Schwarzes Bier mit weißem Schaumkragen

In der Guinness Academy lernen Besucher das perfekte Pint zu zapfen. (Foto Karsten-Thilo Raab)
In der Guinness Academy lernen Besucher das perfekte Pint zu zapfen. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Da strahlen gut ein Dutzend Absolventen um die Wette. Sie alle halten ein Glas in der einen und eine Urkunde in der anderen Hand. Selten zuvor hat wohl jemand von ihnen binnen so kurzer Zeit einen Abschluss an einer namhaften Akademie gemacht. Noch dazu an einer Akademie, die sich vor Wissbegierigen kaum retten kann. Schnell noch ein Erinnerungsfoto, das Glas heben und dann heißt es schon, Platz machen für die nächste Gruppe.

Denn die Guinness Academy im Storehouse der berühmten Brauerei in der irischen Kapitale Dublin kann sich vor Bewerbern kaum retten. Sie alle harren geduldig in der nicht kürzer werden wollenden Schlange aus, um binnen zehn, vielleicht fünfzehn Minuten zu erfahren, wie in sechs kleinen Schritten ein perfektes Pint Guinness gezapft werden kann.

Ein profaner Vorgang, der keiner Hexenkunst bedarf, eigentlich noch nicht mal einer Einweisung. Ein jeder, der schon mal ein Getränk abgefüllt hat, weiß, dass beim Einfüllen von schäumenden Getränken das Glas am besten leicht schräg gehalten werden sollte. Und wie man an einem Zapfhahn zieht, muss den meisten wohl auch nicht wirklich beigebracht werden. Und doch stimmen die Guinness-Jünger aus aller Welt hier mit den Füßen ab. Sogar so sehr, dass das Guinness Storehouse mit rund zwölf Millionen Besuchern jährlich die größte Attraktion in Irland ist. Denn alle reden fast unweigerlich vom schwarzen Bier, wenn sie an die Grüne Insel denken.

Das Guinness Storehouse in Dublin ist Irlands größter Besuchermagnet. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Das Guinness Storehouse in Dublin ist Irlands größter Besuchermagnet. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Und Guinness, einst der größte Braukonzern der Welt und heute Teil des weltweit operierenden Diageo-Konzerns, ist so etwas wie der ungekrönte Weltmeister in Sachen Eigenmarketing und Werbung. So ist das als interaktives Museum getarnte Guinness Storehouse nichts anderes als ein riesiger PR-Palast auf sieben Etagen. Eine Kommerzhochburg mit Magnetwirkung.

Im Minutentakt schütten die Busse aus der nahe gelegenen Dubliner Innenstadt ganze Heerscharen an Bierliebhabern und solchen, die es werden wollen, vor der Eingangstür am St James‘s Gate aus. Und sie alle begeben sich wie die Lemminge auf eine zugegebenermaßen kurzweilige Tour auf den Spuren des markant schwarzen Bieres mit dem weißen Schaumkragen durch das Brauereimuseum – Geschmacksproben und Zapfhahnschulung inbegriffen.

In den Tasting Rooms im Guinness Storehouse kann das Stout sowohl gerochen als auch getrunken werden.(Foto Karsten-Thilo Raab)
In den Tasting Rooms im Guinness Storehouse kann das Stout sowohl gerochen als auch getrunken werden.(Foto Karsten-Thilo Raab)

Schritt für Schritt, Etage für Etage werden die Einzelheiten und Besonderheiten der Bierherstellung erläutert, die besten Werbekampagnen noch einmal Revue passieren gelassen und Einblicke in die bemerkenswerte Geschichte des Braukonzerns von den bescheidenen Anfängen bis in die heutige Zeit gegeben:

Im Jahre 1759 erwarb Namensgeber Arthur Guinness (1725-1803) eine kleine Brauerei, die Rainsford´s Brewery, an der James´s Street in Dublin. Mit unternehmerischem Weitblick pachtete er das heute knapp 25 Hektar große Brauereigelände im Herzen der irischen Hauptstadt gleich für 9.000 (!) Jahre und betrat mit der Einführung des bis dahin in Irland weitgehend unbekannten dunklen Bieres unternehmerisches Neuland.

Das illuminierte Quellwasser rückt im Guinness Storehouse die Bierherstellung in ein besonderes Licht. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Das illuminierte Quellwasser rückt im Guinness Storehouse die Bierherstellung in ein besonderes Licht. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Nach englischem Vorbild stellte er Stoutbier aus gerösteter Gerste her – mit gigantischem Erfolg. Denn schon Anfang des 19. Jahrhunderts war die Guinness-Brauerei die größte in Irland. Noch heute werden hier rund 60 Prozent des gesamten irischen Bieres hergestellt.

