Die letzten Meter zum Poolbeg Lighthouse an der Spitze eines der längsten Seedämme Europas vereinen alles, was man vom Sightseeing in einer Hauptstadt an der Küste erwartet: Panoramen auf eine im Dämmerlicht erleuchtete Stadt, unverstellte Blicke aufs Meer und den Schiffsverkehr zum Hafen, bunte Street Art. Und das alles an einem Ort, den man mit Glück für einen Moment ganz für sich allein hat. Gute zwei Kilometer tief in die Dublin Bay hineinragend ist der Leuchtturm an der Spitze der Great South Wall ein oft rauer Ort, an dem der Wind pfeift und Wellen von drei Seiten an den Damm peitschen und ein echter Geheimtipp abseits von Pubs und Sehenswürdigkeiten der irischen Hauptstadt.
Dass die tatsächlich direkt am Meer liegt, daran erinnert einige Kilometer hinter der Mündung des Flusses Liffey, nur noch wenig und so mancher Städtetrip nach Dublin kommt dank der vielen Klassiker im Stadtzentrum zwischen Temple Bar, Dublin Castle und Guinness Storehouse sogar gänzlich ohne einen Abstecher zur Küste aus.
Zwölf besondere Küstenstationen
Dabei ist der Abstecher ans Meer doch so einfach: Unter dem Namen Dublin Coastal Trail verbinden die regionalen Vorort-Bahnlinien Dublin Area Rapid Transit (DART) und Northern Commuter Train die Strecke zwischen den Küstenorten Skerries im Norden Dublins und Killiney. In der Innenstadt von Dublin bestehen Anschlüsse an den Bahnhöfen Connolly, Tara Street und Pearse – von dort geht es zu insgesamt zwölf besonderen Küstenstationen außerhalb der Stadt.
Die einzige von ihnen, die nicht mit der DART, sondern mit dem nach Norden Richtung Dundalk fahrenden Northern Commuter Train zu erreichen ist, ist die Hafenstadt Skerries, die für ihre Fischrestaurants, ihre Windmühlen und die vor der Küste liegenden unbewohnten Skerries Islands bekannt ist, die man beim Strandspaziergang sehen kann. Bei Paddel- oder Stand-Up-Paddling-Touren geht es hier ganz nah ran ans Wasser.
Zwischen Strand und Traumgarten
Etwas südlich von Skerries im Norden der Dart-Strecke liegen das historische Seebad Malahide mit seinem prächtigen Schloss sowie die Halbinsel Howth, die mit ihren Klippenpfaden vor allem zum Wandern einlädt. Ein echter Geheimtipp ist ein Ausflug von Malahide auf die Privatinsel Lambay Island, wo geführte Naturwanderungen durch die Landschaft angeboten werden und sogar ein eigener Whiskey hergestellt wird. Ebenfalls nördlich von Dublin liegen die Stationen Raheny und Bull Island, wo nur wenige Kilometer außerhalb der Stadt weite Strände und faszinierende Gartenanlagen warten.
Wieder ganz nah ran an die Stadt geht es an den Stationen Grand Canal Dock und Sandymount. In den Docklands zeigt Dublin zwischen moderner Architektur und dem EPIC-Museum einen Spagat zwischen bewegter Geschichte und digitalem Zeitalter. Von Sandymount aus erreicht man in einem kurzen Spaziergang an der Bucht entlang auch die Great South Wall und das an ihrer Spitze gelegene Poolbeg Lighthouse.
Auf den Spuren von Joyce und Shaw
Auf der aussichtsreichen Fahrt Richtung Süden, wo die Bahnlinie immer nah an der Küste bleibt, erreicht der Dublin Coastal Trail zunächst das Küstenstädtchen Dún Laoghaire, wo man mit Motor- oder Segelbooten in See stechen, das National Maritime Museum erkunden oder einfach an den Stränden und Dämmen entlang schlendern kann. Einige Kilometer weiter südlich liegt mit Dalkey ein hübscher Vorort, der über die Jahre Schriftstellern wie George Bernard Shaw als Inspirationsort diente und heute Startpunkt für Kayaktouren und Wanderungen ist.
Das Dalkey Castle mit seinen geführten Touren ist eine wunderbare Anlaufstelle, um auf den Spuren von James Joyce und seiner Romanfigur Leopold Blum aus dem Ulysses zu wandeln, dessen zweite Episode in unmittelbarer Nähe spielt. Der südlichste Ort auf dem Dublin Coastal Trail ist Killiney, wo auf Killiney Hill einer der schönsten Ausblicke der Hauptstadtregion wartet. Bei klarem Wetter sieht man hier über die Irish Sea bis nach Wales, während die Wicklow Mountains im Süden an all die vielen weiteren Abenteuer erinnern, die ganz in der Nähe warten.
Genusserlebnisse
Entlang des Dublin Coastal Trail gibt es zahlreiche kulinarische Angebote, um die Energie wieder aufzuladen. Neben den Wochenend-Märkten in Skerries, Howth und Dún Laoghaire und spannenden Foraging-Touren in Killiney, gibt es entlang der Strecke zahlreiche moderne wie traditionelle Restaurants, Pubs und Cafés für frischen Fisch und Meeresfrüchte, selbst gemachtes Eis und internationales Street Food. Zu den jüngeren Kaffee-Stopps der Strecke gehört etwa das Café Happy Out der gemeinnützigen Together-Academy, das 2022 in den Räumen der historischen Dun Laoghaire Baths eröffnete und als erstes seiner Art in Irland mit jungen Menschen mit Down-Syndrom arbeitet.
Mortimer
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