Bummel durch das winterliche Kopenhagen

Egal ob es stürmt oder schneit: die königliche Garde macht sich im Stechschritt auf den Weg zum Schloss Amalienbirg. (Foto Katharina Büttel)

Der Turm der alten Börse mit seinen verdrehten Drachenschwänzen erstrahlt weithin sichtbar, denn es ist Königinwetter in Kopenhagen. Die Farben sind klarer, der Wind weht rauer. Die Kontraste treten schärfer hervor. Besonders, wenn man vom Wasser aus auf die „kultivierteste aller Städte“ zufährt. Kuppeln ragen in den blauen Himmel, Paläste und Kirchen kommen ins Blickfeld.

Vor allem sind es die imperialen Anlagen, die den Städtebummler beeindrucken. Neben all den Renaissanceschlössern aus der Zeit Christian IV., neben spektakulärer, neuer Architektur wie die Königliche Oper, ist es auch der Charme der Stadt, der anzieht.

Reiterstatue von Absalon – der Krieger-Bischof gilt als Gründer von Kopenhagen. (Foto Katharina Büttel)

Im Winter sind die Einheimischen unter sich, sind gelassen und freundlich. Sie nehmen wieder ihre Plätze und Gassen in Besitz. Hektik, Touristenmassen, Kitsch und Kommerz – all das ist jetzt vorbei.

Europas längste Shoppingmeile

Man kann wieder vom Kongens Nytorv bis zum Rathausplatz durch die längste Einkaufsstraße Europas, den Ströget, gehen, ohne zerdrückt zu werden. Hier und in ihren Nebenstraßen sind die guten Geschäfte, Restaurants und Cafés dicht gesät. Am Ströget selbst Silberschmuck, Kunsthandwerk und Pfeifen, um einige der typisch dänischen Angebote zu nennen. In der Bredgade viele Antiquitätenläden und Trödler, auch auf gehobenem Niveau. Ist man durchgefroren: im Hotel Chocolat in der Östergade ist die heiße Schokolade geradezu eine Offenbarung.

Auch im Winter muss der Däne raus – gerne im berühmten Nyhavn-Viertel. (Foto Katharina Büttel)

Das Rendezvous mit der Lady beginnt auf dem Doppelplatz Amagertorv–Gammeltorv, wo das Herz des Ströget schlägt. Aber nicht im Klassiker Café Europa, auch nicht im Café Norden, das mit seiner Jugendstildekoration wie ein Wiener Kaffeehaus wirkt. Nein, das Royal Smushi Café neben dem Royal Copenhagen Porcelain ist die Wahl.

Wuchtige Lüster, zarte Engel hängen von den Decken, Riesengemälde zieren hohe Wände. Kerzenschein der Silberleuchter, witzige Möbel in Pastelltönen, hochgetürmte Leckereien vor Spiegeln machen die spezielle „funky baroque“-Atmosphäre aus. Draußen tanzen Schneeflocken, drinnen wird das hier erfundene „Smushi“ serviert. Das ist ein Smörrebröd in Sushi-Größe, serviert auf edlem China-Porzellan. Unverschämt teuer, aber auch unverschämt gut.

Flüssige „Gemütlichkeitsbringer“

Edles Porzellan im Royal Copenhagen-Shop. (Foto Katharina Büttel)

Die Dänen müssen immer raus, auch bei null Grad! Also sitzt man wie sie im Café vor dem Rathaus in dicke Decken gehüllt. Bei dem „Hyggebringer“ Glog, Glühwein mit Mandeln und Rosinen, gehen die Blicke zum Reiherbrunnen, dem Treff der Kopenhagener Jeunesse dorée. Direkt dahinter das mächtige Schloss Christiansborg, in dem heute das Folketing tagt, das dänische Parlament, und wo die Pop-Gobelins von Stardesigner Björn Nörgaard hängen.

„Christiansborg steht auf einer Insel, Slotsholmen“, erläutert Stadtführerin Anita. „Es ist die Wiege unserer Stadt: Stadtgründer Bischof Absalon ließ hier 1167 die erste Schutzburg für das Fischerdorf Havn bauen.“

Abmarsch der Königsgarde von Rosenborg Slot. (Foto Katharina Büttel)

Aufwärmen im nahen Kaufhaus Illum und Illums Bolighus. Was dänische Designer an Exquisitem entworfen haben, findet man hier. Die Östergade mit Haute Couture-Läden führt zum Kongens Nytorv. Der schönste Platz der Stadt schmückt sich mit dem Magasin du Nord, dem Königlichen Theater und dem Nobelhotel Angleterre.

