Safety first: Reisemobil sicher beladen

Reisemobil
Bei Fahrten mit dem Reisemobil sollte genau auf die Zuladung und das zulässige Gewicht geachtet werden.

Ein heikles Thema beim Reisen mit dem Reisemobil ist stets die Überladung, denn die Zuladung ist bei vielen Reisemobilen vergleichsweise gering. Wer im Urlaub auf nichts verzichten möchte und den oft großzügigen Stauraum ausnutzt, überschreitet leicht das zulässige Gesamtgewicht. Kontrollen der Polizei zeigen, dass Reisemobilisten häufig mit überladenen Wohnmobilen unterwegs sind. Dies hat Auswirkungen auf das Fahrverhalten und die Sicherheit. Daher sollte man sich gewissenhaft mit diesem Thema auseinandersetzen und einige Ratschläge des TÜV Nord befolgen.

Zuladung berechnen!

Generell sollte man sich vor Reiseantritt über das Gewicht des reisefertigen Fahrzeugs hinreichende Gedanken machen. Das gilt für das eigene ebenso wie für das gemietete Reisemobil. Dabei hilft ein Blick in den Fahrzeugschein. Hier ist das Leergewicht (im Fahrzeugschein unter G) aufgeführt, das nach EU Verordnung 1230/2012 den Kraftstoff, das Frischwasser, das Gas sowie das Gewicht des Fahrers mit 75 Kilogramm umfasst. Nun muss das angegebene Leergewicht von dem zulässigen Gesamtgewicht (im Fahrzeugschein unter F.2) des Reisemobils abgezogen werden und man erhält das Gewicht der Zuladung. Das Leergewicht mit der Zuladung addiert, darf das zulässige Gesamtgewicht nicht übersteigen. Aber Achtung: Durch Zusatzausrüstung kann das tatsächliche Leergewicht erheblich größer sein, als es in Feld G angegeben ist. Es empfiehlt sich, das Leergewicht auf einer Fahrzeugwaage zu bestimmen.

Negative Auswirkungen auf das Fahrverhalten

Auf jeden Fall sollte eine Überladung des Reisemobils vermieden werden. Nicht nur weil man in Deutschland und im Ausland Bußgelder zahlen muss und teils Punkte kassiert, sondern weil im Falle eines Unfalls und einer starken Überschreitung des zulässigen Gesamtgewichtes die Versicherung die Schadensbegleichung verweigern kann. Eine Überladung kann negative Auswirkungen auf folgende Bereiche haben: Lenkansprechverhalten, Traktion, Bremsweg, Kraftstoffverbrauch, Beschleunigung, die Tragfähigkeit des Reifens, Wankneigung, Verschleiss und Versicherungsschutz.

Ein klassisches Beispiel

Reisemobil
Mit dem Reisemobil lassen sich traumhafte Orte anfahren, aber bei zu viel Gewicht auich Albträume erleben.

Viele Reisemobile mit einem zulässigen Gesamtgewischt von maximal 3,5 Tonnen haben eine Länge von rund sieben Metern und einen großen Überhang zwischen Hinterachse und Heckschürze. Diese Fahrzeuge schwenken nicht nur stark aus, sondern haben auch bei einer Überladung große Probleme. Im hinteren Bereich befindet sich eine große Heckgarage, die gerne bis in die letzte Ecke vollgepackt ist. Darüber hinaus ist vielfach am Heck oft ein Fahrradträger montiert. Hier können bis zu vier Fahrräder transportiert werden. An einigen Reisemobilen sind auch Träger für Kleinkrafträder montiert, deren Eigengewicht hoch ist und die u.a. teils schwere Motorroller aufnehmen. In dem Heckbereich wird in diesem Fall nicht nur die Hinterachse überdurchschnittlich belastet und eventuell auch die Achslast überschritten, sondern es wirken Hebelkräfte, die die Vorderachse entlasten. Verfügt nun das Reisemobil über Frontantrieb, wie die meisten Reisemobile, kommt es durch das „Anheben“ der Vorderräder zu Traktionsproblemen und eine Veränderung der Lenkansprechverhalten. Beim Anfahren am Berg oder auf rutschigem Untergrund sind die Auswirkungen sofort spürbar. Assistenzsysteme wie ASR oder Traction Plus sollen helfen, diese Probleme zu minimieren.

