Ein Türöffner für die prachtvollen Palazzi dei Rolli

Inmitten der prachtvollen Altstadt von Genua finden sich nicht weniger als 42 historische Stadtpaläste. (Foto Stefana Goldberg)
Inmitten der prachtvollen Altstadt von Genua finden sich nicht weniger als 42 historische Stadtpaläste. (Foto Stefana Goldberg)

In dem Gassengewirr von Genua ducken sich gleich eine Reihe an stolzen Palästen und Herrenhäusern. 42 dieser teils immer noch privaten Stadtpaläste aus dem 16. und 17. Jahrhundert stehen seit dem Jahre 2006 als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO. Dabei repräsentieren die „Palazzi dei Rolli” eine historische, genuesische Besonderheit: sie waren ein System von Übernachtungsstätten in drei Kategorien, in den die Schönen und Reichen, Gekrönten und Geföhnten zur Zeiten der Republik Genua vom Geldadel der Stadt beherbergt und beköstigt wurden.

Die Bezeichnung „dei Rolli“ leitet sich von „Rollo“ ab, was zu Deutsch „Liste“ bedeutet. In diesen Listen waren die Paläste eingetragen. Per Losentscheid wurde abwechselnd eine Adelsfamilie ausgesucht, um die Staatsgäste angemessen zu empfangen. Wobei die Kategorien auch den Stellenwert der Gäste widerspiegelten.

Einige der prächtigsten Stadtpaläste finden sich noch immer entlang der Via Garibaldi. Heute beherbergen diese Prachtbauten Museen, Banken, das Rathaus und die Handelskammer. Hinter den strengen Fassaden verbergen sich vornehme Innenhöfe, liebevoll angelegte Terrassengärten und prachtvoll ausgeschmückte Räume.

Die Palazzi dei Rolli, die zum Großteil üblicherweise für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, öffnen vom 18. bis 20. September 2015 wieder ihre Türen für interessierte Besucher. Während der so genannten „Rolli Days“ werden daher wieder Tausende erwartet, die die prächtigsten Paläste wollen. Im vergangenen Jahr haben mehr als 100.000 Freunde des 16. und 17. Jahrhunderts diese Möglichkeit genutzt.

Einer der Palazzi dei Rolli: das Museo Palazzo Reale,. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Einer der Palazzi dei Rolli: das Museo Palazzo Reale,. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Dabei bekommen die Freunde der Kultur nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören: Am Abend des 18. September erhaschen sie durch die geöffneten Fenster der Paläste in der Piazza Fontane Marose, Via Garibaldi und Piazza della Meridiana einen Blick auf die schmucken Hallen und künstlerischen Fresken. Am 19. und 20. September faszinieren die Paläste mit ihrem prunkvollen Interieur. Begleitet wird die Tour der Paläste vom Palazzo Reale zur Villa Croce von Klanginstallationen der Künstlerin Susan Philipsz.

Zur Historie: Dem neuen Architekturstil der Zeit folgend, erbaute Genuas Adel ab dem 16. Jahrhundert viele prachtvolle Paläste im historischen Zentrum der Stadt. Die Anzahl und die Pracht dieser Häuser führte zu einem aristokratischen Wohngebiet, das im Jahr 1576 durch ein Dekret des Senats zu offiziellen Ehren kam. Demnach wurde eine offizielle Liste der Unterkünfte ausgegeben – auch als Rolli bekannt. Diese hob die Wertigkeit jener Gebäude hervor.

Zentral gelegenes Schmuckkästchen: der Palazzo Tursi in Genua. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Zentral gelegenes Schmuckkästchen: der Palazzo Tursi in Genua. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Das Dekret zwang die Eigentümer der Häuser abwechselnd Staatsbesucher aufzunehmen, da hierfür kein königlicher Palast zur Verfügung stand. Die Gastgeberwohnungen wurden in Übereinstimmung mit dem Rang der Gäste ausgewählt: Je höher der Adelsgrad der Gäste, desto prächtiger musste das Herrenhaus sein. Den wohlhabenderen Familien war somit die Ehre gegeben, den hohen Besuch begrüßen zu dürfen.

Weitere Informationen unter www.visitgenoa.it, www.turismoinliguria.it und www.rolliestradenuove.it.

Wissenswertes über Italiens Nordwesten

Abgerundet werden die "Rolli Days" in Genua durch Live-Musik und Performance-Künster. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Abgerundet werden die „Rolli Days“ in Genua durch Live-Musik und Performance-Künster. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Ligurien liegt im Nordwestern Italiens, im Norden angrenzend an das Piemont, im Südosten an die Toskana und im Westen an Frankreich. Im Süden begrenzt das Tyrrhenische Meer die Region, welche sich in die vier Provinzen Imperia, Savona, Genua und La Spezia gliedert. Auf einer Fläche von  5.400 Quadratkilometern erstrecken sich äußerst kontrastreiche Landschaften und Vegetationszonen. Die über 200 Kilometer lange Küste lässt sich unterteilen in die Riviera di Ponente und Riviera di Levante. Hügel- und Bergland sind den Ligurischen Alpen und dem Apennin zugehörig.

Charakteristisch für Ligurien ist neben den an Steilküsten gelegenen verschachtelten Dörfern und malerischen Küstenorten die unberührte Natur im Hinterland. Badestrände, Wanderrouten, Bergpanoramen und italienische Kultur begeistern Familien, Naturfreunde und Ruhesuchende das ganze Jahr über bei vergleichsweise mildem mediterranen Klima.

Neben klassischen Sehenswürdigkeiten wie der Haupt- und Hafenstadt Genua, der spektakulären Steilküste Cinque Terre, den Gebieten der „Blumenriviera“ und der Halbinsel Portofino ist Ligurien über die Grenzen hinaus bekannt für sein Olivenöl und das berühmte „Pesto alla genovese“. Weitere Informationen unter www.turismoinliguria.it.


{google_map}Genua, Palazzo Bianco{/google_map}