das bedeutet, dass keine Gegenstände aus Einwegplastik wie Plastikbecher, Strohhalme, Plastikflaschen usw. verwendet werden dürfen.

E-Mobilität vorangetrieben

Die Verkehrswende ist elektrifiziert: Der Wintersportort fördert mit zwölf kostenfreien Stromtankstellen die Nutzung von Elektroautos. Zudem gibt es rund um Livigno und auf einigen Berghütten insgesamt 10 Akkuladestationen für Elektrofahrräder. Das Dorfzentrum von Livigno selbst mit seinen vielen Duty-Free-Läden ist eine Fußgängerzone. Im Januar 2019 wurden sechs automatische Kontrollpunkte mit Videoüberwachung installiert, um den Verkehr aus dem Dorfzentrum herauszuhalten und eine verkehrsberuhigte Zone zu schaffen. Nur Bewohner des Dorfzentrums  bekommen die Erlaubnis, diese Zonen zu befahren.

Alle Neubauten in Livigno müssen seit 2018 auf erneuerbare Energien setzen. – Foto Fabio Borga

Schon vor 30 Jahren hat die Gemeinde ein System von kostenlosen Bussen geschaffen, das Einwohnern und Gästen eine grüne Alternative zum eigenen Auto bietet. Fünf Buslinien im Winter und drei Buslinien im Sommer ermöglichen es heute jedem, sich ohne Fahrkarte chauffieren zu lassen. Seit 2019 verbindet die Buslinie „Ski Link“ binnen zehn Minuten die Skigebiete Mottolino und Carosello miteinander. Zudem gibt es drei Buslinien in die Schweiz.

Neubauten und Recyvling

Alle Neubauten in der italienischen Gemeinde müssen seit 2018 auf erneuerbare Energien (Solar, Erdwärme, Biomasseenergie, Holzhackschnitzel, Pellets usw.) setzen. Alle neuen Häuser müssen über Grünflächen und hydrogeologische Entwässerungssysteme verfügen, um Überschwemmungen nach Regen oder Schneeschmelze zu vermeiden. Neubauten müssen der Energieklasse A oder A+ entsprechen.

Das Dorfzentrum ist überschaubar groß und verfügt auch über einige Duty-Free-Läden. – Foto Roby Trab

Abfälle reduzieren ist gut, den Rest richtig recyceln ist besser! 2019 wurden mehr als 30 „Molok-Gebiete“ mit unterirdischen Behältern geschaffen, die im Vergleich zu Abfallbehältern von Hotels und Geschäften mehr Fassungsvermögen haben. Bis 2021 wird es 60 solcher Molok-Gebiete geben. In allen Hotels hängen Plakate, die den Gästen alle Infos für richtiges Recycling vermitteln.

Nachhaltige Olympische Spiele

Die Olympischen Winterspiele kommen 2026 nach Mailand und Cortina – und nach Livigno! Hier im „Klein-Tibet der Alpen“ finden die Snowboard- und Freestyle-Rennen statt. Es sollen nachhaltige Olympische Spiele sein, das bedeutet: Die Olympischen Spiele passen sich Livigno an, nicht umgekehrt. Funpark, Sprünge, Pipes, Zuschauertribünen usw. werden wieder abgebaut, das Olympische Dorf wird in bereits bestehende Gebäude integriert, um den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Weitere Informationen unter www.livigno.eu.