Bilderbuch-Kopenhagen am  Nyhavn

Das Hafenbecken von Nyhavn mit seinen bunten Häusern aus dem 18. Jahrhundert und altersschwachen Dreimastern, wo sich Kneipe an Kneipe reiht, bleibt für den Abend. Im ‚Faergekro‘ gibt es nämlich ein fantastisches Heringsbuffet. Das hätte auch Märchendichter Hans Christian Andersen gemundet, denn er liebte sein Hafenviertel so sehr, dass er hier gleich an drei Stellen wohnte.

Weltkunst in der Ny Carlsberg Glyptothek. (Foto Katharina Büttel)

Nachmittagsziel ist die Ny Carlsberg Glyptotek. Mit ägyptischer Kunst und französischen Impressionisten genießt sie Weltgeltung. Galerien mit moderner Kunst sind über die Innenstadt verstreut. Was an Kopenhagen so wunderbar ist: alles Historische, die Museen, Kirchen, Gärten ballen sich auf zwei Quadratkilometern zusammen. Fast alles ist zu Fuß erreichbar, was Zeit spart und den Geldbeutel schont. Schließlich gehört die Metropole zu den teuersten der Welt.

Ein „Pölser“, rote Wurst in weichen Brötchen, dazu ein Carlsberg-Bier im „Victor“ in der Ny Östergade muss sein.

Pirouetten drehen im Tivoli

Begrüßt die Besucher im winterlichen Kleid – der Clown im Tivoli. (Foto Katharina Büttel)

Die Kinder wollen zum Eislaufen in den Tivoli oder doch auf die fünf zugefrorenen Seen? Später haben sie Spaß im Kindermuseum des Nationalmuseums: dort können sie sich nach Herzenslust verkleiden, alle Artefakte anfassen, mit der Kopie des Gokstad-Schiffes aus dem 10. Jahrhundert „auf große Fahrt“ gehen.

Nach Einbruch der Dunkelheit verleihen Tausende von Lämpchen in Bäumen, an Gebäuden, am Tivoli Kopenhagen etwas Märchenhaftes. Nachtschwärmer zieht es ins aufblühende Szeneviertel Vesterbro hinterm Bahnhof, ehemals Arbeiterviertel. Hipp ist das Café Granola in der Vaernedamsvej; im‚Sticks’n Sushi‘ sitzt man zu zwölft an großen Tischen und kommt schnell mit den Dänen ins Gespräch. Wer noch Energie hat, besucht die Kellerrestaurants in alten Gewölben wie Kong Hans und Börskälderen oder die originellen Restaurants in alten Kanalschiffen. Jüngere Gäste ziehen zum Graabrödre Torv in die „hyggeligen“, gemütlichen Bistros und Cafés.

Beliebt zum Kaffee – Hefekringel mit Zimt und Zuckerguss. (Foto Katharina Büttel)

Das urdänische Smörrebröd war gestern? Keineswegs: nach alten Rezepten hochgetürmt mit Hering oder Lachs ist es im „Slotskaelderen“ ein Genuss.

Rehfilet in Heu

Nach Fine Dining im legendären „Norma“, unter Starkoch René Redzepi zigfach ausgezeichnet, im Gourmet-Himmelreich – ein prallgefülltes Portemonnaie vorausgesetzt! Geeister Ziegenkäseschnee an Rindermarkwürfeln, Rehfilet in Heu mit Erbspüree für 270 Euro! Die jungen Kreativen kochen nicht nur neodänisch, sie besinnen sich auf Bodenständiges aus der Region, auf ihre Schweine, Schwarten und Beeren – nur die Zubereitung muss neu sein.

Vergnügen bereitet es Jung und Alt, mit der Königsleibgarde im Stechschritt von Rosenborg Slot – Schatzkammer der Kronjuwelen – durch die Innenstadt zum Schloss Amalienborg, Winterschloss von Königin Margrethe II., zu marschieren.

Mit der S-Bahn ins Ländliche

Abseits der Metropole – die Kopenhagener lieben den Strand von Klint. (Foto Katharina Büttel)

Die Nähe zur Hauptstadt prägt das Leben auf Seeland. Das S-Bahnnetz der Anderthalb-Millionen-Stadt reicht weit ins Ländliche. Könige und Fürsten bauten hier ihre Herrenhäuser, reiche Städter ihre Sommersitze. Kultur und Kultiviertheit kommen bestens zusammen.

