Katar – eine Klinik für das fliegende Statussymbol

Katar - Copyright Karsten-Thilo Raab
Auch besucher von katar teilen schnell die Begeisterung für die Falken. – Foto Karsten-Thilo Raab

Eigentlich ist es eher ungewöhnlich, dass Krankenhäuser zu Besuchermagneten werden. Gewöhnlich meidet ein jeder eine solche Gesundheitseinrichtung, wenn immer möglich. Es sei denn, eine Behandlung beziehungsweise Operation ist unumgänglich oder einem Freund beziehungsweise Verwandten, der dort medizinisch betreut wird, soll ein Besuch abgestattet werden. Anders ist die Situation in Doha. Teil des Souq Waqif, des ältesten und wohl schönsten Basars in Katars Hauptstadt, ist der Falcon Souq. Inmitten des populären Falken-Basars findet sich mit dem Souq Waqif Falcon Hospital ein Krankenhaus der besonderen Art, das Menschen aus aller Welt in seinen Bann zieht. Denn im SWFH werden ausschließlich Falken behandelt.

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Bis zu 50.000 Euro werden in Katar für einen Falken gezahlt. Foto Karsten-Thilo Raab

Die pfeilschnellen Jagdvögel erfreuen sich in dem kleinen Emirat großer Beliebtheit – kaum eine Familie, die nicht wenigstens einen dieser Jäger der Lüfte ihr Eigen nennt. Und die Kataris lassen sich die Falken und deren Wohlergehen einiges kosten. Liebhaber sind die Falken gerne mal einen fünfstelligen Betrag wert. Selbst die 50.000-Euro-Marke für die fliegenden Juwele wird immer mal wieder überschritten. Kein Wunder, das bei einer solchen Investition, auch die Gesundheit der Greifvögel große Priorität besitzt. 100 bis 150 Falken werden täglich in der speziellen Klinik in Doha untersucht und behandelt.

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Im Falken-Souq in Doha können Vögel samt Zubehör erstanden werden. – Foto Karsten-Thilo Raab

Um den gefiederten Patienten die bestmögliche medizinische Versorgung zu ermöglichen, ist das hoch moderne Souq Waqif Falcon Hospital ausgestattet wie ein „normales“ Krankenhaus: Untersuchungszimmer, Röntgenraum und verschiedene Operationssäle gehören ebenso zum Angebot wie eine kleine Apotheke. Ein Selbstbedienungsautomat hält zudem einige verschreibungsfreie Medikamente und Hilfsmittel bereit. Insgesamt 45 Ärzte und Mitarbeiter kümmern sich im SWFH rund um die Uhr um die flatterhaften Patienten.

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Katari mit Falken im Falken-Hospital in Doha. – Foto Karsten-Thilo Raab

„Bakterienbefall und gebrochene Flügel gehören zu den am häufigsten behandelten Symptomen“, verrät Alhakam Ali Taymoor. Für verletzte Vögel, so der Falken-Hospital-Mitarbeiter weiter, werden sogar Ersatzfedern in allen Formen und Größen für eine möglicherweise notwendige Implantation bereitgehalten. Derweil hocken die gefiederten Patienten geduldig auf eine Stange im Wartebereich, bis ein Arzt sie untersucht. Um sie zu beruhigen, tragen die Vögel spezielle kleine Hauben über dem Kopf, mit deren Hilfe die Augen verdeckt sind.

Modernes Behandlungszimmer im Falken-Hospital in Doha. Foto Karsten-Thilo Raab

„Vor der Untersuchung und einer eventuellen OP werden die Tiere von uns betäubt, um sie vor weiteren Verletzungen zu schützen“, ergänzt Alhakam Ali Taymoor, dass die Falken, wenn die Ärzte Hand an legen wollen, leicht in Panik geraten und durch unkontrolliertes Umherflattern sich selber verletzen könnten.