Sinnvolles Verstauen und Ladungssicherung

Hat man das Gewicht erst einmal im Griff, gilt es die Reiseutensilien richtig zu verstauen. Um die Wankneigung des Reisemobils zu reduzieren, sollten schwere Gegenstände stets unten verstaut werden. Verfügt das Wohnmobil über einen Doppelboden, so werden diese schweren Utensilien in dem Doppelboden zwischen den Achsen gelagert. In die Hängeschränke gehören nur vergleichsweise leichtere Gegenstände. Generell dürfen keine Gegenstände offen und frei herumliegen. Im Falle einer Notbremsung oder eines Auffahrunfalles würden die ungesicherten Gegenstände nach vorne katapultiert werden und könnten so weiteren Schaden anrichten. Gleiches gilt auch für den Hund, der bei der Fahrt am besten in einer fest installierten Hundebox befördert werden sollte.

Was muss wirklich mit?

Bereits beim Kauf eines Reisemobils entscheidet der Käufer über das spätere Gesamtgewicht und die Zuladung, denn angegeben wird stets das Leergewicht ohne Zubehör. Generell haben MiniCamper, Campingbusse und kompakte Kastenwagen seltener ein Problem mit der Zuladung. Sie haben ohnehin nicht so viel Platz, um Dinge zu verstauen. Bei der Zusammenstellung eines „Wunsch-Reisemobils“ treibt nicht nur eine höhere Motorisierung, sondern insbesondere das Zubehör das Gewicht in die Höhe. Hierzu zählen u.a. Anhängerkupplung, Fahrradträger, Markise, Klima-Anlage für den Wohnbereich oder eine Satelliten-Anlage. In den Prospekten der Hersteller oder bei der Konfiguration im Internet ist das Mehrgewicht aufgeführt und muss dazu gerechnet werden. Bei der Campingausstattung kann man viel Gewicht einsparen. Ein gutes Beispiel sind Campingstühle und der Campingtisch, die es in allen Gewichtsklassen gibt. Ebenfalls kann man durch Alugasflaschen einige Kilos sparen. In der Regel werden mehr Dinge als tatsächlich benötigt durch die Gegend gefahren. Hier kann man sicherlich abspecken. Apropos Speck! Der Vorrat an Lebensmitteln ist mitunter groß und so manche Heckgarage gleicht einem Kiosk, mit Getränkekisten aus der Heimat! Es ist sinnvoll den Wassertank erst am Urlaubsort aufzufüllen. In heißen Reiseregionen sollte man ohnehin den Frischwassertank nie komplett auffüllen, denn aufgrund der Wärme und der längeren Verweildauer können sich schneller Keime bilden. Daher sollte man öfter geringere Mengen auffüllen!

Kaufentscheidung Zuladung

Komfort vor Ort führt oft dazu, dass zu viel eingeladen wird.

Beim Kauf eines Reisemobils oder bei der Anmietung spielen für Käufer oder Mieter viele Ausstattungsmerkmale eine entscheidende Rolle. Die Anzahl der Sitz- und Schlafplätze, die Bettgröße, die Größe der Nasszelle, das Innendesign, die Ausstattung und schließlich der Gesamtpreis sind vielfach die entscheidenden Kaufkriterien. Selten wird beim Kauf die Zuladung thematisiert! Die aufgeführten kritischen Punkte zeigen, dass man sich durch eine überlegte Fahrzeugwahl beruhigende Freiräume bei der Zuladung schafft. Ein kompakter Kastenwagen bietet in der Regel eine höhere Zuladung als ein größeres Modell.

Mit dem Reisemobil auf die Waage

Einige Tage vor Reiseantritt sollte man mit dem gepackten Reisemobil auf eine Waage fahren. Nach Absprache darf man problemlos die Waage vom Baustoff- oder Landwirtschaftshandel nutzen. Die geringe Gebühr ist dann gut angelegt. Überschreitet man das zulässige Gesamtgewicht muss eine Streichliste her. Gemeinsam muss überlegt werden, was wirklich mitgenommen werden muss und wie Gewicht einspart werden kann! Mit einem geringeren Gewicht fährt man leichtfüßiger über die atemberaubenden Panoramastraßen in den Alpen oder die kleinen Küstenstraßen, entspannter über die Autobahnen und hat auf der feuchten Wiese eines Campingplatzes die gewünschte Traktion.

Checkliste

  • Wie hoch ist das Leergewicht und das zulässige Gesamtgewicht des Reisemobils?
  • Wie hoch ist entsprechend die Zuladung?
  • Über welches (schwere) Zubehör verfügt das Wohnmobil, das nicht im Leergewicht erfasst ist?
  • Wie kann ich Gewicht einsparen?
  • Welche Lebensmittel müssen tatsächlich mit und was kann ich in der Urlaubsregion einkaufen?
  • Was kann ich umrüsten (z.B. Alugasflaschen statt Stahlgasflaschen)?Benötige ich den vollständigen Inhalt des Frischwassertanks oder reicht eine Teilfüllung?
  • Ist der Abwassertank leer?