Bekannter Beweis dafür ist „Louisiana“, Museum für moderne Kunst von Weltgeltung, nördlich von Kopenhagen am Öresund gelegen. Die Tour dorthin lässt sich gut mit dem Hamlet-Schloss Kronborg in Helsingör verbinden. Beide Ziele sind im Winter ein Genuss: keine Warteschlangen draußen, keine Touristengruppen drinnen.

Ein echter Hingucker ist die Erlebniskunst im „Louisiana“. (Foto Katharina Büttel)

Unweit des Ostseehafens Gilleleije liegt am Esrum-See die Sommerresidenz der Königin: die meisten Besucher kommen nach Schloss Fredensborg nicht wegen der Barock-Rokkoko-Klassizismus-Architektur, sondern um einen Blick auf die Monarchin zu erhaschen. Diese Chance böte sich eher im Sommer – wenn die Strände mit feinem Sand, gelbe Rapsfelder und blühende Gärten, Waldgebiete und sanft gewellte Hügel unbeschwerte Ferien garantieren.

Wissenswertes zu Winter in Kopenhagen

Allgemeine InformationenWonderful Copenhagen und VisitDenmark,

Auch in Kopenhagen lässt sich Michelangelos David bewundern. (Foto Katharina Büttel)

Anreise: Mit der Scandlines-Autofähre Überfahrt von Rostock nach Gedser in ca. zwei Stunden – bis Kopenhagen ca. 1,5 Stunden. Preis je nach Saison ab 80 Euro/Auto inkl. Insassen. Direktflüge mit Easyjet, Norwegian oder Air Berlin.

Wohnen: Hotels in der City sind teuer. Günstig im Winter sind Ferienhäuser auf dem Land. Das Bus-, S-Bahn- und Bahnnetz bringt einen schnell ins Stadtzentrum. Infos bei Europas größtem Anbieter Novasol, Telefon 040-688 71 51 82, www.novasol.de

H.C. Andersen – der Märchenpoet ist überall gegenwärtig. (Foto Katharina Büttel)

Copenhagen Card: Die Card bietet freien Eintritt in 74 Museen u.a., freien Transport bei Tag und Nacht mit Bus, Bahn, Metro im Großraum Kopenhagen. Ein Stadtführer ist ebenso inkludiert wie Rabatte für viele Restaurants, Attraktionen, Aktivitäten, Mietwagen. Zu kaufen ist sie im Copenhagen Visitor Centre, Vesterbrogade 4A) am Flughafen, an größeren Bahnhöfen. Preis: je nach Anzahl der Tage, www.copenhagencard.com

Kulturelles und Sehenswertes

Kultur: Kostenlos ist der Eintritt ins Nationalmuseum und ins Kunstmuseum. Sehenswert im Zentrum das Museum des Bildhauers Bertel Thorvaldsen; die royalen Schlösser Amalienborg, Christiansborg und Rosenborg; die Ny Carlsberg Glyptotek; das aus einer alten Schiffshalle umgestaltete Jüdische Museum von Architekt Libeskind; das Designmuseum. Südlich der Stadt das postmoderne Arken mit neuer Kunst u.v.m. – Alternatives Leben im „Freistaat Christiana“ .

Auch Kronprinzessin Mary saust mit dem „Christiana Bike“ durch Kopenhagen. (Foto Katharina Büttel)

Kopenhagens berühmte Jazzkultur kann man mit einem Jazz-Guide erkunden. Das JazzHouse und La Fontaine bieten Kurzweil; charmante, altmodische Beschaulichkeit der Tivoli (im Winter ist er ab Mitte November bis 23.12. geöffnet); aus sprachlichen Gründen lohnt im Königlichen Theater eine Balletaufführung, denn ein Theaterstück.

Lohnenswerte Ziele auf Seeland

Louisiana in Humlebaek; Karen Blixen Museum in Rungsted („Out of Africa-Autorin); Krimi-Fans werden im Sherlock Holmes Museet in Nyköbing fündig. In Schloss Frederiksborg, Dänemarks schönstem Schloss, gibt es sonntags von 10-13 Uhr ein günstiges Brunchbuffet, www.leonora.dk; in Roskilde sind der Dom und das Wikingermuseum unbedingt sehenswert – legendär im Juli das Rockfestival.

Das Louisiana lockt mit faszinierenden Blickfängen. (Foto Katharina Büttel)

Buchtipps: Der DuMont-Band „Richtig Reisen Dänemark“ kostet 22,95 Euro. Sehr informativ und vielfältig der City-Guide plus Faltplan „Kopenhagen/Malmö“ von Reise Know-How für 14,80 Euro.

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