Die steigenden Absatzzahlen gingen einher mit dem gesellschaftlichen Aufstieg der Familie Guinness, die noch immer eine der mächtigsten und einflussreichsten in der Irischen Republik ist. Aber nicht nur wirtschaftlich hinterließ die Guinness-Familie ihre Spuren in Dublin: So finanzierte Sir Benjamin Guinness (1798-1868), der 1851 auch Bürgermeister von Dublin wurde, die Restaurierung der St. Patrick‘s Cathedral, und Sir Arthur Edward Guinness (1840-1915) stiftete den Park St. Stephen‘s Green.

Selber zapfen und anschließend probieren, können die Besucher das berühmte Bier in der Guinness Academy. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Selber zapfen und anschließend probieren, können die Besucher das berühmte Bier in der Guinness Academy. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Dank solcher Gesten, aber auch dank eines erstklassigen Marketings ist der Name Guinness weltweit ein Begriff. Dazu trägt auch das seit 1955 publizierte „Guinness-Buch der Rekorde“, das nach der Bibel das angeblich bestverkaufte Druckwerk überhaupt ist, nicht unerheblich bei. Noch heute gilt „Guinness is good for you“, der älteste Slogan des Brauereigiganten aus dem Jahre 1929, als Leitspruch ganzer Generationen von Bierliebhabern.

Seit den zarten Anfängen im 18. Jahrhundert ist die Zusammensetzung des als „samtschwarze Muttermilch der Iren“ bezeichneten Bieres mit dem charakteristischen dicken Schaum unverändert geblieben. Noch heute wird das populäre Getränk mit dem wohlschmeckenden Sahnehäubchen aus Gerste, Wasser, Hopfen und Hefe gebraut.

Auch Holzfässer für das schwarze Bier gibt es zu Bestaunen. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Auch Holzfässer für das schwarze Bier gibt es zu Bestaunen. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Dabei wird zunächst Gerste gemälzt, also mit Wasser übergossen, zum Keimen gebracht und dann getrocknet. In einem nächsten Schritt wird das so entstandene Malz mit ungemalzener, gerösteter Gerste angereichert. Hierdurch erhält das Guinness, von dem täglich mehr als zehn Millionen Gläser produziert werden, seine charakteristische schwarze Farbe.

Anschließend wird das Malz gemahlen und in großen Behältern, den so genannten Kieves, mit heißem Wasser vermischt. Aus der breiartigen Maische filtert man die Flüssigkeit, die Würze, heraus, die dann mit Hopfen versetzt und einige Stunden gekocht wird. Während der Hopfen dem Guinness den bitteren Geschmack verleiht, leitet die nun hinzu gegebene Hefe die Gärung ein und wandelt den Zucker der Hopfen-Malz-Mischung in Alkohol um. Und davon enthält Guinness je nach Sorte zwischen 4,2 und 7,5 Prozent.

Die erfolgreichsten Werbekampagnen des Brauerei-Giganten werden großflächig präsentiert. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Die erfolgreichsten Werbekampagnen des Brauerei-Giganten werden großflächig präsentiert. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Den optimalen Geschmack soll das irische Stoutbier bei einer Temperatur zwischen fünf und acht Grad Celsius entfalten. Und dies lässt sich zum Abschluss der Museumstour in perfekter Manier in der Gravity Bar in der obersten Etage des Storehouses testen – noch dazu bei bester Aussicht. Denn vom Dachgeschoss des Brauereigebäudes eröffnet sich ein herrlicher Rundblick auf Dublin. Bei klarer Sicht sogar bis zur Irischen See.

Ein Panorama, das sich mit dem obligatorischen Pint of Guinness in der Hand (ist im Eintrittspreis enthalten) einfach nur genießen lässt. Unweigerlich kommen dabei bei vielen Glücksgefühle auf. Und dies nicht nur wegen des Shamrocks, des irischen Kleeblattes, das die Barkeeper beim Zapfen geschickt in den Schaum des Guinness gezaubert haben.

Perfekt gezapfte Pints of Guinness in der Gravity Bar. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Perfekt gezapfte Pints of Guinness in der Gravity Bar. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Informationen: Guinness Storehouse, St James´s Gate, Dublin 8, Telefon 00353-1-4084800, www.guinness-storehouse.com

Öffnungszeiten: Täglich von 9.30 bis 17 Uhr (letzter Einlass)

Eintritt: Erwachsene 20 Euro, ermäßigt 16 Euro, Kinder 6,50 Euro


{google_map}Guinness Storehouse, Dublin{/google_map}