Auf den Spuren der Koories durch Südostaustralien

Koories
Auf den Spuren der Koories kommt es in Melbourne und Victoria auch zu tierischen Begegnungen. – Foto: VIC/Artra Sartracom

Schon immer besonders: Laut einer Studie der renommierten britischen Cambridge Universität gilt die Kultur der indigenen australischen Ureinwohner – landläufig oftmals Aborigines genannt – als älteste noch lebende Kultur der Welt. Seit rund 60.000 Jahren hinterlassen Menschen in Down Under teils eindrucksvolle Spuren, viele davon lassen sich bis heute entdecken. Insgesamt gibt es in Australien mehr als 250 verschiedene Aborigines-Kulturen, die sich durch ihre jeweils eigenen Sprachen und Traditionen teils stark voneinander unterscheiden. Somit ist jede einzelne der indigenen Kulturen gegenüber den anderen einzigartig.

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Die beeindruckende Smoking Ceremony lässt sich in den Royal Botanic Gardens hautnah miterleben. – Foto: Artra Sartracom

In Südostaustralien und insbesondere im Bundesstaat Victoria nennen sich die Ureinwohner Koories – ihre Gepflogenheiten sind stark geprägt von dem im Vergleich zum Rest Australiens kühlen Klima. So gibt es nur hier beispielsweise die aufwändig verzierten Umhänge aus Possumleder, die die lokalen Stämme gegen die Kälte trugen. In Victoria und Melbourne haben Reisende die einmalige Möglichkeit, die faszinierende Kultur der Koories hautnah zu erleben.

Der Koorie Heritage Trust vermittelt einen Einblick in die Lebensweise der Ureinwohner. – Foto: Artra Sartracom

In Melbourne, der mit Abstand größten Stadt Victorias, gibt es eine ganze Reihe an bedeutsamen Koorie-Stätten. Diese können Gäste im Zuge geführter Touren besichtigen, die vom Koorie Heritage Trust durchgeführt werden. Von den Flagstaff Gardens, dem höchsten Hügel im Central Business District von Melbourne, geht es so über die Scarred Trees im Yarra-Park, die zu den am leichtesten zu findenden Spuren der Ureinwohner zählen, bis in den Birrarung Marr Park, in dem eine Reihe an Installationen verschiedene Aspekte der Aborigines-Geschichte Victorias veranschaulicht.

Entlang des Mooroopna Aboriginal Historical Walks gibt es viel Wissenswertes über die Koories zu erfahren. – Foto VIC

Wer der Historie der Koories weiter auf den Grund gehen möchte, dem sei darüber hinaus ein Besuch im Melbourne Museum wärmstens ans Herz gelegt. Eine ganze Abteilung, Bunjilaka genannt, widmet sich hier der Historie und auch der Gegenwart der Ureinwohner. Herzstück ist die preisgekrönte First People Ausstellung mit aufwendiger Multimedia-Technik und Mitmach- Elementen, die die Kultur der Aborigines für die Besucher lebendig werden lässt. Nicht weniger lohnenswert präsentieren sich die Royal Botanic Gardens im Herzen Melbournes: Das Areal markierte für die Koories einst einen Lager-und Versammlungsort, heute können Besucher hier an einem interessanten Rundgang teilnehmen. Hiesige Aborigines-Führer nehmen die Gäste mit auf eine spirituelle Reise und erklären den Besuchern allerlei Wissenswertes zu Pflanzen, traditionellen Gerichten, Arzneien, Werkzeugen und der Rauchzeremonie.

Auf der Suche nach dem einen oder anderen Andenken an den Australien-Urlaub bietet sich ein Besuch auf einem Koorie Night Market an. Hier lernen Besucher das Kunsthandwerk der Ureinwohner kennen und bestaunen unter anderem die Werke traditioneller Schilder- und Korbmacher sowie eindrucksvolle Schnitzarbeiten. Ursprünglich im Jahr 2000 in Melbourne gestartet, ziehen die Märkte von Frühling bis Herbst durch ganz Victoria.

Selbstversuche beim Umgang mit dem Boomerang sind fast ein Muss. – Foto VIC

Auch außerhalb Melbournes lässt sich die Kultur der Ureinwohner in Victoria eindrucksvoll erleben. In der Great Ocean Road-Region bei der Stadt Warrnambool liegt in einem erloschenen Vulkankrater das Tower Hill Naturreservat. Das Schutzgebiet ist von großer ökologischer und geologischer Bedeutung und ein Vorzeigeobjekt indigener Geschichte. Die Gemeinschaft der Worn Gundidj hat seit vielen Generationen eine enge Verbindung zu diesem Landstrich. Das Reservat beherbergt große Tafeln, die einen faszinierenden Einblick in die Geschichte und Kultur von Australiens Ureinwohnern vermitteln. Im Budj Bim Nationalpark gibt es ebenso beeindruckende Vermächtnisse der Koories zu bestaunen. Das Gebiet wurde jüngst zum UNSECO-Weltkulturerbe ernannt und glänzt als Wieder der Fischzucht. Nicht zuletzt haben Australiens Naturvölker eine enge Beziehung zu den Grampians, ein Gebirge im Westen Victorias. Wandmalereien in der Gegend lassen darauf schließen, dass Aborigines dort bereits seit rund 30.000 Jahren siedeln.

Der Aboriginal heritage Walk führt direkt durch die Royal Botanic Gardens. – Foto VIC

So viel Kultur macht hungrig: Um einen Eindruck von der Koorie-Küche zu bekommen, sollten Feinschmecker schließlich das Charcoal Lane im Zentrum des Melbourner Stadtteils Fitzroy besuchen. Das Restaurant kreiert Speisen mit Achtung vor dem Land und der Umwelt und hier werden auch indigene Zutaten hervorgehoben. Außerdem engagieren sich die Restaurant-Betreiber sozial, indem sie junge Aborigines im Gastgewerbe ausbilden und eine enge Beziehung zur lokalen Koorie-Gemeinde pflegen. Weitere Informationen unter de.visitmelbourne.com.

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.