Mitarbeiter Alhakam Ali Taymoor erklärt die Arbeit der Spezialklinik. – Foto Karsten-Thilo Raab

Auch eine Art spezieller Maniküre und Pediküre gehört zum Angebot des SWFH, zumal sich die kostbaren Vögel mit zu langen Krallen oder einem zu spitzen Schnabel leicht selber verletzen könnten. Mitunter müssen auch die Federn der Falken gestutzt werden, um die Flugeigenschaften zu optimieren. Denn die Kataris gehen mit den gefiederten Lieblingen nicht nur einfach auf die Jagd, sondern messen sich bei verschiedenen Geschwindigkeits-Wettbewerben mit ihren Landsleuten. Im Sturzflug können die besten Falken sogar Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 380 Stundenkilometern erreichen.

Röntgenbild eines Falken in der Falken-Klinik von Doha. – Foto Karsten-Thilo Raab

„Bis dahin ist es ein weiter Weg. Denn Jungvögel können in der Regel „nur“ fliegen und müssen für die Jagd mühevoll trainiert werden“, weiß Alhakam Ali Taymoor zu berichten. Wohl wissend, dass die Kataris alles, was es für ihr Hobby braucht, in den umliegenden 40 Geschäften des Falken-Basars kaufen können. Die Angebotspalette umfasst neben Lederhandschuh und Häubchen insbesondere Zubehör für die Ausbildung bis hin zum Transport. Schließlich sind die Kataris mit ihren wertvollen Vögeln gerne und häufig unterwegs. Dabei dient nicht nur die heimische Wüstenlandschaft als Trainings- und Jagdrevier. Gerne lassen die betuchteren Söhne des kleinen Emirats am Arabischen Golf die Falken in anderen Ländern und Gefilden fliegen.

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Ersatz-Federnin allen Größen und Formen sind in der Klinik vorrätig. – Foto Karsten-Thilo Raab

„Wenn die Besitzer mit ihren Vögeln im Ausland auf Jagd gehen wollen, benötige die Falken einen eigenen Pass“, berichtet Alhakam Ali Taymoor. Zudem wird den Vögel zuvor im Souq Waqif Falcon Hospital ein spezieller Mikrochip eingepflanzt, damit sie von den Besitzern jederzeit wieder aufgespürt werden können. Der obligatorische Ring um ein Bein, der ebenfalls im SWFH angelegt wird, ist zudem mit der registrierten Telefonnummer des Eigentümers versehen. Auf diese Art wird sichergestellt, dass die kostbaren Tiere, die bei entsprechenden Pflege bis zu 25 Jahre alt werden können, auch in unbekannten Gebieten nicht verloren gehen.

Die Falken-Klinik ist top-modern ausgestattet. – Foto Karsten-Thilo Raab

Der großen Passion für die Falknerei der Kataris wird übrigens auch durch Qatar Airwysa Rechnung getragen. Die Fluggesellschaft erlaubt die Mitnahme der Falken an Bord. Dort erhalten die Vögel ihren eigen Sitzplatz. Sogar ein spezielles Menü für die Flugreise kann bestellt werden. Die Preise für die Vögel im Flieger liegen dabei je nach Reiseziel zwischen 115 und 630 US-Dollar für einen Platz in der Passagierkabine der Economy Class. Aber wer für die Anschaffung seines gefiederten Freundes ein fünfstelligen betrag berappt hat, ist fraglos gerne bereit, auch für den Flugkomfort seines geliebten Vogels zu zahlen. Zumal dieser wie Übergepäck berechnet wird.

Mit Haube über dem Kopf wartet die gefiederten Patienten auf den Arzt. – Foto Karsten-Thilo Raab

Allgemeine Informationen: www.visitqatar.qa

Lage: Das knapp 11.500 Quadratkilometer große Katar liegt auf der Arabischen Halbinsel, misst eine Breite von ca. 80 Kilometern und eine Nord-Süd-Ausdehnung von rund 100 Kilometern mit einer 566 Kilometer langen Küstenlinie. Hauptstadt des 2,8 Millionen Einwohner zählenden Emirats ist Doha. Größte Bevölkerungsgruppe sind die rund 700.000 Inder, während es gerade einmal knapp 380.000 gebürtige Kataris gibt.

Der Wartebereich der Falken-Klinik ist mit digitaler Anzeige ausgestattet. – Foto Karsten-Thilo Raab

Anreise: Qatar Airways fliegt mehrmals täglich aus Deutschland (Frankfurt, München, Berlin), Österreich (Wien) und der Schweiz (Zürich und Genf) nach Doha. Tickets beginnen pro Person bei 469 Euro.

