UNESCOritis – Inflationäres Weltkulturerbe

Weltkulturerbe im Ruhrgebiet: die Zeche Zollverein in Essen. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Weltkulturerbe im Ruhrgebiet: die Zeche Zollverein in Essen. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Die Chinesische Mauer ist darauf. Die Ruinen von Ephesos in der Türkei sind dabei. Auch  die Pyramiden von Gizeh in Ägypten tummeln sich auf der berühmtesten Reise-Hitliste der Welt: der UNESCO-Übersicht über Welterbestätten. Auf insgesamt 36 Welterbestätten können wir in Deutschland inzwischen immerhin blicken. Eine beachtliche Anzahl! Und doch nicht zu viele, als dass die Benennung inflationär rüberkommen würde. Natürlich haben unsere Top-Sehenswürdigkeiten wie der Aachener Dom, das Kloster Lorsch, der Dom zu Speyer sowie die Zeche Zollverein in Essen die Ehre einer Auflistung erhalten.

Infolge der UNESCO-Komission werden solche Monumente ausgezeichnet, die der ganzen Menschheit geschenkt werden. Verbunden mit diesem Ruhm und dieser Ehre ist die Verpflichtung, dies Stätten in ihrem heutigen Zustand zu erhalten. Klingt alles sehr ehrenhaft und spannend mit dieser Buchführung der menschlichen Kulturstätten. Das spornt doch zu  weiteren Nachforschungen an, oder?

Was haben die Briten denn so zu bieten? Aha, unter anderem elf britische Strafgefangenenlager aus dem 18. und 19. Jahrhundert in Australien, in denen Zehntausende zur Haftstrafen verurteilt wurden. Und die französischen Nachbarn? Die dürfen gleich mit ihrer ganzen Küche auftrumpfen, denn die hat es komplett als immaterielles Welterbe geschafft, von der UNESCO geehrt zu werden. Irgendwie recht unbescheiden, finde ich. Sympathischer sind mir da schon die Argentinier, die sich mit einem gekonnten Hüftschwung auf die Liste schoben: Seit 2009 ist der Tango Argentino drauf.

Oder der ehrliche Körpereinsatz, den Schweiß, den unsere türkischen Nachbarn aufgebracht haben, um mit dem Nationalsport des Öl-Ringkampfes bei der UNESCO zu punkten. Mein unumstrittener Liebling in der Liste der Listen ist allerdings ein Beitrag aus Madagaskar: „Das Wissen der Zafimaniry über das Holzhandwerk“. Schräges ist ja immer leicht vom Aussterben bedroht. Wichtige Frage zum Schluss: Wann setzt sich die UNESCO selbst auf eine Liste?