Eigentlich tut das Wasser das, was es schon immer tat. Es sprudelt – und zwar muckelig warm und unaufhörlich aus den Tiefen der Erde. Ein Naturphänomen, das schon die alten Römer vor mehr als 2.000 Jahren auf den Plan rief. So ist es wenig überraschend, dass die Eroberer am Ufer der Drava im Osten von Slowenien ihre Zelte aufschlugen und allein im heutigen Ptuj eine 15.000 Mann starke Garnison stationierten.
Obschon den Zenturios und Legionäre wohl weniger der Sinn nach Wellness stand, wussten sie die „heiße Wohltat“ überaus zu schätzen. Schließlich ist das Wasser in diesem Teil Sloweniens je nach Quelle zwischen 32 und 45 Grad Celsius warm. Der hohe Kalzium- und Magnesium-Gehalt sowie die Vielzahl an Mineralien verschafft zudem Rheumapatienten und Menschen mit Gelenkproblemen und Nervenleiden spürbar Linderung.
Sloweniens älteste Stadt
In Ptuj ist die Wassertemperatur am niedrigsten, obwohl das Wasser aus 1.500 Metern Tiefe mit 56 Grad Celsius nach oben strömt. Der 4.200 Quadratmeter große Thermalpark zählt allein sechs Indoor- und sechs Outdoor-Pools. Hinzu kommen Thermalbäder in den angrenzenden Hotels. Entspannungssuchende kommen im Wellnesszentrum Valens Augusta bei verschiedenen Anwendungen auf ihren Kosten und tauchen zwischen antiken Säulen ganz nebenbei in die römische Geschichte ein.
Ptuj selber weiß als älteste Stadt Sloweniens mit in der historischen Altstadt mit prächtigen Bürgerhäusern, kleinen Gässchen, altertümlichen Werbeschildern, dem mächtigen, 300 Jahre alten und 54 Meter hohen Stadtturm und historischen Klosteranlagen zu begeistern. Über allem thront weithin sichtbar die mittelalterliche Festungsanlage aus dem 12. Jahrhundert, die längst zu einem beeindruckenden Schloss umgestaltet wurde.
Farbenprächtige Malereien
Derweil darf sich der kleine, 40 Kilometer entfernt liegende Kurort Podčetrtek rühmen, über eine der modernsten und größten Thermen des Landes zu verfügen. Die Terme Olimia umfasst über 3.500 Quadratmeter Wasserfläche, verschiedene Wellnesscenter sowie eine große Saunalandschaft. Neben den üblichen Anwendungen lassen sich hier auch Trinkkuren mit dem magnesiumreichen Wasser genießen.
Abseits des Badespaßes hat der Ort im Drei-Bäder-Eck einiges zu bieten. Da warten mehr als 100 Kilometer an ausgewiesenen Wander- und Radwegen im Grenzgebiet zu Kroatien. Im Ortsteil Olimje erhebt sich in einem kleinen Seitental das gleichnamige Minoritenkloster. Der grau-weiße Prachtbau wurde im Jahre 1550 als Schloss und ab dem Jahre 1663 in ein Kloster umgewandelt. Zu dessen Besonderheiten zählt die Alte Apotheke. Deren Gewölberaum ist mit farbenprächtigen Fresken des Malers Anton Lerchinger aufwendig verziert. Oberhalb des Klosters lockt das Wildgehege Jelenov greben mit mehr als 150 freilaufenden, überaus zutraulichen Rehen und Hirschen.
250 Jahre alte Badetradition
Das bekannteste unter den insgesamt 13 Thermalbäder in Slowenien befindet sich in Dolenjske Toplice, wo bereits im Jahre 1776 das erste Kurhotel direkt über zwei Thermalquellen eröffnete. Heute hält der kleine Ort genau 365 Betten vor. Ein Drittel wird traditionell von kurenden Rehapatienten belegt, die übrigen Kapazitäten teilen sich vorwiegend Slowenen, Italiener, Österreicher und Deutsche.
„Mit 35 Grad Celsius hat uns Thermalwasser Körpertemperatur“, verweist Kurdirektor Jani Kramar auf die Tatsache, dass im japanischen Bad im Wellnesszentrum Viatrium der Krka Terme das Wasser sogar 40 Grad Celsius aufweist. Ein Markenzeichen sind zudem die angebotenen Wein-, Honig- oder Schokoladenmassagen.
Ein Erbe von Tito
Ein besonderer Blickfang findet sich im Speisesaal des angeschlossenen Hotelkomplexes: Von der Text hängt ein 500 Kilogramm schwerer Lüster mit mehr als 10.000 Einzelteilen, der ursprünglich für den Palast von Josip Broz Tito gefertigt worden sein soll. Doch der ehemalige jugoslawische Machthaber fand offenbar wenig Gefallen an dem gigantischen Beleuchtungskörper.
Der autokratische regierende Staatspräsident soll sich dem Vernehmen nach aber durchaus für das nahegelegen Otočec begeistert haben. Kein Wunder, besticht Sloweniens einzige Wasserburg doch nicht nur durch seine malerische Lage auf einer Flussinsel des Krka. Das mittelalterliche Schloss fungiert vielmehr als ein 5-Sterne-Hotel mit grandioser Küche.
Bilderbuch-Slowenien
Nur einen Steinwurf entfernt liegt Nova mesto. Die 21.000-Seelen-Gemeinde im Krka-Tal ist umgeben von den Weinanbaugebieten der Dolenjska-Region. Der Blick von der Schleife des mächtigen Flusses auf die historische Altstadt ist nicht von ungefähr ein beliebtes Fotomotiv. Ein Stück „Bilderbuch Slowenien“ bei dem neben Weingenuss von jeher vor allem die Thermalbäder eine besondere Rolle spielen.
Wissenswertes zum Drei-Bäder-Eck
Allgemeine Informationen: www.slovenia.info
Anreise: Die nächstgelegenen Flughäfen befinden sich in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana beziehungsweise im kroatischen Hauptstadt Zagreb.
Essen und Trinken: Ošterija Debeluh, Trg izgnancev 7, 8250 Brežice, Slowenien, Telefon 00386-(0)7-4961070, www.debeluh.si. Eines der besten Restaurants des Landes. Der mehrfach ausgezeichnete Hauben-Koch Jure Tomič überrascht mit ungewöhnlichem wie Tintenfischgulasch.
Übernachten: Relais Chateaux Hotel Grad Octočec, Grajska Cesta 2, SI-8222, Otočec (Dolenjska), Slowenien, Telefon: 00386-(0)7-3848901, www.grad-otocec.com oder www.relaischateaux.com. Doppelzimmer starten bei 204 Euro pro Nacht.
Wellness Hotel Sotelia, Zdraviliška cesta 24, 3254 Podčetrtek, Slowenien, Telefon 00386-(0)3-8297000, www.terme-olimia.com/sl/namestitve/wellness-hotel-sotelia-s. Das Vier-Sterne-Superior-Haus bietet Doppelzimmer inklusive Zugang zur Olimia-Therme ab 94,50 Euro pro Nacht an.
Grand Hotel Primus, Pot v Toplice 9, 2251 Ptuj, Slowenien, Telefon 00386-(0)27494500, www.sava-hotels-resorts.com. Doppelzimmer mit Thermennutzung werden ab 134 Euro pro Nacht angeboten.
Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.