Einreise: Für die visafreie Einreise genügt ein noch mindestens sechs Monate gültiger Reisepass.

Ersatz-Federn im Falken-Hospital in Doha. – Foto Karsten-Thilo Raab

Klima: In Katar herrscht subtropisches Wüstenklima. Beste Reisemonate sind von November bis März, wenn die Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad Celsius liegen. Zu Regenfällen kommt es im Mittel nur knapp fünfmal im Jahr mit zusammen knapp 80 Millilitern Niederschlag.

Kleidung: Vorzugsweise lange Ärmel, wenigstens knielange Hose und Röcke sind erwünscht.

Falken-Krankenhaus: Souq Waqif Falcon Hospital, Souq Waqif, Doha, Katar, Telefon 00974-44145960, www.swfh.com; geöffnet täglich von 7 bis 14 Uhr.

Das Falken-Hospital ist eine namhafte Institution in der arabischen Welt. – Foto Karsten-Thilo Raab

Mitfluggelegenheit: Informationen zu Bestimmunge für die Mitnahme von Falken bietet Qatar Airways unter www.qatarairways.com

Essen & Trinken: Zur Begrüßung werden gerne eine Dattel und ein kleiner Kaffee als Zeichen der Gastfreundschaft gereicht. Dies abzulehnen gilt als unfreundlich.

Alkohol ist im Wesentlichen nur in Hotels, in denen sich auch das Gros des Nachtlebens abspielt, erhältlich. Allerdings zu überaus stolzen Preisen. Ein 0,33 Liter großes Bier schlägt gerne mal mit umgerechnet 12 bis 15 Euro zu Buche. Mit einer speziellen Lizenz besteht (vornehmlich für die Einwohner Katars) die Möglichkeit, bei QDC einzukaufen. Dieser staatlich kontrollierte Laden bietet neben alkoholischen Getränken auch Schweinefleisch und Wurstwaren an.

Im Souq Waqif ist auch der eine oder andere Katari mit Falken anzutreffen. – Foto Karsten-Thilo Raab

Restaurants: Im Restaurant Parisian ((Al Souq St, Doha, Katar, Telefon +974-4441-1494) wird der Gast von einer besonderen Optik aus Tausenden kleiner Spiegel und bunter Gläser an den Wänden und Decken fast erschlagen. Nicht fehlen sollten bei jeder Mahlzeit die famose Oliven-Walmuss-Creme sowie die gebratene Aubergine mit Walnuss – beides garantiert eine ungeahnte Geschmacksexplosion.

Der französische Sternekoch Alain Ducasse eröffnete im Museum of Islamic Art mit dem IDAM (Museum of Islamic Art, 5th Floor, Corniche Promenade, Doha, Katar, Telefon +974-4422-4488) sein erstes Restaurant in der Region. Der Designer Philippe Starck hat die elegante und moderne Inneneinrichtung geschaffen. Das Restaurant liegt im obersten Stockwerk des Museums und bietet einen spektakulären Ausblick auf die Skyline.

Der Medikamenten-Automat im Falken-Hospital hält zahlreiche Aufpeppmittel bereit. – Foto Karsten-Thilo Raab

Übernachten: Sharq Village & Spa, Ras Abu Abboud Street, Doha, 26662 Qatar, Tlefon +974-4425-6666. Eine Nacht im Doppelzimmer inklusive Halbpension ostet bei Dertour (www.dertour.de) 108 Euro. Meiers Weltreisen bietet hier beispielsweise sieben Nächte im Doppelzimmer inklusive Halbpension, Bahnticket, Transfer und Flug ab/bis München pro Person ab 1.300 Euro an.

Banana Island Resort. Rund 13 km vor Doha liegt die kleine Insel mit dem schön angelegten Resort und einem 800 m langen Sandstrand. Sieben Nächte im Doppelzimmer, inklusive Frühstück, Bahnticket, Transfer und Flug ab/bis Frankfurt pro Person sind z.B. ab 1.375 Euro bei Meiers Weltreisen erhältlich.