Der schönste Landstrich des fünften Kontinents

Die donnernde Brandung des Great Southern Ocean und die bisweilen heftigen Winde haben deutlich sichtbar ihre Spuren hinterlassen. Über viele Jahrhunderte wandelten die gewaltigen Naturkräfte die wilden Kalksteinklippen zu bizarren Felsformationen. Genau hier im Süden des australischen Bundesstaates Victoria, wo weitläufige Strände und riesige Regenwälder sich mit zerklüfteten Küstenabschnitten abwechseln, entstand dank der Muskelhypothek von Veteranen des 1. Weltkrieges zwischen 1919 und 1933 mit der Great Ocean Road die wohl spektakulärste Küstenstraße der Welt.

Der schönste und atemberaubendste Landstrich des fünften Kontinents erstreckt sich über 320 Kilometer vom Ferienzentrum Anglesea bis nach Peterborough und führt durch Torquay, das sich selber gerne als „Surf Capital of Australia“ bezeichnet und weltweit als Mekka der Surfer und Wellenreiter gilt. Am legendären Bells Beach, der mit seinen bis zu fünf Meter hohen Wellen tagtäglich optimale Bedingungen bietet, werden jährlich die Titelträger des fünften Kontinents ermittelt und internationale Meisterschaften ausgetragen. Bekannt wurde der Strand als Drehort des Kinohits „Gefährliche Brandung” mit Keanu Reeves und Patrick Swayze in den Hauptrollen. Seither avanciert die Bucht gleichermaßen zum Mekka der Wellenreiter und Cineasten aus aller Herren Länder.

Ähnlich gute Bedingungen finden die Wassersportfreunde am nahegelegenen Jan Juc Beach. Und das Surfworld Museum von Torquay, der Heimat von Surflegende Jason Polakow, präsentiert neben der Vielfalt der Boards verschiedener Bauart und Epochen in der Hall of Fame die ganz großen dieses Sports.

Bei Lorne, dem größten Ferienzentrum an der Great Ocean Road, rückt mit den Otway Ranges ein Gebirgszug ins Blickfeld, der sich parallel zur Küste erstreckt und durch sanftwelliges Hügelland und große Wäldern besticht. Dazu gehören gleichermaßen üppig bewachsene Regenwälder, schier unendliche Eukalyptuswälder und sehenswerte Wasserfälle wie die acht Kilometer langen Erskine Falls.

Rund 44 Kilometer südlich von Lorne liegt Apollo Bay, ein pittoreskes Hafenstädtchen mit romantischem Flair. Die Hauptattraktion sind hier jedoch die Pinguine, die allabendlich unter aufgeregtem Geschnatter in großen Kolonien an Land watscheln, um in den Klippen und Dünen ihre Schlafplätze im Cape Otway Nationalpark einzunehmen. Mehrere Meter hohe Farne und scheinbar bis in den Himmel ragende Bäume mit moosbedeckten Stämmen säumen den Weg zum gleichnamigen Kap, wo seit 1846 ein Leuchtturm über den Klippen den Beginn der Shipwreck Coast markiert. An der berüchtigten „Küste der Schiffbrüche“ sind vor allem im 19. Jahrhundert aufgrund der tückischen Strömungen und des häufigen Nebels mehr als 200 Schiffe gestrandet. Unzählige Menschen wurden dabei in den Tod gerissen und ins Meer hinaus gespült.

Der spektakulärste Teil der Great Ocean Road befindet sich zweifelsohne im 1.750 Hektar großen Port Campbell National Park, der sich über rund 27 Kilometer im Westen an die Shipwreck Coast anschließt. Fast schon geisterhaft erheben sich hier die Twelve Apostles wie mahnende Finger bis zu 60 Meter hoch aus dem Meer und bieten vor allem im sanften Licht des Sonnenuntergangs ein farbenprächtiges und atemberaubendes Naturschauspiel. Der Name ist allerdings leicht irreführend. Tatsächlich sind nur acht „Apostel“ zu sehen, ein weiterer ist gewissermaßen in Arbeit. Denn der riesige Felsblock wird vom Meer unterspült und langsam vom Festland abgelöst.

In unmittelbarer Nachbarschaft warten mit der Loch Ard Gorge, einer Schlucht mit Kiesstrand und sehenswerten Höhle, und der London Bridge zwei weitere markante Felsformationen. Wobei letztere allerdings nicht mehr viel mit einer Brücke gemein hat. Denn 1990 brach die natürliche Verbindung zum Festland ein und stürzte ins Meer. Ein Liebespaar, das über die Felsbrücke gegangen war, saß plötzlich auf dem Dorn im Fels fest und musste in einer spektakulären Aktion per Hubschrauber gerettet werden. Bei dem Pärchen soll es sich um den verheirateten Chef einer bekannten Firma und dessen ebenfalls verheirateten Sekretärin gehandelt haben, die offiziell zu einer Geschäftsreise unterwegs waren. Um nicht erkannt zu werden,  verdeckten die beiden ihre Gesichter, als der Fernsehen live von der Rettung berichten wollte. Auch Interviews sollen sie hartnäckig verweigert haben.

Die größte Stadt an der malerischen Shipwreck Coast ist Warrnambool, das sich trotz seiner Entwicklung zur Industriemetropole etwas vom Charme eines historischen Fischerdörfchens bewahrt hat. In der Lady Bay gingen im 19. Jahrhundert Robbenjäger und Walfänger vor Anker, deren Geschichte im Freilichtmuseum, dem Flagstaff Hill Maritime Village, lebendig wird. Und noch heute ist Warrnambool ein optimaler Standort, um Wale zu beobachten. Denn die bis 18 Meter langen Meeressäuger kommen alljährlich zwischen Mai und September in die seichten Wasser vor Logans Beach, um zu kalben.

Informationen: www.australia.com, www.tourismvictoria.com.au und  www.greatoceanroad.com.au

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