Saint Omer: Ein wunderbares Stück Nordfrankreich

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Der Stolz und das Wahrzeichen von Saint-Omer: die Kathedrale Notre Dame. (Foto Pascal Morès)

Saint Omer ist ein regelrechter Geheimtipp im Norden von Frankreich: Mit den von Vauban errichteten Befestigungen und den Fassaden aus dem 18. Jahrhundert ist die Stadt bekannt geworden. Nach einer glanzvollen Zeit im Mittelalter wurde die Stadt 1678 dem Königreich Frankreich zugesprochen. Von Kriegen weitgehend unberührt, ist Saint Omer sehr gut erhalten und die architektonische Vielfalt lockt Kulturhungrige.

Im Zentrum prägt seit 800 Jahren die Kathedrale Notre Dame das Stadtbild. Sie ist das gotische Glanzstück des Nord-Pas de Calais und wartet mit einem echten Rubens und dem Kenotaph des heiligen Omers auf. Ganz in der Nähe befindet sich der Jardin public, ein öffentlicher Park mit den Stadtmauern des Festungsbaumeisters Vauban.

Im Jahre 2014 war die Stadt in aller Munde, als man in der städtischen Bibliothek ein Exemplar des First Folio Shakespeares mit den gesamten Theaterstücken fand. Es handelt sich um das in Frankreich zweite gefundene Exemplar von weltweit rund 230 Exemplaren. Die Bibliothek ist bekannt für seltene Schriften und beherbergt auch ein Exemplar der Gutenbergbibel.

Vor den Toren von Saint Omer liegt das Sumpfgebiet Audomarois. (Foto Carl)
Vor den Toren von Saint Omer liegt das Sumpfgebiet Audomarois. (Foto Carl)

Im Musée de l’Hôtel Sandelin können Besucher den Reichtum Flanderns in einem geschichtlichen Abriss bewundern. Das elegante Stadthaus aus dem späten 18. Jahrhundert beherbergt Sammlungen der Malerei und des Kunsthandwerks. Das beliebte italienische Theater auf dem Grand Place in Saint Omer wird im Jahr 2018 wieder eröffnen.

Vor den Toren der Stadt liegt das Sumpfgebiet Audomarois, das seit dem Jahre 2013 unter UNESCO-Schutz steht. Die Gegend ist eine einzigartige Naturschönheit und darf sich als eine von insgesamt 610 Stätten in 117 Ländern mit der Auszeichnung „Man and Biosphere“ schmücken. Die naturbelassenen Sümpfe des Audomarois sind ein geradezu magischer Ort und das Ökosystem ist bemerkenswert.

Auf 3.700 Hektar, davon 700 Kilometer reines Flußgebiet, sind rund 1.700 Arten an Flora und Fauna identifiziert worden. Besucher können allein mehr als 300 Pflanzenarten und über 210 Vogelarten entdecken. Auf über 440 Hektar kultivieren Bauern über 50 verschiedene Gemüsesorten.

Prächtiger Blickfang: die Kathedrale Saint-Omer mit Vorplatz. (Foto Anne-Sophie Flament)
Prächtiger Blickfang: die Kathedrale Saint-Omer mit Vorplatz. (Foto Anne-Sophie Flament)

Mit der UNESCO-Auszeichnung wurde das Engagement der Gemeinden belohnt, die die nachhaltige Entwicklung der Torfmoore und des Küstengebiets seit über zehn Jahren zum Ziel haben. Das Gebiet soll geschützt werden, doch die Lebensgrundlage der Bevölkerung, wie der Gemüseanbau oder die Fischerei soll erhalten bleiben. Umgeben von 140 Kilometern feinen Sandstränden und wilden Dünen zeigt die Region Nord-Pas de Calais damit eine seiner schönsten Perlen.

Wer das Audomarois in all seinen Facetten erkunden will, sollte sich das Maison du Marais vornehmen. Auf über 2.000 Quadratmetern werden ständige sowie temporäre Ausstellungen gezeigt, um den Sumpf „atmen, berühren und sehen“ zu können. Gemäß diesem Motto dürfen Besucher auch das 8.000 Quadratmeter große Außengelände erleben, wo Parks, Gärten und Kanäle viel Spaß und außergewöhnliche Erlebnisse versprechen.

Wichtige Lebensgrundlage der Region ist der Gemüseanbau im Audomarois. (Foto Laurent But)
Wichtige Lebensgrundlage der Region ist der Gemüseanbau im Audomarois. (Foto Laurent But)

Das Maison du Marais ist Ausgangspunkt für verschiedene Ausflüge z.B. per Boot auf dem traditionellen und typisch flachen Bacove oder mit dem Kanu auf dem 170 Kilometer langen Kanalsystem. Erlebnishungrige finden sich in einem unglaublich reichen Naturgebiet wieder, Radtouren inklusive.

Eindrucksvoll sind aber auch die Gemüsegärten entlang der Wasserwege, denn auf 440 Hektar sind immer noch rund vierzig Familien als Gemüsebauern aktiv. Mit fünf Millionen Stück pro Jahr hält der Blumenkohl den Rekord. Man findet allerdings mehr als 50 verschiedene Gemüsesorten, beispielsweise Karotten, Artischocken und Endivien, die man gleich vor Ort kaufen kann. Das Audomarois ist ebenso das letzte Torfmoor, das in Frankreich für Gemüseanbau genutzt wird!

Das Museum „La Coupole“ liegt fünf Kilometer entfernt von Saint-Omer im Departement Pas-de-Calais und zählt zu den eindrucksvollsten baulichen Überresten des Zweiten Weltkriegs in Europa. Die ehemalige V2-Raketenbasis von Helfaut-Wizernes hat 71 Meter Durchmesser und eine Wanddichte von 5 Metern, in Stahlbau wiegt der Bau 55.000 Tonnen. Die Angriffspläne der Deutschen sahen innerhalb von 24 Stunden den Abschuss von 50 Raketen auf London vor.

La Coupole. (Foto Anne-Sophie Flament)
Museum an einem geschichtsträchtigen Ort: La Coupole. (Foto Anne-Sophie Flament)

Im Juli 1944 wurden die Bauarbeiten eingestellt, da der Druck der Alliierten auf die Front in der Normandie stärker wurde. Es wurde keine einzige V2 Rakete von der Coupole abgeschossen. Die Coupole beherbergt heute ein Museum mit zwei Ausstellungen: eine zur Entwicklung und Geschichte der stratosphärischen Rakete vom vernichtenden Flugkörper bis zur Trägerrakete für Weltraummissionen, die andere zum 2. Weltkrieg und insbesondere zur Besatzung Nordfrankreichs von 1940 bis 1945.

Inzwischen können Besucher von dieser ehemaligen Abschussbasis aus zu einer Entdeckungsreise in den Weltraum aufbrechen. Im Vorführsaal mit 360°-Leinwand und revolutionärer 3D-Technik ist die rasante Reise an Bord der Saturn V zum Mond oder zum Planeten Mars ein unvergessliches Erlebnis für die ganze Familie. Weitere Informationen unter www.nordfrankreich-tourismus.com

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