
Wer sich schon immer gefragt hat, wie es sich wohl anfühlt, auf hoher See zu residieren wie in einem königlichen Palast, dem sei nun geholfen. Mit einem Einstiegspreis von schlappem 22.500 Euro pro Nacht – also umgerechnet einem Kleinwagen pro Übernachtung– bietet die Skyview Regent Suite an Bord der Seven Seas Prestige ein maritimes Erlebnis der Extraklasse für all jene, die zum Geldadel zählen und sich beim Anblick eines normalen Luxuskreuzfahrtschiffes allenfalls gelangweilt räuspern. Exakt 817 Quadratmeter auf zwei Etagen bekommt der geneigte Hobbyseefahrer mit der prall gefüllten Börse für den Schnäppchenkurs exklusiv zur Verfügung gestellt.
Ein schwimmender Palast mit dem fahlen Beigeschmack, dass sich an Bord womöglich noch weiterer, wenn auch weniger betuchter Geldadel befinden mag. Denn der 77.000 Tonnen schwere Ozeanriese, der ab Dezember 2026 zu insgesamt 13 Reisen in die Karibik und nach Europa in See stechen soll, bietet insgesamt 822 Gästen Platz. Und es steht zu befürchten, dass Regent Seven Seas Cruises das Kontingent am liebsten voll umfänglich ausschöpfen möchte. Hinzukommen die gut 630 Crew-Mitglieder.
817 Quadratmeter große Suite

Allein der Gedanke bremst die Motivation, die Skyview Regent Suite für ein paar Wochen zu buchen, bei dem einen oder anderen ein wenig aus. Schließlich möchte man, wenn man schon königlich residiert, nicht permanent Gefahr laufen, dem gemeinen Fußvolk beim Bordspaziergang über den Weg zu laufen. Oder schlimmer noch, Neureichen, für die es gerade einmal zu einer einfachen Luxussuite reicht.
Andererseits muss man ja nicht unbedingt über das Schiff stolzieren. Um Frischluft zu tanken oder die Aussicht zu genießen, könnte der zur Skyview Regent Suite gehörende, 344 Quadratmeter große Balkon durchaus als Ausweichfläche herhalten. Große Sprünge lassen sich mit Blick auf die Belegung in der Skyview Regent Suite derweil eher nicht unternehmen. Lediglich zwei Schlafzimmer und zweieinhalb Bäder stehen zur Verfügung, wobei das halbe Bad durchaus ein Mysterium bleibt.
Hochgenuss in Flaschenform

Ein freitragendes Treppenwunder sorgt neben dem privaten Aufzug für den standesgemäßen Aufstieg, während ein exklusives Fitnessstudio mit Sauna selbstverständlich nicht fehlen darf. Wobei eigentlich davon auszugehen ist, dass derjenige, der sich solch eine Suite leistet, seinen persönlichen Trainer und Ernährungsberater ohnehin mit im Gepäck hat.
Wahre Juwele sind nicht nur die verglaste Bar oder der formelle Speisebereich – nein, es ist The Study: Ein privater Speiseraum für bis zu zwölf Personen. Denn nur hier lässt sich zusammen mit seinem innersten Zirkel ernsthaft darüber diskutieren, ob der 1994er Château Margaux tatsächlich das gewünschte Bouquet entfaltet. Dazu gesellen sich Dom Pérignon Champagner, Rémy Martin Louis XIII Cognac und Kaviar-Service, damit der Gaumen nicht zu kurz kommt.
Umfangreiches Luxuspaket

Natürlich darf daneben die persönliche Betreuung nicht fehlen: Ein privater Butler, tägliche Spa-Behandlungen, ein Chauffeur samt Reiseleiter in jedem Hafen und – für die wirklich wichtigen Dinge im Leben – ein Schuhputzservice runden das Paket ab. Und weil Luxus nicht nur sichtbar, sondern auch riechbar sein muss, gibt es eine exklusive Duftkollektion für die Suite. Man kann sich also nicht nur fühlen wie ein König, sondern auch riechen wie einer.
Die klingt ein wenig nach Luxus-Folter und wäre eigentlich ein Fall für Amnesty International. Bleibt nur eine Frage: Wenn man all das hat – verlässt man die Suite überhaupt noch? Oder verbringt man die gesamte Kreuzfahrt damit, sich von der freischwebenden Badewanne ins handgefertigte Bett zu rollen, während der Butler diskret die Canapés nachfüllt?
Kreuzfahrt-Klischees über Bord geworfen

Notorische Nörgler werden nun anmerken, für den Preis eine Eigentumswohnung pro Woche können man schneller und durchaus komfortabel fliegen – oder zumindest eigenständig in Richtung Karibik navigieren. Doch für alle, die sich den Spaß leisten können: Viel Vergnügen beim Umherwandern durch die knapp 817 Quadratmeter große Seeresidenz, die es zweifelsfrei ermöglicht, den Beweis anzutreten, dass eine Kreuzfahrt nicht nur aus Buffet, Barmusik und Glücksspiel bestehen muss. Weitere Informationen unter www.rssc.com.

Buchtipp für entspannte Tage auf Kreuzfahrtschiffen
Zum dritten Mal heißt es „Leinen los!“ mit dem bekannten fränkischen Kreuzfahrtautoren Stefan Schöner. Nach den erfolgreichen Kurzgeschichtenbänden „Urlaub auf hoher See“ und „Mehr Urlaub auf hoher See“ beweist seine neue Sammlung an Kurzgeschichten mit dem Titel Viel mehr Urlaub auf hoher See, dass kein Mangel an heiteren und skurrilen Begebenheiten herrscht, die Schöner mit einem Augenzwinkern erzählen kann. Ob es sich um die Leistungen der Reedereien und ihrer Mitarbeiter dreht, ob er und seine Frau sich in Hindernisse internationaler Bürokratie verwickeln, sich mit widerborstigen Reedereien auseinandersetzen oder ob ihn die Tücke des Objekts in einen Kampf mit einem Badezimmermülleiner zwingt – Stefan Schöner beobachtet scharf und erzählt seine Abenteuer mit dem bekannten feinsinnigen Humor. Und wie immer liefert er Einblicke in den Betrieb eines Kreuzfahrtschiffes und die Abläufe einer Branche, die immer noch nach ihren eigenen, ganz besonderen Regeln lebt – und dies unabhängig vom Geldadel auf See.
Erhältlich ist der 136 Seiten starke Band Viel mehr Urlaub auf hoher See (ISBN 978-3-939408-56-7) von Stefan Schöner für 10,99 Euro im Buchhandel oder versandkostenfrei direkt beim Westflügel Verlag.

Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.