Elefanten spielen in der thailändischen Kultur seit jeher eine bedeutsame Rolle: Sie waren Glücksbringer, Transport- und Reittiere und sind heutzutage auch aus dem Tourismus nicht mehr wegzudenken. Allzu häufig wird den sanften Dickhäutern dabei jedoch nicht der nötige Respekt entgegengebracht und sie leiden unter ihren Lebensbedingungen. Immer wieder tauchen neue Fotos und Berichte auf, die vermeintlich dem Schutz der Elefanten dienende Camps entlarven oder die schrecklichen Haltebedingungen veröffentlichen. Dennoch gibt es auch positive Beispiele, bei denen das Wohl der Tiere im Vordergrund steht und die den Besuchern respektvolle Begegnungen ermöglichen.
Touristenmagnet Elefantenreiten
Besonders beliebt bei Touristen sind Trekking-Touren – denn die Vorstellung auf dem Rücken der majestätischen Elefanten durch den Dschungel zu reiten, scheint allzu faszinierend zu sein. Viele Touristen machen sich keine großen Gedanken darüber, dass der Rücken von Elefanten ganz und gar nicht dafür geeignet ist, Menschen zu tragen. Elefanten sind so gebaut, dass sie das größte Gewicht auf dem Kopf und keinesfalls auf dem Rücken tragen können – das Reiten führt also unweigerlich zu Rückenbeschwerden. Davon abgesehen gibt es viele, viele weitere Gründe vom Elefantenreiten abzusehen, denn die Tiere werden als Jungtiere „gebrochen“, geschlagen und häufig angekettet gehalten.
Ein besonderer Elefantenpark in Chiang Mai
Doch es geht anders: Das zeigt der Elephant Nature Park Chiang Mai, den Gründerin Sangduen Chailert, auch Lek genannt, bereits 1990 gegründet hat. Ihr Liebe zu Tieren entdeckte Lek schon als Kind und bestärkt darin wurde sie durch ihren Großvater, ein traditioneller Heiler, der nicht nur die Dorfbewohner, sondern immer wieder auch Tiere behandelte und Lek dabei mitnahm. Sie begann sich für die Rechte der Elefanten einzusetzen – ein schwieriges Unterfangen, denn Elefanten wurden traditionell als Arbeitstiere angesehen. Doch sie ließ sich nicht entmutigen und gründete mit dem Schutzzentrum einen besonderen Ort für hilfsbedürftige Tiere in Chiang Mai.
Natürlich glückliche Elefanten
Die Tiere im Elephant Nature Park können sich frei bewegen und entscheiden selbst, was sie tun und mit welchen anderen Elefanten sie gemeinsam unterwegs sind. Ob Baden im Fluß, im Schlamm wälzen oder bei Hitze im Schatten ausruhen, sie können tun und lassen was sie wollen. Für Besucher ist es besonders spannend zu sehen wie die Tiere sich natürlich verhalten. Deswegen sind Interaktionen nur sehr eingeschränkt möglich. Bis vor wenigen Jahren bot der Park auch das Baden mit den Elefanten an – das ist hier inzwischen allerdings nicht mehr erlaubt, damit die Elefanten sich möglichst natürlich verhalten können. Eine Entscheidung mit Folgen, denn die Zahl der Gäste ist seitdem drastisch gesunken. Zum naturnahen Ansatz des Parks gehört auch, dass nicht zum Anfassen oder Streicheln der Dickhäuter motiviert wird.
Über Mahouts und ihre Elefanten
Die Gäste des Parks tragen mit den Eintrittsgebühren übrigens nicht nur zur Pflege der Elefanten bei, sondern auch zur Unterstützung der lokalen Gemeinschaft und so werden die ehemaligen Mahouts (Elefantenführer) für verschiedenste Positionen im Park eingestellt. Ein wichtiger Schritt, um den Elefanten zu helfen, denn für die Mahouts sind die Tiere meist Einkommensquelle und Altersvorsorge zugleich. Um die Elefanten zu unterstützen braucht es daher auch neue Arbeitsmöglichkeiten für die ehemaligen Elefantenführer.
Dickhäuter auf der Insel: Samui Elephant Sanctuary
Seit einiger Zeit gibt es auch auf der Insel Koh Samui im Süden Thailands ein Elephant Sanctuary: Das Samui Elephant Sanctuary ist angelehnt an die große Schwester im Norden und wird unterstützt von Lek, die in dem Bereich als Pionierin gilt. Auch hier legt der Fokus darauf, den ehemaligen Arbeitselefanten ein Leben zu bieten, das so natürlich wie nur möglich ist. Deswegen baden die Elefanten alleine, bzw. nur mit ihren Artgenossen. Der eigentliche Luxus ist die Tiere zu sehen, ihr natürliches Verhalten zu beobachten und sich darüber zu freuen, dass sie einfach nur Elefant sein dürfen.
Das erste Krankenhaus für Elefanten
Obwohl Elefanten noch bis zum Ende des letzten Jahrhunderts legal als Arbeitstiere eingesetzt wurden, gab es lange Zeit keinen Ort, an dem die Tiere bei Verletzungen behandelt werden konnten. Dem tritt Soraida Salwala im ersten Elefantenkrankenhaus, dem FAE Elephant Hospital in Lampang im Norden Thailands, entgegen. Dass sie den Tieren helfen wollte, beschloss sie schon als Kind: Unterwegs mit ihrem Vater beobachtete sie einen Lastwagenunfall, bei dem der Fahrer einen Elefanten verletzt zurückließ. Damals gab es noch keine Möglichkeiten das Tier zu behandeln und seinen Schmerz zu lindern.
Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung
Der Traum eines Elefantenkrankenhauses wurde zu Soraidas Ziel und 1993 setzte sie ihn mit der Veterinärmedizinerin Dr. Preecha in die Tat um. Neben Soraida und Dr. Preecha arbeiten noch ein weiterer Tierarzt sowie 19 Pfleger und Mitarbeiter im FAE Elephant Hospital. Dazu kommen auch immer wieder Freiwillige und Studenten der Veterinärmedizin aus Thailand. Wie in einem ganz normalen Krankenhaus auch, werden hier übrigens ausschließlich kranke Elefanten aufgenommen. Der Besuch ist zwar erlaubt und erwünscht, naher Kontakt und Anfassen allerdings nicht.
Heute leben fünf Langzeitpatienten hier und bis zu 15 weitere Tiere. Für Aufsehen hat vor allem das Anpassen und Herstellen der ersten Beinprothesen für Minenopfer gesorgt. Finanziert wird das Krankenhaus ausschließlich durch Spenden, das ist für Soraida eine der größten Schwierigkeiten, denn die Kosten sind hoch. Trotz aller Schwierigkeiten ist Soraida stolz ihren Kindheitstraum verwirklicht zu haben und den großen Dickhäutern gemeinsam mit ihrem Team Schutz und Linderung bieten zu können. Weitere Informationen unter www.thailandtourismus.de.
Mortimer
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