Urlaubsmärchen – die Lügen der Reiseangeber

Lügen
Wenn es um das Erlebte auf Reisen geht, werden gerne mal Lügen verbreitet.

Lügen haben bekanntlich kurze Beine. Aber das ist längst nicht alles. Lügen verreisen gerne auch mal. Wobei die zurückgelegten Distanzen mit kurzen Beinen gleich doppelt so lang wirken. Fakt ist, urlaubstechnisch wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Was wohl daran liegt, dass ein jeder mit seinen vermeintlich schönsten Tagen des Jahres bei seinen Mitmenschen, Freunden und Kollegen Neid schüren möchte.

Und eben dieser Neidfaktor stellt sich nicht ein, wenn drei Wochen Urlaub auf Balkonien verbracht werden. Auch mit einem 08/15-Pauschalurlaub erntet man allenfalls ein mildes Lächeln statt Neid. Daher avancieren nicht wenige zum Urlaubs-Münchhausen. Gemäß einer Umfrage lässt rund ein Drittel der Reisenden der Phantasie gerne mal freien Lauf, wenn es darum geht, vom eigenen Urlaub zu berichten.

Urlaubs-Münchhausen

Nicht immer verläuft der Urlaub so harmonisch, wie manche vorgeben.

Klar, das Zelten auf einem hoffnungslos überfüllten Campingplatz lässt sich nur schwer erholsamer Urlaub verkaufen. Da macht sich die Übernachtung in einem Luxushotel doch deutlich besser. Erst recht, wenn man dann noch ungefragt statt des Doppelzimmers eine Suite zugeteilt bekommen hat, die größer ist als die eigenen vier Wände daheim. Natürlich eine Suite mit allem Zipp und Zapp.

Ach, wie soll man sagen, die Reise stand ja von Beginn an unter einem guten Start. Wohl weil der eigene Geburtstag gerade einmal ein paar Monate zurückliegt, erfolgte schon beim Einchecken am Flughafen für sich und den Partner ein kostenfreies Upgrade in die Business-Klasse. Obwohl im Hotelrestaurant ein absoluter Schweinefraß serviert wurde, gilt es zu Hause von der Feinschmecker-Küche auf Sterne-Koch-Niveau zu berichten. Statt des lauwarmen Kaffees und des kalten Toasts wie in Billighotels, wurden schon zum Frühstück Champagner und Trüffel gereicht.

Urlaub mit Neid-Faktor

Strände sind mitunter alles andere als malerisch.

Während sich andere an hoffnungslos überfüllte Strände quetschen mussten, hatte man selber ein Stück Privatstrand mit feinstem Sand, ultrabequemer Liege und kuscheligen Badelaken quasi ganz für sich. In so einer Atmosphäre lässt es sich natürlich viel leichter entspannen. Und so gab es im Urlaub nicht ein böses Wort zwischen ihnen und ihrem Partner.

Wem all dies zu dick aufgesetzt scheint, der kann ja immer noch ein Katastrophenszenario heraufbeschwören. Das macht auch mächtig Eindruck. Hier ein paar hilfreiche Bausteine: Der Flug hatte achtzehn Stunden Verspätung und unterwegs gab es zahlreiche Turbulenzen, das Hotel war eine einzige Baustelle, noch dazu völlig siffig; das Essen war ungenießbar, alle hatten tagelang Magen-und-Darm-Probleme und der dreckige Strand war mit Scherben übersät.

Dann dieser permanente Baustellenlärm ab 5 Uhr in der Früh, kaum dass die Disko gegenüber geschlossen hatte. Dann erntet man zwar keinen Neid, aber zumindest Mitleid. Wohl wissend, dass die Urlaubswahrheit wohl irgendwo in der Mitte gelegen hat.

Buchtipp: Karsten-Thilo Raab: Thekenbrust & Zackendruse, Westflügel Verlag, ISBN 978-3-939408-11-6, 12,50 €, bestellen

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