Himmlisch trampen – Propellermaschine und Stoppelwiese als Reisealternative

Zugegeben, die Idee wirkt auf den ersten Blick ein wenig abgehoben. Gleichwohl ist es längst nichts Ungewöhnliches mehr, per Anhalter durch die Lüfte zu reisen. Organisatorisch ist dies allerdings mit etwas größerem Aufwand verbunden, als sich einfach erdverbunden mit einem Schild und dem Namen des Zielortes darauf an den Straßenrand zu stellen und den Daumen raus zu halten. Zudem muss, wer statt auf der Straße lieber durch die Lüfte reist, auch zum Teil tief in die eigene Tasche fliegen. Denn bei aller Beliebtheit sind die größer werdenden Angebote der verschiedenen Mitflugzentralen nicht unbedingt günstig. Dafür ist die Reise in der Regel wesentlich schneller als bei der Mitnahme im Auto.

Hier und da kann es sogar sein, dass der Flugpreis höher ist als bei einem Linien- oder Charterflug. Allerdings mit dem Unterschied, dass bei Mitfluggelegenheiten der Zielflughafen mitunter deutlich näher am gewünschten Reiseort liegt als ein großer Verkehrsflughafen, zumal die Propellermaschinen, die überwiegend für Mitflugangebote zur Verfügung stehen, häufig auf kleinen Flugplätzen und Buckelpisten landen.

Das Angebotsspektrum reicht von einem Tagesausflug nach Helgoland oder einer der Ostfriesischen Inseln über eine Spritztour nach Hamburg, München oder Dresden bis hin zur Mitnahme im Hubschrauber. Dieser besondere Flugservice funktioniert ähnlich wie die Mitfahrzentralen, die Plätze im Auto vermitteln. Piloten, die für den Erhalt ihrer Fluglizenz regelmäßig eine gewisse Zahl an Flugstunden nachweisen müssen, geben im Vorfeld ihre designierten Flugziele, Flugdaten und die Zahl freier Plätze bekannt. Potenzielle Passagiere nennen ihre angestrebten Reiseziele. Die Mitflugzentralen bringen dann beide zusammen, sofern die Ziele und das Reisedatum sich decken. Alternativ können Passagiere auch Gesuche für bestimmte Strecken einstellen, auf die sich dann Piloten melden können.

Geflogen wird in der Regel in kleinen Propellermaschinen, die zumeist maximal drei Passagiere zuladen können. Bei einigen Anbietern bestimmen die Piloten den Flugpreis; bei den meisten Mitflugangeboten liegen die Tarife jedoch zwischen 100 und 180 Euro pro Stunde. Damit zahlen die Gäste anteilig die Kosten für Kerosin, Start- und Landegebühr sowie gegebenenfalls für das Anmieten der Maschine, sofern der Pilot kein eigenes Flugzeug besitzt.

Die meisten Maschinen heben von kleinen Flughäfen ab. Was den Vorteil bietet, dass es hier kein formelles Einchecken, keine Gepäck- oder Passkontrolle gibt. Auch genügt es häufig, wenige Minuten vor dem Abflug vor Ort zu sein. Also, Parkplatz suchen, zum Flugzeug gehen, Koffer einladen, einsteigen und abheben. Allerdings gibt es für das Gepäck Beschränkungen, da das Gewicht, das zugeladen werden darf, vom jeweiligen Flugzeugtyp abhängt.

Beim Mitfliegen gibt es „das etwas andere Fluggefühl“ gratis dazu. Man fliegt in einer kleinen Maschine, sitzt unmittelbar neben oder hinter dem Piloten, hört den Motor brummen und erlebt das Fliegen aus einer ganz anderen Perspektive. Eine positive Begleiterscheinung ist zudem die bessere Sicht während des Fluges. Denn die kleinen Maschinen fliegen stets unter 4.000 Metern Höhe, so dass herrliche Panoramablicke genossen werden können.

So spannend Mitflugangebote anmuten, sie haben auch den einen oder anderen Nachteil: Ein Bordservice entfällt natürlich komplett. Es gibt keine Toilette über den Wolken und Speisen und Getränke müssten im Bedarfsfall selber mitgenommen werden. In den meisten Fällen starten die kleinen Maschinen nur bei gutem Flugwetter. Zudem liegt das Gros der Flugziele innerhalb Deutschlands. Nur wenige grenzübergreifende Flüge sind im Angebot.

Sollten sich über die Suchmaschine der Mitflugzentralen kein passendes Angebot finden, lohnt sich oft ein Anruf direkt bei einem der dort gelisteten Piloten. Denn nicht wenige Flüge kommen auch auf diesem Wege zustande. Auch Zwischenstopps und Änderungen der geplanten Route sind hier und da durchaus verhandelbar.

Informationen und Angebote: Mitflugbörse (www.mitflug-boerse.de); Mitfluggelegenheiten (www.eddh.de); Mitflugzentrale  (www.mitflugzentrale.de); Mitflugzentrale Hamburg (www.fairlines.de) sowie unter www.mitflieger-gesucht.de.